www.hebbelkicker.de EM-Tippspiel AKTUELL
Tabelle und Kommentare
Teilnahme Spielregeln Teilnahme-
Formulare

ENDSTAND
im Tippspiel
(01.07.2012, 22:40h, nach 31 von 31 Spielen)

Fettdruck:
Gewinnränge (Auszahlung)
Letzter Platz: Rote Laterne (Flasche Rotkäppchen-Sekt)

Platz           Name          Punkte
nn
1
2
3
4
5
6

8

10





16



20
21

23

25


28


31


34

36



40




45


48







56


59




64





70


73
74

76

78



82
83



87
88
89
90

92
93



Kirsten Fahl
Jeroen Groeneveld
Klas Lackschewitz
Matthias Gröger
Nils Stein
Martin Weinelt
Boyke Feddersen

Helen & Verena Dethlefs
Sven Nielsen
Robert Spielhagen
Anna Jacobsen
Imke Scheel
Günter Riemenschneider
Olaf Schäfer
Hiroshi Kawamura
Sabine Lange
Gerd Pilates
Bennet Juhls
Claudia Didié
Sven Petersen
Stefan Wetzel
Maciej Telesinski
Achim Pfüller
Borko Borkowski
Finn Petersen
Ralph Hansen
Moritz Kayma
Annette Christoph
Michael Klages
Melissa Gabler
David Poggemann
Lisa Christoph
Johann Klages
Bernd Christoph
Jörn Geletneky
Jörg Geldmacher
Mikkel Dethleff
Martin Frank
Christoph Ruholl
Frederik Dethlefs
Rüdiger Stein
Simon Pilates
Ingo Bergmann
Christina Kayma
Olaf Schuldt
Paul Schneeberg
Marian Rüffer
Jens Hölemann
Jan Scholten
Roland Friedl-Schulz
Michael Berger
Nicole Biebow
Tim Klages
Jonathan Lackschewitz*
Patrick Reichert
John Reijmer
Henning Bauch
Ove Krüger
Philip Scholten
Alex Schimanski
Sven Geletneky
Winfried Hebold-Heitz
Nick & Nicole Gabler
Karen Volkmann-Lark
Oliver Baumgartner
Dieter Höffmann
Nicolas Van Nieuwenhove
Heiko Hanß
Henriette Kolling
Jan-Malte Wolfsdorf
Fynn-Cedric Bach (X)
Christoph Wagner
Lotte & Edgar Borkowski
Christian Hass
Martin Kordowski
Merle Lackschewitz (X)
Team Wergner
Azzedin Ait Brahim
Hardy Jacobsen
Sönke Bock (-3)
Hannø Kinkel*
André Kaiser (-3)
Jochen Dreger
Gerd Unger-Schneeberg
Dirk Dethleff
Lea Friedl-Schulz
Dieter Piepenburg
Christian Rodde
Tobias Christoph
Dorothea Bauch
Jan Petersen
Andreas Ulrich (X)
Norbert Dregger (X)
René Kaiser (X)
Torben Struve
Michaela Bessmann

85
70
68
67
65
64
64

63
63
62
62
62
62
62
62
61
61
61
61
60
58
58
57
57
56
56
56
55
55
55
53
53
53
52
52
51
51
51
51
50
50
50
50
50
49
49
49
48
48
48
48
48
48
48
48
47
47
47
46
46
46
46
46
45
45
45
45
45
45
44
44
44
43
42
42
41
41
40
40
40
40
39
38
38
38
38
37
36
35
34
34
31
30
30
30
30

(X) Keine Endrundentipps abgegeben (keine Wertung für die Rote Laterne)
(-3) Punktabzug wegen falsch ausgefüllten Tippscheins (Beispiel nicht gesehen?)
* = Teilnahmegebühr noch nicht bezahlt. Zahlungstermin wurde vereinbart.



EM-Abschluss-Kommentar und die Tops und Flops der EM

Liebe Tippspieler/innen,

die EM 2012 ist vorbei und es gibt zwei überlegene Sieger: Kirsten Fahl hat mit einem Riesenvorsprung das Tippspiel gewonnen und die Spanier das Turnier. Herzlichen Glückwunsch! Zwei mal EM-Titelverteidigung, zwei mal nicht überraschend. Kirsten gewann schon 2008 und wurde Vierte bei der WM; die Spanier haben schon 2008 und ... - ach, das muss ich nicht noch mal durchkauen. Im Tippspiel war es zumindest bis zum Ende spannend. Klas sah lange wie der sichere Sieger aus, hatte sich dann aber genau wie und mit Jogi verzockt: Das deutsche Aus im Halbfinale war auch das Ende von Klas' Erfolgsserie. Am Ende blieb immerhin noch Platz 3. Jeroen hatte sich zwar mit seinen Vorabtipps auf die Käseroller vom Nordseestrand (nein, ich kann und will mir das Grinsen nicht verkneifen :-)) ordentlich vertan, danach aber alles richtig gemacht. Matthias hat sich mit einem Sicherheitstipp selbst um Platz 3 gebracht: Ein konsequenter Tipp auf Spanien und Italien im Finale nicht nur über die Ergebnisse, sondern auch beim Tipp der beiden Finalisten hätte ihn noch einen Platz höher klettern lassen. Die ganz große Überraschung in den Gewinnrängen ist aber Nils, der bei seiner ersten Tippspielteilnahme gleich Platz 5 erreichte und damit sein Grundschüler-Taschengeld kräftig aufbessern konnte.  Auf Mama sind es immer noch 20 Punkte Rückstand, aber Papa (wie üblich im Nirgendwo des Mittelfeldes gelandet) hat er gleich mal locker abgehängt...  Insgesamt wohnt in Bremen zwar die beste Familienmannschaft, aber ich bin selbst auch nicht unzufrieden: Die Plätze 8, 10 und 40 geben noch einen guten Durchschnitt.
Die Rote Laterne wird diesmal sogar doppelt vergeben: Michaela stürzte nach guten Mittelfeldplätzen 2008 und 2010 diesmal ganz böse ab und Torben... - nun ja, was soll man dazu sagen? Täglich Lamm in Minzsoße oder Fish & Chips - kein Wunder, dass da der Fußballverstand über die Themse geht...

Was bleibt von dieser EM? Ganz bestimmt die Gewissheit, dass Spanien weiter das Maß aller Dinge bleibt. Das 4:0 im Finale war sicher etwas zu hoch und ermöglicht durch den kurz nach der Halbzeit nur noch zu Zehnt spielenden Gegner, aber auch mit 11 Mann hätten die Italiener keine Chance gehabt. Sie waren nur im Singen besser. Die Überlegenheit der Spanier wirft schon wieder die Frage auf, wie man der iberischen Ballmaschine beikommen kann. Daran werden alle anderen Mannschaften jetzt 2 Jahre lang arbeiten. Jogi hat es mit einer extrem jungen Mannschaft versucht, die möglichst einen Hochgeschwindigkeits-Kombinationsfußball spielen soll. Prinzipiell eine gute und auch erfolgreiche Idee, aber für den Turniersieg reicht das nicht, da muss man auch abgezockt sein. Ein gleichmäßig gut besetzter Kader ist sicherlich von Vorteil, aber aufstellen kann ein Bundestrainer doch immer nur die besten 11 Mann. Zuviel herumspielen mit den ach so vielen guten Spielern sollte er nicht, diese Lektion hat jetzt hoffentlich auch Jogi Löw gelernt. Und abgezockt geht übrigens anders... Es bleibt die Frage nach der richtigen Taktik gegen die Spanier. Soll man es mit ganz ähnlichem Spielsystem versuchen oder ganz anders? "Nur wer schön spielt, gewinnt den Titel!" sagte Jogi Löw vor der EM im 11Freunde. Weil er genau von diesem Vorsatz abwich und sein System den Italienern anpasste, verlor er das Halbfinale. Ob es gegen Spanien besser gelaufen wäre? Wer das Finale gesehen hat, wird es bezweifeln.

