Kanalkommentar vom 02. Juli 2004

Portugal – Griechenland (0:1)
Aus – aus – aus – das Spiel ist aus! Deutschland ist… Nein – das war gestern vor genau fünfzig Jahren. Deutschland ist diesmal gar nichts – Griechenland ist der neue Europameister! Nach dem "Wunder von Bern" gab es jetzt auch das "Wunder von Lissabon". Musste man eigentlich diesen ganzen Aufwand betreiben? Die EM begann mit Portugal gegen Griechenland und sie endete drei Wochen später mit der gleichen Begegnung und einem ähnlichen Ergebnis. Dazwischen mühten sich 14 weitere Mannschaften in 29 Partien ab. Gebracht hat es ihnen nichts. Selbst die ausgeschiedenen Halbfinalisten Holland und Tschechien fühlen sich wie die größten Verlierer. Ihnen geht es nicht anders als vielen anderen, ehemals ruhmreichen Fußballnationen. Im Endspiel standen zwei vergleichsweise kleine Länder, die auch im Fußball noch nie was Großes gerissen haben. Beide können sich wie große Sieger fühlen, obwohl der damals noch bei Bayer Leverkusen spielende Holländer Eric Meijer einmal sehr treffend nach einer erneuten finalen Bayer-Pleite sagte: "Es ist nichts scheißer als Platz zwei." Das konnte man in den Gesichtern der portugiesischen Spieler ablesen. Nun ist es entschieden: Ottos Griechen haben sich die zehn Kilo Silber geholt. Eine Standardsituation in der Offensive hat ausgereicht, dem portugiesischen Favoriten das Genick zu brechen. Kopfloses Anrennen der Portugiesen in der zweiten Halbzeit brachten die Abwehrrecken der Hellenen nur ganz selten in Verlegenheit. Insofern muss man von einem verdienten Sieg sprechen. Portugal hatte alle Vorteile auf seiner Seite, ist aber an der Last des Favoriten quasi kollabiert. Eusebio stand traurig mit weißem Frotteehandtuch bei der Siegerehrung. Gerne hätte er seinen Landsleuten goldene statt silberner Medaillen umgehängt. Es hat nicht sollen sein. Griechenland feiert Rehakles und seine Helden. Glückwunsch Otto – tanz heute deinen Sirtaki!

Über Tops und Flops wurde während der letzten Wochen genug gesprochen. Aus Kanalarbeitersicht haben wir die ganz persönlichen Highlights dieser EM einmal aufgearbeitet und hier kurz zusammengefasst. Aus deutscher Sicht wird diese Europameisterschaft noch ein wenig nachwirken. Die Spieler geht das alles nichts mehr an. Die haben sich nach ihrem "Erfolg" in den wohlverdienten Urlaub verdrückt. Wohin? "Ich fliege irgendwo in den Süden – vielleicht nach Kanada oder so", wie damals Mehmet Scholl nach der verpatzten EURO 2000 ausführte. Die echten "Krisenmanager" des deutschen Fußballs bleiben derweil zu Hause. Heute tagt in Frankfurt das DFB-Präsidium, um die weitere Trainersuche abzustimmen. Es wird wohl so kommen, wie von uns bereits vermutet: Alle Kandidaten springen so nach und nach noch rechtzeitig auf den Baum (Hitzfeld, Daum, Rehhagel, Matthäus, Magath, Heynckes, Finke, Olsen, Hiddink, Wenger) – übrig bleiben Werner Lorant und Rudi Gutendorf. Halt – uns fällt noch einer ein: Bora Milotinovic! Der nahm schon mit 14 verschiedenen Nationalmannschaften als Trainer an WMs teil und möchte noch weitere Länderpunkte sammeln. Deutschland fehlt ihm noch und der deutschen Sprache soll er auch mächtig sein. Kürzlich bestellte der sogar in fließendem Deutsch an der EM-Bar die Getränke für seinen künftigen Chef "Schnapsdrossel" Mayer-Vorfelder. Das war auch der eigentliche Grund, warum dieser letzte Pate des deutschen Fußballs mit seinem mehrfach gelifteten Ehegespinst noch so lange in Portugal sein Unwesen trieb. Immerhin weiß er jetzt, was "Prost" auf portugiesisch heißt:

Eusebio!

P.S.: Die Kanalarbeiter bedanken sich beim Organisator und wünschen allen Tipperinnen und Tippern in 2006 entweder genau so viel Erfolg wie diesmal oder ein besseres Händchen beim Auswürfeln der Ergebnisse. Und nicht vergessen: Deutschland ist dann garantiert wieder mit dabei! Bis dahin dürfen wir uns vielleicht über Erfolge richtig guter deutscher Mannschaften freuen – von den Fußballdamen und Handballherren zum Beispiel!

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