Recht früh in der Saison trafen sich in diesem Jahr
die beiden Traditionsmannschaften von der Hebbel- wiese und aus
Kirchbarkau zum alljährlichen Clasico. Dank des milden Winters
präsentierte sich der Rasen in der Achtern-Diek-Landbier-Arena schon in
sattem Grün. Und obwohl noch keine richtig frühlingshaften Temperaturen
herrschten, hatte sich eine Rekordkulisse von 12 Zuschauern am
Karfreitag eingefunden, um die gut aufgelegten Teams zu begrüßen,
darunter auch zahlreiche Gästefans. Umfangreiche Bauarbeiten im Bereich
der Gegengerade zeigen, dass der SV Kirchbarkau der Popularität dieses
Fußballklassikers Rechnung trägt und nun sogar VIP-Logen einrichten
will. Provinz war gestern, jetzt will auch Kirchbarkau in die Champions
League! Pünktlich um 19:00 Uhr erfolgt der Anpfiff. Ersatz- coach André hat seiner Mannschaft ein modernes 4-1-3-2-System verordnet, mit Jens als vorderer und Boyke als hängender Spitze, sowie drei offensiv ausgerichteten Mittelfeldspielern. Durch frühes Pressing zahlt sich der Mut des Trainers zunächst auch aus: Die Hebbelkicker übernehmen die Initia- tive und üben sofort nach Spielbeginn Druck auf die zunächst noch etwas ungeordnet erscheinende Ab- wehr der Gastgeber aus. In der 5. Minute kann Jens den Ball kurz vor der Strafraumgrenze geschickt auf Boyke zurück legen, doch streicht dessen strammer Schuss aus 20 m Entfer- nung knapp rechts am Tor vorbei. Kurz danach die zweite dicke Chance: Boyke passt auf Frank, dessen Schuss wird abgefälscht und fliegt knapp über den Kasten des Kichbarkauer Torhüters. Es sieht nach einem einseitigen Spiel aus, doch dann kommen die Gastgeber... Nach einer knappen Viertelstunde Spielzeit stehen plötzlich die Hebbelkicker unter Druck. Immer wieder landet der Ball im Strafraum und Lars kann als Turm in der |
Abwehrschlacht den Ball nur noch
unkontrolliert raushauen. Es folgt postwendend stets die nächste Flanke
in den 16er, aber ohne Erfolg. Auch Eckbälle sind gefährlich, aber wenn
Lars nicht klären kann, fängt Torwart René den Ball sicher ab. Nach
Mitte der ersten Halbzeit beruhigt sich das Spiel, meist bleiben die
Angriffsversuche bereits im Mittelfeld hängen, keine der beiden
Mannschaften kann das Spielgerät mehr gezielt in den Strafraum zum
eigenen Mann bringen, das Spielniveau verflacht. Erst kurz vor der
Pause gibt es noch zwei Highlights: Gastspieler René kann sich auf
Rechtsaußen durchsetzen und flankt in den Strafraum, doch streicht
Azzedins Direktabnahme knapp über die Latte. Wenn aus dem Spiel nichts
klappen will, vielleicht dann über Standards? Für einen Freistoß aus
bester Position an der Strafraumgrenze hat Coach André den
schussstarken Boyke eingeteilt, doch schnappt sich Azzedin einfach den
Ball, läuft an und... - versemmelt kläglich. André will ihn daraufhin
sofort auswechseln, doch wird Azzedin durch den Pausenpfiff gerettet. In der Pause gibt es eine konzentrierte, lautstarke Traineransprache: Das System wird nochmals umgestellt, Boyke wird ins offensive Mittelfeld beordert, um zusammen mit der zusätzlichen Spitze Azzedin mehr Druck nach vorne aufzubauen. Tatsächlich läuft der Ball zunächst nun einige Minuten flüssiger durch die Reihen der Gäste, aber Gefahr kommt keine auf, denn die Spitzen bleiben stumpf: Jens und Azzedin können sich nicht gegen die eingespielte Abwehr der Gastgeber durchsetzen. Aber auch von Kirchbarkau kommt wenig Kreatives. Beiderseits gehen die Bälle viel zu oft schnell verloren, das Leder wird hoch nach vorn gebolzt und kommt genauso schnell wieder zurück. Guter Fußball sieht anders aus, dieses planlose Gebolze |
erinnert mitunter
an F-Jugend-Spiele. Die ersten Zuschauer wandern bereits ab. Nur noch wenige Höhepunkte halten die verblie- benen Besucher wach: Nach einer Ecke in der 70. Minute streicht Boykes Schuss von der Strafraum- grenze rechts am Tor vorbei. Zehn Minuten später stolpert Azzedin mit dem Ball auf den gegnerischen Torwart zu, doch kann dieser problemlos klären. Und in der vorletzten Minute versucht sich Ingo nach starkem Flankenlauf von Ralph an einem Flugkopfball und scheitert kläglich. Zumindest seine Knochen bleiben aber heil. Dann kommt der Abpfiff. Kurz vorher hatte Regen eingesetzt, ganz so als wolle Petrus schnell den Wolkenschleier des Vergessens über dieses relativ niveauarme Spiel legen. Nach dem Duschen lassen beide Mannschaften im Vereinsheim der Gastgeber das Spiel noch einmal Paroli laufen. Null zu Null, das hatte es zwischen dem SV Kirchbarkau und den Hebbelkickern noch nie gegeben. Aber einen Sieg hatte keine der beiden Mannschaften heute verdient, darüber herrscht beim Bier schnell Einigkeit. Die Hebbelkicker sind unzufrieden: Im dritten Jahr hintereinander sieglos in Achtern-Diek-Landbier-Arena - wird Kirchbarkau vom Lieblings- zum Angstgegner? Mit einer Leistung wie heute (nur René, Lars und Micha brachten Normalform auf dem Platz) wird sich an der trüben Bilanz so schnell nichts ändern lassen. Dabei hatte Coach André doch alles richtig gemacht, stets positionsgerecht gewechselt und auch die richtige Aufstellung gewählt. Woran hat es also gelegen? Warum lief kaum etwas richtig zusammen? Was muss im nächsten Jahr besser gemacht werden? Fragen über Fragen, die sich die Hebbelkicker da selbst ins Osternest gelegt haben... |