Und sonst? Was wird uns von der EM in Erinnerung bleiben? Wesentliche taktische Neuerungen gab es nicht, sieht man mal von spanischen 4-6-0-System ab, das aber eher aus der Not geboren war, weil David Villa verletzt fehlte. Zumindest erstaunlich war die Auferstehung der Italiener als europäische Fußballmacht nach dem Vorrundendebakel von 2010. Und auf einmal spielen sie sogar Angriffsfußball! Im deutschen Team fiel außer Khedira niemand durchgehend positiv auf. Die Fußballwelt wird sich fragen, ob die deutsche Mannschaft nach 2010 nicht sogar einen Rückschritt gemacht hat. Seien wir ehrlich: Der Sieg gegen Portugal war am Ende glücklich; gegen Holland hat auch Dänemark gewonnen, da zählt der deutsche Sieg also nicht sooo viel; gegen Dänemark selbst hätte es auch schief laufen können, wenn der Schiri korrekt gepfiffen hätte. Und gegen Griechenland 2 Tore zu kassieren, ist auch nicht gerade eine Auszeichnung. Als dann aber der erste richtige Gegner kam, verließen den Bundestrainer der Mut und das Glück. Diese EM hat uns also nicht wirklich weiter gebracht.

Zum Schluss noch die Standard-Rubriken der Tops und Flops dieser EM:

 
Die EM-Tops 2012:

- Polen und die Ukraine. Am Ende hat doch alles geklappt. Von Organisationsmängeln war nicht viel zu hören und zu lesen. Gut gemacht!

- Tom Bartels und die irischen Fans. Die Iren waren das schwächste Team dieser EM, aber sie hatten die besten Fans. Friedlich und fröhlich sangen sie ihrer Mannschaft bei und nach den Spielen aus tausenden Kehlen ihre Lieder voller Stolz und Freude darüber, beim größten europäischen Fußballfest dabei gewesen zu sein. Und Tom Bartels (ARD) hörte andächtig zu und quatschte nicht dazwischen.

- Mehmet Scholl. Sachkundige und durchaus persönlich gefärbte, frische Kommentare mit viel Selbstironie. Noch nie ist das statische Spiel eines Mario Gomez so gut charakterisiert worden.

- Die schönsten Tore:

• Roman Pawljutschenkos 4:1 gegen Cechien: Frisch eingewechselt, gleich die Vorlage zum 3:1 gegeben und dann der große Auftritt: Houbnik an der Strafraumgrenze 4x hintereinander schwindelig gespielt und dann das Ding einfach reingehauen.

• Mario Gomez' 1:0 gegen Holland: Mit dem Rücken zum Tor mit links angenommen, elegant gedreht und mit rechts sicher vollendet. Schweinsteiger staunte...

• Danny Welbecks 3:2 gegen Schweden: Die Flanke von rechts im Fünfmeterraum in der Luft mit der rechten Hacke ins Tor gelenkt. Artistisch!

• Mario Balotellis 2:0 gegen Irland: In der Schlussminute die Flanke von rechts als Seitfallzieher gefühlvoll ins Netz gehauen.

• Zlatan Ibrahimssons 1:0 gegen Frankreich: Die Flanke von der rechten Seitenlinie aus dem Stand als Seitfallzieher ins Tor gedroschen. Auch die Hakennase kann Balotelli!

• Die cool in die Tormitte gechipten Elfmeter von Pirlo gegen England und Ramos gegen Sportugal. Panenka grinst sich eins.

• Schon wieder Balotelli: Sein 2:0-Knaller unter die Latte von Manuel Neuers Tor beendete Deutschlands Titelträume. Und sein 1:0-Kopfball ein Viertelstündchen vorher war auch sehenswert.

• Die beiden ersten Tore der Spanier im Endspiel durch David Silva nach knallharter Flanke von Fabregas und durch Jordi Alba nach seziermesserscharfem Pass von Xavi. Und das alles sah aus wie im Training...

 
Die EM-Flops 2012:

- Polen und die Ukraine. Etwas mehr als jeweils das Vorrunden-Aus hatten wir von den Gastgebern schon erwartet.

- Die Fernsehregie der UEFA: Vorher aufgenommene und scheinbar live eingespielte Szenen eines spaßigen Bundestrainers und einer zu Tränen gerührten Dame brauchen wir nicht. Genauso wenig wie alle 30 Sekunden eine Einblendung von dämlich in die Kamera jubelnden bunt gekleideten Fans. Zeigt uns Fußball!

- Das Inflations-Wort "sensationell". Der Wortschatz von Fußballreportern ist begrenzt, schon klar... Aber ist deshalb jede Parade eines scharfen und platzierten Schusses durch Manuel Neuer gleich "sensationell!"? Also etwas Überraschendes, mit dem man absolut nicht rechnen konnte? Steht der Kerl nicht im Kasten genau deshalb, weil die Trainer wissen, dass er solche Bälle halten kann? Wo ist da die Sensation? Das Gleiche bei wunderbar in den Lauf der Mitspieler gezirkelten Pässen von Iniesta und Xavi: Haben wir das nun nicht schon oft gesehen und bewundert? Ist das wirklich noch "sensationell!"? Es gibt auch noch Worte wie z.B.: Großartig, toll, meisterhaft, phantastisch. Es wäre geradezu sensationell, wenn wir die mal wieder hören würden.

- Die ZDF-Usedomina und ihr blonder (blondierter?) Teddy. Katrin Müller-Hohenstein laberte sich um Kopf und Kragen und zeigte eine erschreckende Unkenntnis von Fußballfakten. Beispiele gefällig? "Pierluigi Buffon" (der Mann heißt Gianluigi), "Ballitello" (Balla-Balla, oder was?), "...nur noch zwei verbliebene italienische Weltmeister 2006, nämlich Buffon und Pirlo..." (ein Blick in die Annalen hilft: de Rossi spielte 2006 im Finale mit und verwandelte im Elfmeterschießen sicher). Damit das klar ist: Ich zahle ordentlich meine Fernseh- und Rundfunkgebühren und will Leute hinter dem Mikro sehen, die von Fußball was verstehen und nicht nur Stichwortgeber für Titanen spielen. Höhepunkt des Desasters war KMHs Weigerung am Samstagabend, in Anwesenheit von Toni Schumacher und Olli Kahn einen Tipp fürs Finale abzugeben, angeblich wegen ihrer "Neutralität". Hallo? Was glaubt sie denn, wer sie ist? War sie fürs Finale als Schiedsrichterin eingeteilt, oder was? Das Publikum buhte vernehmlich, aber KMH lächelte das einfach weg. Hoffentlich findet sich ein Verantwortlicher beim ZDF, der ihr ebenso lächelnd das Mikro wegnimmt und den selbstverliebten Ex-Titanen gleich auch entsorgt.


So, das soll es gewesen sein. Der Bundesliga-Spielplan ist schon raus, bald zeigt das Bayerische Sportfernsehen - nein, sorry, das heißt ja inzwischen Sport1... - also bald bald gibt es in den Spartensendernen wieder Testspiele des FC Bayern gegen den SV Hintertupfingen oder die Sportfreunde Obergiesing zu sehen. Dann ist wieder Fußball-Alltag angesagt. Doch 2014 ist Weltmeisterschaft. In Brasilien! Das ist doch mal ein Wort... Und es gibt dann natürlich wieder ein Tippspiel. Wer inzwischen die Emailadresse wechselt, möge mir das mitteilen.

So, das war's nun wirklich für 2012, eigentlich... Es fehlt natürlich noch der Bericht vom EM-Rundgang auf der Kieler Woche. Den spare ich mir aber für die Woche nach dem Urlaub auf. Die Kieler Woche ist nun auch schon fast 2 Wochen vorbei; es kommt jetzt auf ein paar weitere Tage auch nicht an. Und die Bandbreite der Internetverbindung hier auf dem Campingplatz auf der Île d'Oleron läßt eh keinen Versand großer Dokumente zu. Ihr hört also noch von mir. Bis dahin erholt sich von der EM

mit sportlichen Grüßen,

Robert



Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 24 (Sonntag, 1. Juli 2012)

 „Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom

 Olli & Katrin (Zimmer 1)

Katrin:   Ich bin schon ganz hippelig. Heute Abend beginnt das große Finale. Spanien gegen Italien. Und das auch noch live bei uns im ZDF.

Olli:   Ich bin auch froh, wenn das alles vorbei ist. Allein, dass ein Oliver Kahn hier in dieser Bruchbude Gelsenkirchener Barock ertragen muss – und das als ehemaliger Bayernspieler. Und dann erst dieses quietschende Doppelbett.

Katrin:   Wieso? Ich finde, wir sind uns deswegen auch menschlich sehr viel näher gekommen. Und außerdem ist noch lange nicht Schluss mit uns beiden.

Olli:   Wie meinst du das jetzt?

Katrin:   Hast du denn gar nicht mitbekommen, dass unsere Quoten von Tag zu Tag immer besser werden? Und heute beim Endspiel werden die noch mal richtig durch die Decke schießen. Das ist dann ein innerer Reichsparteitag für mich.

Olli:   Na, du kommst ja auch aus Nürnberg. Aber meinst du nicht, dass die steigende Quote vielleicht irgendwie auch mit den Fußballspielen im Zusammenhang stehen könnte?

Katrin:   Nein, überhaupt nicht. Ich finde, Fußball wird bei dieser EM total überbewertet. Wir beide machen einfach einen fantastischen Job hier in Heringsdorf und das noch bei Wind und Wetter.

Olli:   Du meinst also ernsthaft, dass die Leute dieses Gehampel auf der Schwimmbühne und Fähnchen schwenkende Zuschauer davor wirklich sehen wollen? Und vielleicht noch als Zugabe diese aufgedrehte Laptop-Tussie, die angeblich vierundzwanzig Stunden am Tag in irgendeinem Netz unterwegs ist. Hoffentlich fangen sie die mal mit ‘nem richtigen Netz ein und dann ab dafür in die Ostsee.

Katrin:   Pfui, Oliver! Das siehst du viel zu negativ. Ich habe gerade mit unserem Intendanten in Mainz gesprochen. Ab nächste Woche gehen wir mit unserem revolutionären Format „ZDF-Fernsehstrand“ bis Ende September täglich eine Stunde lang auf Sendung. Wir haben dann auch tolle Künstler wie Andrea Berg und Gottlieb Wendehals mit dabei. Und du moderierst dann das Torwandschießen für die Zuschauer. Wir bleiben also erst mal hier auf Usedom. Was sagst du dazu?

Olli:   Das ist nicht dein Ernst, KMH.

Katrin:   Oliver, so hast du mich noch nie genannt. Und warum hast du plötzlich so fiese große Augen?

Olli:   Damit ich dich besser fixieeeeren kann.

Katrin:   Und warum hast du jetzt auch noch so große haarige Ohren?

Olli:   Damit ich dich besser oooorten kann?

Katrin:   Und warum hast du nur so furchtbar spitze lange Zähne?

Olli:   Damit ich dich besser …

Katrin:   Hiiilfeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!

Olli:   Iiiiiiiiiiich! Tiiitaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan!!!

 


Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 23 (Samstag, 30. Juni 2012)


„Hotel Ukraina“, Kiew

Franzl & Uwe (Suite 11)


Uwe:   Moin Franz, wann kann ich denn ins Badezimmer?

Franzl:   Da musst‘ a bisserl warten, Uwe. Unsere Ehrenpräsis sitzen noch zusammen in der Badewanne. Wenn du willst, kannst‘ den beiden Sportsfreunden a Quietscheenterl bringen. Gut dass wir die Suite von den Klitschko-Brüdern bekommen haben. Sonst wär’s doch ziemlich eng hier geworden, wie in der Jugendherberge.

Uwe:   Oder wie bei den Italienern im Strafraum. Da war auch immer kein Durchkommen.

Franzl:   Richtig, Uwe. Aber was sollt‘ ich denn machen? Ich konnt‘ die beiden doch nicht auf der Parkbank in Warschau wohnen lassen. Und bei den Italienern hat sich über die Jahre auch nichts verändert. Hinten dicht und vorne kontern. Da haben sich unsere Jungs leider die Zähne ausgebissen. Aber wieso soll’s denen besser ergehen als uns damals. Wenn ich daran denke, tut meine Schulter noch heute weh. Morgen geht’s für uns beide aber noch amol ins Stadion, Uwe. Finale Spanien gegen Italien – dös wird bestimmt a Gaudi!

Uwe:   Gegen wen spielen wir denn? Schon wieder gegen die Engländer? Der Bobby Charlton ist wirklich ein feiner Fußballer.

Franzl:   Nein, Uwe. Für Deutschland ist die EM leider vorbei. Und die Engländer sind auch schon draußen, weil die immer noch keine Elfmeter schießen können.

Uwe:  Bei uns wurde früher gelost. Da haben meistens die Italiener gewonnen.

Franzl:   Ja, die hatten immer einen guten Draht nach ganz oben oder kannten zumindest den Losverkäufer, die alten Mafiosi. (Telefon klingelt) Ja, hallo? Bist du’s wieder, Kevin? Nein? Wer? Aha! Grüß Gott! Aha! Aha! Ja moi! Na denn schaun ‘mer mal. Pfüati! (legt wieder auf) Das war diesmal für dich, Uwe.

Uwe:   War das der Charly Dörfel?

Franzl:   Nein, Uwe – das war ein Benjamin Sowieso – so oan Gärtner und Zulukrieger aus Südafrika. Der sagt, dass du vor zwoa Jahren deine Vuvuzela da in diesem Hotel vergessen hast, wo unsere Mannschaft damals übernachtet hat. Weißt noch, Uwe, da hinten im Busch, wo sich Löwe und Nilpferd gute Nacht sagen. Der hat dieses komische Blasrohr im Blumenbeet beim Umgraben gefunden und fragt jetzt, wo er‘s hinschicken soll.

Uwe:   Hör mir bloß damit auf! Mit diesen verdammten Uweseelers fing damals doch alles an. Überall in den Stadien und auf der Straße. Immer dieses fiese Brummen und Dröhnen in den Ohren. Und das den ganzen Tag. Das macht einen völlig fertig. Dann lieber Verlängerung in Mexiko bei vierzig Grad und in zweitausend Metern Höhe. Als mir dann einer so ein Höllending in die Hand drückte, habe ich das Teil nachts im Hotelgarten verbuddelt. Hat keiner gemerkt, hat aber auch nichts genützt. Seit der WM bin ich ziemlich ballaballa im Kopf. Irgendwas stimmt nicht mehr so richtig im Oberstübchen. Und warum haben sie die Dinger bloß nach mir benannt?

Franzl:   Ja, Uwe. Diese furchtbaren Sachen gehören einfach verboten. Wie überhaupt diese ganzen Pyromanen und Hooligans. Das werden wir in der FIFA-Task-Force demnächst amol in Singapur besprechen. Dann führen wir auch den Chip im Ball und höhenverstellbare Tore ein. Der Fortschritt muss schließlich auch im Fußball weiter gehen und der Kaiser ist immer vorne dabei.

Uwe:   Wo findet eigentlich die nächste EM statt? Ich durfte ja nie bei einer mitmachen. Der Herberger hat uns immer nur WM spielen lassen.

Franzl:   Drüben in Frankreich. Und die nächsten WMs sind in Brasilien und Russland, Uwe.

Uwe:   Russland - da sind wir doch schon.

Franzl:   Nein, hier war früher Russland, jetzt heißt das aber Ukraine. Die haben sich vor’n paar Jahren getrennt.

Uwe:   Das kenne ich. Die beiden Brüder von Adidas und Puma haben am Ende auch nicht mehr miteinander gesprochen. Schlimm ist so was! Ich finde, in der Familie muss man zusammenhalten.

Franzl:   Das kann uns nicht passieren, Uwe. Du alter Schneeforscher! Zwischen uns beide passt doch keine einzige Kicker-Seite. Jetzt lass uns aber erst amol zünftig Frühstücken. Wird wieder‘n langer Tag heute. Hau‘ mal tüchtig rein, Junge. Du weißt doch: Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch!

Uwe:   Kraft und Knorr – die beiden kenn' ich noch von früher. Die spielten doch bei Altona 93.


 


EM-Kommentar vom 29.06.  -  Halbfinale beim Erzfreund (2)


Donnerstag in Paris. Halbfinale Nummer 2 beim Erzfreund. Ein noch heißerer Tag als der Mittwoch. Selbst auf den Seine-Booten ist es nur schwer auszuhalten, allein das kühle Wasser in den Wasserbecken der Tuilerien und die Klimaanlage in der Orangerie bringen Erfrischung. Monets Seerosen - phantastisch! Dann in St. Germain noch ein Menu. Im TV läuft ein kleiner EM-Rückblick und allerlei europäischer Fußballmix von Cruyff über Klinsmann bis Xavi. Der Kellner fragt, was wir von Ribery halten. Klasse Fußballer, kein Zweifel! Aber die Spanier waren zu gut für die Franzosen, da sind wir uns einig. Am Ende wünscht er uns viel Glück für das Abendspiel. Nette Leute, die Pariser, und unseren längeren Besuch 1940-1944 scheinen sie uns auch nicht mehr übel zu nehmen. Gut zu wissen!

Nun aber schnell mit der Metro wieder zurück zum Place de Vosges im Marais. In der Bar d'Arsenal hatten wir einen großen Fernseher gesehen und bis 21:30h sollte das Warsteiner nur 4,80 Euro kosten - genau das Richtige also für durstige deutsche Fußballfans an einem heißen Sommerabend in Paris. Wir schaffen es erst kurz vor Anpfiff dorthin, unterwegs sind alle Bars und Restaurants voll - hoffentlich gibt es noch Plätze!? Etwa 30 Meter vor unserem Ziel läuft auch ein Fernseher in einer Bar - aber mit Tennis!!! Guckt der gemeine Franzose womöglich lieber kleinen Filzbällen hinterher als dem runden Leder? Entwarnung: Die Bar d'Arsenal ist nicht mal zu 2/3 gefüllt, es gibt Fußball, und wir bekommen sogar noch draußen unter dem Vordach Plätze mit guter Sicht auf die Glotze, in der Phillip Lahm gerade noch irgendein pseudo-staatstragendes Statement in die Kamera quäkt. Dann auch gleich der Anpfiff und beide Teams starten mit Volldampf. Aber bei weitem nicht alle Besucher interessieren sich für das Spiel, die Konversationen laufen weiter wie gehabt. Wo sind wir hier eigentlich? Im April in Wien hatten wir noch Mühe, überhaupt einen brauchbaren Platz in einer Kneipe mit Champions League-Übertragung zu finden. Und hier im Land eines Ex-Europameisters und Ex-Weltmeisters interessiert sich kaum jemand für die EM 2012. Die spinnen, die Gallier!

Immerhin ist das Bier kalt und gut gezapft; langsam kühlen wir runter. Die richtig kalte Dusche kommt aber erst Mitte der ersten Halbzeit: Zwei eiskalte und wunderschöne Balotelli-Tore, technisch wie aus dem Lehrbuch, aber begünstigt - nein! ermöglicht - nein! quasi herbeigeführt durch geradezu unerklärliche Abwehrfehler der deutschen Mannschaft. Stellungsspiel? Nein danke! Beim ersten Tor wird kaum gejubelt in der Bar d'Arsenal, beim zweiten schon mehr, aber inzwischen scheinen sich auch einige Italiener eingefunden zu haben. Auftreten und Spielweise der deutschen Mannschaft bei und seit der WM 2010 nötigen wohl inzwischen auch dem gemeinen Franzosen Respekt ab. Das Spiel nimmt seinen Lauf und das Ende ist bekannt. Wer schon länger Fußball guckt, dem war schon nach dem 0:2 klar, dass da nix mehr geht. Vielleicht gegen Franzosen oder Engländer, aber nicht gegen Italiener. So kommt es auch, die Wechsel zur Halbzeit zeigen nur minutenlang Wirkung, dann steht die blaue Abwehr wieder. Und nach vorn geht es viel zu hektisch. Wer mag, lese sich gern noch mal meine Vorhersagen im Kommentar vom 18. Juni durch. Mehr muss ich dazu nicht sagen

Nur eines noch: Es ist also doch passiert, auch wenn gewisse angebliche Fußballkenner aus Dietrichsdorf den Italienern nach dem Viertelfinale ja gar nichts zugetraut haben... Ein Klasse-Spiel gegen England? Häh?, da war doch gar nichts! Ging schließlich 0:0 aus! Balotelli? Chancentod! Der hat die Dinger doch nur versiebt! Und Pirlo ein großartiger Mittelfeldregisseur und Stratege? Der hat doch fast nur Fehlpässe gespielt! Tja, so können sich auch große Fußballexperten irren. Die Italiener machten nämlich genau da weiter, wo sie gegen England aufgehört hatten. Nur wusste Balotelli diesmal auch, wo das Tor steht...

Im Tippspiel gab es einen dramatischen Wechsel an der Spitze. Kirsten hat Klas mit einem großen Sprung überholt und kann sogar noch mit ihrem Endpiel-Tipp Spanien-Italien (1:0) punkten. Es sieht fast nach einer EM-Titelverteidigung für sie aus, der ersten seit 1996... Aber nur fast, denn Boyke kann mit seinem Endspiel-Tipp (1:2) und seinem doppelten Vorab-Tipp auf Italien als Europameister im Endspurt noch vorbeiziehen. Diese Europameisterschaft wird also tatsächlich erst im Endspiel entschieden. Ich bemühe mich wirklich, den Endstand so schnell wie möglich hochzuladen, aber ich muss erst mal rausfinden, wie ich auf dem Campingplatz am Atlantik eine Verbindung bekomme.

Mit sportlichen Grüßen,
Robert




 


Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 22 (Freitag, 29. Juni 2012)


„Hotel Merkur“, Leipzig

Waldi & Rudi (Zimmer 460)


Waldi:   Basta Finito, Rudi. Deutschland raus gegen Italien. Der ewige Fluch geht weiter. Was sagt der Experte und Italien-Kenner – musste das nun wirklich sein?

Rudi:   Nun fragst‘ du mich schon wieder so einen Sch***. Nein – das musste überhaupt nicht sein. Aber ihr vom Fernsehen habt doch auch nicht dran geglaubt.

Waldi:   Was meinst du damit?

Rudi:   Na, ich mach heute euer Frühstücksfernsehen an. Und was sehe und höre ich da? „Die Fußball EM im Morgenmagazin wird Ihnen präsentiert vom Urlaubsportal www.ab-in-den-urlaub.de“. Meinst du, die Spieler kriegen so was nicht mit. Wenn die das hören, sind die doch gedanklich  schon in den Ferien. Ich sag‘ immer, wenn die Heimatfront bröckelt, dann stimmt‘s auch auf dem Rasen nicht mehr.

Waldi:   Ach, jetzt kommt von dir also die berühmte Dolchstoßlegende. Mein lieber Rudi, und wer präsentiert dieses wunderschöne Urlaubsportal mit grinsendem Gesicht? Dein Ex-Capitano und Bayer-Missverständnis Michael Ballack!

Rudi:   Irgendwie mussten wir den doch von unserer Gehaltsliste bekommen. Damit der nicht weiter auf der Ersatzbank herumnörgelt und schlechte Stimmung verbreitet haben wir für ihn dann ein paar Werbespots und Auftritte im Heidepark Soltau eingefädelt. Aber sei du mal ganz ruhig mit deiner Weizenbierwerbung.

Waldi:   Ich mach jetzt noch mal einen Versuch: Warum hat’s gestern nicht geklappt? War’s die Aufstellung? War’s der Schweinsteiger? War’s der Angriff oder eher die Abwehr?

Rudi:   Es war alles. Und wenn ich an diesen schwarzen Botticelli denke, wie der durch unsere Abwehr gefräst ist, dann wird mir immer noch schlecht.

Waldi:   Das war doch nett anzuschauen, vor allem für unsere weiblichen Zuschauerinnen.

Rudi:   Du denkst immer nur an diesen Fernsehunterhaltungssch***. Wenn man so ein Spiel gewinnen will, dann muss man auch mal Sau sein. Unsere Bubis sind mir viel zu brav, alle vom Bundesjogi weichgespült. Da müssen andere Mittel her.

Waldi:   Du denkst sicher an deine berühmte Schwalbe von Rom.

Rudi:   Das war keine Schwalbe. Der Argentinier hat mich brutal umgehauen. Das hat damals jeder gesehen. Selbst der Maradona hat das später zugegeben.

Waldi:   Schwamm drüber. Lebbe geht weiter und vor allem Waldis Club. Das ist doch das Positive, was wir beide mitnehmen sollten. Und zum ersten WM-Quali-Spiel habe ich auch schon meine neue Mannschaft zusammen: Norbert Blüm, Gunter Gabriel, Atze Schröder, Désirée Nick und Alice Schwarzer. Und als Fußball-Experten nehmen wir …

Rudi:   Nein, bitte nicht mich!

Waldi:   … natürlich einen echten Franken, der wo gleichermaßen überragende Erfolge im Sport und in der Klatschpresse erzielt hat.

Rudi:   Na dann bin ich ja beruhigt. Der Loddar wird’s schon richten.

Waldi:   Ja, meine Damen und Herren. Das war’s für heute und gleichzeitig zum letzten Mal von der Fußball-EM. Bleiben Sie uns weiter treu. Wir sehen uns dann zum nächsten spannenden WM-Qualifikations-Spiel gegen die Färöer-Inseln wieder live aus dem Bayerischen Bahnhof hier in Leipzig. (Telefon klingelt) Ja, hier ist der Waldi. Wen darf ich denn duzen? Ach, der Kevin. Dich gibt’s auch noch. Und denn auch noch in Moskau. Ja, dem Jogi seine Nummer habe ich natürlich. Einwandfrei, der Angriff hat gestern total versagt. Sag‘ mal, beim Spiel gegen die Färöer bräuchten wir noch einen guten Mann für die Ersatzbank mit hoher Einwechselchance. Nein, nicht direkt für das Spiel sondern für meinen Club. Was ist, wenn der Loddar wieder ‘ne neue Frau kennenlernt oder Nationaltrainer in Grönland wird. Bei Waldis Club ist immer ein warmes Plätzchen frei. Brezeln und Weizenbier gibt’s gratis dazu. Hallo, Kevin – bist du noch dran?
 



EM-Kommentar vom 28.06.  -  Halbfinale beim Erzfreund (1)

Ein heißer Tag in Paris. Nachmittags noch in Versailles Glanz und Gloria der Grand Nation besichtigt. Gar nicht mal so schlecht für einen chancenlos ausgeschiedenen Viertelfinalisten... Weniger gut ist, dass nirgendwo mehr im Viertel um unsere Wohnung abends noch Baguette aufzutreiben ist. Muss ja gar nicht frisch sein, um diese Tageszeit... Aber es gibt absolut gar nichts mehr, und für einen Restaurantbesuch ist zu wenig Zeit vor dem Halbfinale. Außerdem sind die weiblichen Fußballfans in der Familie etwas erschöpft und wollen lieber vor dem Spiel noch duschen. Zum Glück sind noch zwei Baguettes von gestern übrig und im kleinen Marché gegenüber gibt es den Zehnerpack Kronenbourg für 6,95 Euro. Da sind zwar nur Handgranatengrößen drin (0,25 l), aber angesichts von 9,60 Euro, die ich vorgestern im Restaurant für den halben Liter bezahlt habe, ergibt das immer noch ein recht gutes Qualität-Preis-Verhältnis. Also gibt es Baguette und diverse Käsesorten, die wir gestern in einem riesengroßen Spezialitätenladen gekauft haben. Lecker! Ach ja, wieso ich das alles aufschreibe, wo es doch eigentlich um Fußball gehen soll? Weil das, was da auf unserer kleinen Glotze läuft, an Aufregung sogar noch die zweite Halbzeit von England-Frankreich unterbietet. Gäääähn.... Eben hat Spanien in der 67. Minute tatsächlich zum ersten(!) Mal aufs Tor der Sportugiesen geschossen. Draußen wird es langsam dunkel. Könnten nicht in der Halbzeit die Zuschauer abstimmen, ob das Elfmeterschießen vorgezogen werden soll? Heute wären wir dann schon durch gewesen. Ich hole mir noch eine Handgranate, aber das Spiel wird dadurch nicht besser. Immerhin tun die Sportugiesen inzwischen etwas mehr fürs Spiel. Das gibt den Kommentatoren Gelegenheit, noch ein paar mal öfter als vorher in Ehrfurcht "ChristiaNO! RonalDO!" zu rufen. Betonung immer auf der letzten Silbe. Eben hat er den x-ten Freistoß über die Kiste geschossen, immerhin technisch super getreten. An solchen Feinheiten müssen wir uns inzwischen festhalten. Gäääääähn... Die Spanier bieten gar nichts. Das Tiqui-Taka findet kaum statt, die Sportugiesen stören erfolgreich. Nur konsequent, dass del Bosque nun sogar Xavi vom Feld holt. Dass wir das noch erleben dürfen... Und dann verballert der Gegelte zwei Minuten vor Schluss noch eine Riesenchance. Abpfiff. Ohne dieses Protokoll wär' ich schon eingeschlafen.

Also gut, dann eben Verlängerung. Da werden die Spanier am Ende der ersten Hälfte sogar noch wach und haben zwei ganz gute Chancen. Geht den Sportugiesen die Luft aus? Der Gegelte fällt im Zweikampf mit Xabi Alonso hin und schauspielert so lange am Boden, bis der Schiri pfeift. Was für ein elendes Gewürge! Da hilft auch die vierte Handgranate nicht. Am Ende steht es verdient 0:0. Nun auch noch Elfmeterschießen. Zwei Sportugiesen vergeben, am Ende gewinnt Spanien durch einen Innenpfosten-beinahe-Billard-Treffer von Fabregas mit 4:2. Und der Gegelte schaut mit fatalistischem Lächeln in den Himmel. Dabei hatte er selbst nicht die Traute, einen der ersten vier Elfmeter zu schießen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Das Beste an diesem Spiel waren die beiden französischen Fernsehreporter. Fachkundig, sachlich, gelegentlich auch emotional, aber ohne blöde Witze. So kam mir das zumindest vor. Ich hatte übrigens Latein in der Schule.

Im Tippspiel bleibt alles beim alten. Klas verteidigt den Vorsprung und Kirsten festigt Platz zwei. Wenn Deutschland das Finale erreicht, ist Klas der Gesamtsieg nicht mehr zu nehmen, ganz egal wie das Finale ausgeht. Scheitert Jogis Team heute, dann wird es im Tippspiel noch mal richtig spannend.

Mit sportlichen Grüßen aus Paris,
Robert





Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 21 (Donnerstag, 28. Juni 2012)


„Hotel Viva Polonia“, Warschau

Loddar & Effe (Zimmer 105)


Effe:   Mensch, Loddar. Heute Halbfinale gegen Italien. Da bist du doch der Super-Experte.

Loddar:   Glar – die Idaliener liechen mir besonders am Herzen. Meine vielen Erfolge mit Inder Mailand, das wo eichendlich gar gein Land ist, sondern eine Stadt und der Weldmeisderdidel in Rom, das wo ebenfalls eine Stadt ist. So was vergisst selbst ein Loddar Maddäus nicht im Geringsden.

Effe:   Wir haben ja noch nie was gegen die Spaghettis gewonnen, wenn‘s um die Wurst ging.

Loddar:   Du Guldurbanause! In die Spagheddis gommen doch gar geine Würsde ‘rein sondern Bolonäse. Und bei die deudsche Niederlache Zweiundachdsich war ich gar nicht auf‘m Blads. Ich war da zwar im Gader, aber der Derwall hat immer nur den Baule Breidner spielen lassen. Und Zweidausendsechs habe ich den Glinsmann mehrfach auf Mehlbochs gesprochen. Der hat aber nie zurückgerufen, das wo ich finde ein Unding ist. Dem war ich wohl zu alt. Gannst du dir das vorstellen? Außerdem hadde der egsdrem was gechen die BILD-Zeidung, da wo ich immer die Golumnen mache.

Effe:   Und was war Siebzig im Jahrhundertspiel. Das wär‘ doch dein Ding gewesen.

Loddar:   Geine Ahnung – da war ich wohl verletzt oder in die Schulferien mit meine Eldern.

Effe:   Wie sieht denn deine taktische Ausrichtung für heute Abend aus?

Loddar:   Dagdig ist ganz wichdich, besonders wenn es gechen die Idaliener gehd. Ich würde mit zwei Dobbelgedden á vier bis fünf Mann im und gurz vor dem Schdrafraum beginnen und den Libero bei Eggen und Wreischdösen zendral ins Dor hineinlechen. Der offensive Mann wird vorne an der Middellinie gebargt. So haben das die Idaliener früher auch immer gemacht. Das nennt man in Fachgreisen Gaddenadschio.

Effe:   Mensch Loddar, du bist‘n echter Trainerfuchs. Fast so wie der Christoph Daum. Gut, dass der nicht auch noch hier bei uns ‘rumgeistert. Dann hätten wir tagelang Schneesturm im Zimmer. Darauf süffeln wir beide jetzt aber‘n doppelten Wodka-Campari. Und hinterher gibt‘s ‘ne zornige Runde Stripp-Poker mit unseren rüstigen Zimmernachbarn Kloppo und Jupp.

Loddar:   Gambari is‘ legger! Und mit dem Globbo und dem Jubb – das wird ‘ne glasse Drainergombedenzrunde. So wird man Eurobameisder!

Effe:   Ja, Loddar, du bist irgendwie immer noch unschlagbar.





Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 20 (Mittwoch, 27. Juni 2012)

 
„Hotel Viva Polonia“, Warschau

Kloppo & Jupp (Zimmer 106)


Jupp:   Schade, dass der Otto und die Beate gestern ausgezogen sind. Die waren ja nach dem Aus ihrer Griechen leider nicht mehr zu halten – ab in den warmen Süden! Mit denen konnte man so schön Doppelkopf spielen. Das tat nach dem vielen Fußball mal ganz gut.

Kloppo:   Aber auch nur, weil du im Vergleich zu deinen Bayern gelegentlich auch mal ‘ne Runde gewonnen hast. Ich glaube, unsere beiden Neuen von nebenan stehen wohl mehr auf Poker.

Jupp:   Ach, du meinst den Lothar und den Stefan. Früher im Trainingslager haben die immer nur Mau-Mau gespielt. So ändern sich eben die Zeiten.

Kloppo:   Übrigens Spiel: Was für ein geiles Tor von unserem Marco gegen die Griechen: BVB vier – Bayern null!

Jupp:   Nun hör aber mal auf! Erstens wird der Reus rechnerisch noch bei meinen alten Gladbachern geführt und zweitens war das Tor von meinem Bayern-Philipp doch viel schöner. Und wie war das gleich mit deinen tollen Erfolgen früher als Spieler in der Regionalliga und dann in Liga Zwo beim Karnevalsverein? Erzähl doch mal.

Kloppo:   Ist doch geschenkt. Mach doch nicht auf beleidigte Leberwurst, nur weil du in der Steinzeit irgendwann mal Welt- und Europameister warst. Außerdem ist Mainz doch Kult. Wir singen Humba-Humba-Humba-Tätärää Tätärää Tätärää!

Jupp:   Und was war mit dem Champions-League-Titel als Trainer?

Kloppo:   Jetzt kommst du mit dieser Asbach-Nummer. Da hatten dich Reals  Spanier doch vorher schon rausgeschmissen. Das war’n Abschiedsgeschenk der Spieler an dich.

Jupp:   Immerhin spielen morgen wieder deutlich mehr Bayern als Dortmunder gegen die Italiener.

Kloppo:   Dass du immer das letzte Wort haben musst, Don Juppo. Aber ich muss doch sagen, dass dir dein neuer Bart wirklich sehr gut steht. Wenn Deutschland tatsächlich Europameister wird, bekommst du von mir einen Philips-Rasierer mit Langhaarschneider geschenkt. (Telefon klingelt) Ja, hallo. Bist du’s Mats wegen der Aufstellung morgen. Soll ich die wieder ins Internet stellen? Nein, du bist es gar nicht? Kevin aus Moskau! Wie geil ist das denn? Ja, ich finde auch, dass der Jogi viel zu defensiv spielen lässt. Ein paar Stürmer mehr würden uns gut zu Gesicht stehen. So ein 3-2-5-System, das wäre doch was. Tolle Idee, Kevin. Ich melde mich nächste Saison wieder bei dir. Wir sehen uns dann irgendwann in der Champions-League oder im Aktuellen Sport-Studio. Bleib sauber!

 



Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 19 (Dienstag, 26. Juni 2012)

 
Lazienki-Park, Warschau

Theo & MV (Parkbank am Ententeich)


Theo:   Na, dann haben wir jetzt wohl unsere EM-Endstation hier in Warschau erreicht. Kein Hotelzimmer – keine Chance auf eine Ehrenkarte beim Halbfinale – keine Hoffnung auf irgendwas. Mir reicht’s! Morgen früh geht’s für mich zurück nach Altendiez. Die eine Nacht auf dieser Parkbank werde ich auch noch überstehen.

MV:   Mach‘s scho wieder schlapp? So e Europameischterschaft isch kei Urlaub auf’m Ponyhof. Jetsch haue mir ersch mal d’Italiener weg und dann geht’s direkt insch Finale.

Theo:   Das wäre dann aber fernab in Kiew. Ich steige doch nicht noch mal in diesen stinkenden russischen Schlafwagen und stehe mir hinterher beim Public Viewing stundenlang die Füße wund.

MV:   Mir komme scho noch ins Stadion. So e Affäreprofi wie mir hat schon ganz and’re Sach gedeichselt.

Theo:   Mir fällt da ihre glorreiche Bundestrainerfindungskommission von 2004 ein.

MV:   Da hat’s vorher auf‘m Zimmerle a paar Viertele zu viel gebe. Ja und – dann isch de Klinschmann komme und alles war gut. VauEffBee forever!

Theo:   Jedenfalls sind wir mit Ihrem großartigen Krisenmanagement direkt auf dieser Parkbank gelandet.

MV:   Die isch doch frisch g’striche und mir sind an d’saub‘re polnische Luft. Ab morge wird alles besser. Der Bayern-Franzl stellt in sei Hotelzimmerle e Gäscht‘bett auf und am Samschtag fliege mir alle zusamme mit uns‘ Uwe im Helikopter nach Ruschland zum Finale. Isch des nichts?

Theo:   Diese merkwürdige Luftnummer gefällt mir überhaupt nicht. Meinen Sie wirklich?

MV:   Als Ehrepräsident‘ müsse mir beide da hinfliege, Doc Holiday.

Theo:   Herr Müller-Wohlfarth, das kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. Wir sollten es vielleicht mal mit ‘ner Doppelspitze versuchen.

 




Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 18 (Montag, 25. Juni 2012)

 
„Hotel Viva Polonia“, Warschau

Otto & Beate (Zimmer 105)


Beate:   So, mein lieber Otto, die EM ist für uns beide nun zu Ende. Wurde auch wirklich Zeit. Bei dem Mistwetter hier in Polen gingen mir langsam die trockenen und sauberen Sachen aus. Dein Griechenanzug riecht, ehrlich gesagt, auch schon ein bisschen streng unter den Achseln.

Otto:   Das ist nun mal meine Dienstkleidung. Ich hätte ja jederzeit wieder auf die Trainerbank der Hellenen berufen werden können.

Beate:   Hätten die das mal gemacht. Gegen Deutschland war das ja  einwandfrei wohl gar nichts. Das waren griechische Ruinen gegen blühende deutsche Landschaften oder so ähnlich.

Otto:   Ich fand die antike Taktik von diesem Spiritos Santos gar nicht einmal so schlecht. Der Fehler war aber, dass er bei seinen Spielern die Zügel zu lang gelassen hat. Die Griechen haben zwar die Demokratie erfunden. Aber nur, wenn du die demokratische Diktatur einführst, kannst du mit denen überhaupt was gewinnen, so wie ich 2004.

Beate:   Mein Oberstratege Rehakles.

Otto:   Nur so kann es gehen. Da muss endlich Zug rein. Ich hab‘ damals bei denen die preußischen Tugenden eingeführt: vorm Mittagessen aufstehen, beim Training auch mal laufen, höchstens eine Flasche Wein am Tag und vor drei Uhr morgens ab ins Bett. Die haben am Anfang ganz schön geschluckt, meine griechischen Helden. Nach dem Trainingslager im Weserbergland sahen die plötzlich aber alle aus wie Achilles oder Hektor. Jetzt hat dort leider wieder der alte Schlendrian Einzug gehalten.

Beate:   Der Kerl saß doch auf der Tribüne gleich neben der Merkel.

Otto:   Meine Zuckerschnecke, da musst du was verwechseln. (Telefon klingelt) Ja, hier Rubens – äh ich meine Rembrandt. Ja, natürlich bin ich‘s, der Otto. Ich melde mich immer mit Decknamen. Hier im Osten wird doch alles abgehört. Ja, Kevin – ich hoffe, es geht dir gut auf Schalke. Ach, du bist jetzt in Moskau... Wie einst der große Napoleon – herzlichen Glückwunsch. Nein, die Nummer vom Jung-Kollegen Löw hab‘ ich auch nicht. In meiner Telefonliste hab‘ ich nur Trainer, die schon mal was gewonnen haben. Ja – ich halte dich auch für einen großartigen  Stürmer. Hast du schon mal an Griechenland gedacht? Ich könnte da vielleicht was machen. Für die bist du mit Ü30 im perfekten Alter und das mit dem Pass kriegen wir auch noch irgendwie hin. Unter der Voraussetzung würde ich den traurigen Haufen sogar noch mal übernehmen. Kevin, wir werden dann unter Brasiliens Sonne 2014 zusammen Weltmeister. Da kommst du doch auch her, oder? Das Klima da unten müsste dir liegen. Hallo, bist du noch dran?

 


EM-Kommentar vom 25.06.

Liebe Tippspieler/innen,


schon haben wir das Viertelfinale hinter uns - jedes Spiel ein Endspiel! Und besonders interessant: Der Kampf der Systeme. Jeder der vier Halbfinalisten hat sein eigenes, und es wird spannend werden, zu sehen, wer sich am Ende durchsetzt. Die Sportugiesen hatten nach 20 Minuten die Cechen im Griff, es schien nur eine Frage der Zeit, wann das Führungstor fallen würde. Auch wenn ich es - wie viele andere - nicht gern zugebe: Der gegelte Egozentriker mit der 7 war bester Mann auf dem Platz und hat (endlich?) mal zeigen können, dass er es auch in wirklich wichtigen internationalen Begegnungen drauf hat, Spiele im Alleingang zu entscheiden, wenn auch erst spät. Das muss man anerkennen. Man kann aber auch erkennen, dass in keiner der anderen verbliebenen Mannschaften eine solche Abhängigkeit von einem Spieler existiert. Sportugal ist CR7. Ohne ihn ist das ein Durchschnittsteam und sicher nicht besser als Russland oder Dänemark. Und mögen muss man den Muskelsprinter nun wirklich nicht...

Die Spanier haben einen völlig gegensätzlichen Ansatz. Hier ist das Team der Star, hier drehen zehn technisch perfekte Fußballkünstler und ein Klassetorwart so lange an den Zahnrädern einer geölten Ballmaschine, bis das runde Ding irgendwann im Tor ist. Jeder Gegner versucht, diese Maschine irgendwie zu stoppen, aber halbwegs erfolgreich waren bisher nur die Italiener mit unerwartet frischem Offensivspiel und die Kroaten mit konzentriertem Stören der spanischen Ballstafetten kurz hinter der Mittellinie. Die Franzosen dagegen fanden kein rechtes Mittel. Einzig Ribery mit seiner Schnelligkeit und Technik schien etwas ausrichten zu können, aber auch er rieb sich schließlich auf. Es war zwecklos. Das lange gehaltene 1:0 täuscht vor, dass die Froggies eine Chance gehabt hätten. Dem war nicht so - diese Chance war niemals wirklich realistisch vorhanden. Die spanische Maschine läuft weiter Richtung Titelverteidigung. Und Sportugal wird sie nicht stoppen können, dafür ist die Mannschaft viel zu heterogen.

Viele hoffen nun, dass die deutsche Mannschaft die Spanier im Finale besiegen kann. Dazu muss sie aber erst mal dorthin kommen. Die biederen Griechen waren wahrhaftig kein Prüfstein, haben aber immerhin Schwachstellen aufgezeigt. Boateng ist einfach immer für ein Kurzzeitnickerchen gut, sei es bei der Bewachung seines Gegenspielers vor dem Tor, sei es beim Einschätzen von vorbeisprintenden Außenstürmern. Er bleibt ein Schwachpunkt und Löw hat offenbar auch keinen besseren Mann für rechts hinten. Glaubt jemand im Ernst, dass Boateng das 1:0 der Spanier verhindert hätte? Nur mal zur Erinnerung:  Ein genial getimeter Vertikalpass von Iniesta auf links, Jordi Alba ist schneller als sein Gegenspieler (Debuchy) und setzt sich auf der linken Flanke kurz vor der Torausline durch, guckt und flankt in den Rückraum, wo Xabi Alonso winkt und wartet und großartig aus ca. 12 m gegen die Laufrichtung des Torwarts einköpft. Ein Tor über 3 Stationen fürs Lehrbuch! Ich sage: Mit Boateng statt Debuchy hätte es bestenfalls Elfmeter für Spanien gegeben. Hier ist und bleibt eine deutsche Schwachstelle. Aber das deutsche Team hat natürlich auch Stärken. Der Ball läuft schnell durch die Reihen, die Spieler sind zweikampfstark in der Offensive und technisch gut im Abschluss. Und sie haben inzwischen die Geduld, auf den richtigen Moment zu warten, auf den mitlaufenden Kollegen, auf den in die Lücke sprintenden Mitspieler. Das ist gut und auch schön anzusehen, die Lauffreude erzeugt Druck, und das deutsche System ist eine Mischung aus Technik und Physis, weniger Kurzpass-Tiqui-Taka als bei den Spaniern, einfach schneller auf den Abschluss angelegt. Mit dieser Taktik können potenziell alle defensiv auftretenden Mannschaften geschlagen werden und das war ja auch Löws Absicht. Auf den Konterfußball von 2010 haben sich die Gegner nämlich inzwischen eingestellt, also muss Dominanz in Tore umgemünzt werden. Das hat bisher bestens geklappt, 15 Siege hintereinander in Pflichtspielen. Aber jetzt kommen andere Kaliber. Und die spielen eben nicht defensiv...

Jetzt kommen die Italiener. Und sie lieferten ein großartiges Spiel ab. Zwei Drittel Ballbesitz und Offensivfußball - wann hat man das zuletzt von den Azzuri gesehen? Ich oute mich gern als Fußballromantiker, wenn ich sage, dass ich Andrea Pirlo stundenlang zusehen könnte. Das Spiel der Italiener ist ganz auf ihn zugeschnitten, den letzten verbliebenen echten Zehner im Weltfußball, ein Denker und Lenker mit Zauberpässen aus dem Fußgelenk... - großartig! Die so hoch eingeschätzte englische Mannschaft - nun ja, diese Einschätzung kam wohl vor allem von den englischen Medien... - dieses in Quali und Vorrunde so erfolgreiche Team wurde an seine Grenzen geführt, technisch und physisch. Über 120 Minuten liefen die Italiener deutlich mehr und erspielten sich eine Fülle von Torchancen, die nur durch (zugegeben!) beherzte Abwehrspieler und einen recht guten Torwart der Engländer keinen Treffer ergaben. Ein Weiterkommen der Tommies wäre mehr als nur glücklich gewesen. Vor dieses Glück hat der Fußball(gott) aber das Elfmeterschießen gesetzt und da hat sich nichts geändert Die Limies können es nicht und werden es auch nie lernen. Wie schön, dass manche Dinge im Fußball unveränderlich sind.

Auch in unserem Tippspiel hat sich nicht viel verändert. Klas zieht oben seine Kreise und sammelt weiter fleißig Punkte. Er hat auf ein Finale Spanien-Deutschland gesetzt, während Verfolgerin Kirsten eher Italien im Endspiel sieht. Das Halbfinale am Donnerstag kann also auch eine Vorentscheidung im Tippspiel bringen. Unten hat Jan die Rote Laterne an Tobi und Michaela abgegeben. Aber hier sind die Punkteabstände enger und falsche Viertelfinaltipps werden einige noch unten reinreißen.

Ich verabschiede mich mit diesem Kommentar in den Urlaub. Schade, ab sofort boykottiert auch der Erzfreund im Westen die EM in der Ukraine, genau wie die deutschen Politiker Christian Wulff hat schon nachgefragt, ob er die Karten haben kann.... Egal, ich werde mal vor Ort nachschauen, zu wem die Franzosen nun halten... Die Aktualisierung der Punktetabelle wird ab sofort womöglich weniger schnell erfolgen als gewohnt; ich muss mir immer erst mal einen Wi-Fi-Hotspot suchen, bevor ich die Tabelle hochladen kann. Aber irgendwie wird das schon klappen...

Mit sportlichen Grüßen,
Robert



Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 17 (Samstag, 23. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


 „Hotel Ukraina”, Kiew

Vitali & Wladimir (Suite 11)


Wladimir:   Vitali, unsere geliebte Ukraine jetzt ist ausgeschieden.

Vitali:   (Lustlos kaut herum auf Milchschnitte) Hmmm …

Wladimir:   Schon in Vorrunde.

Vitali:   Hmmm …

Wladimir:   Was passiert ist in Spiel gegen England?

Vitali:   England schießt Tor – geliebte Ukraine schießt nicht Tor.

Wladimir:   Aber geliebte Ukraine schießt doch Tor.

Vitali:   Aber ungeliebter Schiedsrichter sagt nein. Und ungeliebter Linienrichter eins sagt nein. Und ungeliebter Linienrichter zwei sagt nein. Und ungeliebter Torrichter eins sagt nein. Und ungeliebter Torrichter zwei sagt nein.

Wladimir:   Vitali, bei Fußball das noch ist wie früher in Zentralkomitee. Partei immer hat Recht.

Vitali:   Waldimir, auf ganze Welt es nur gibt dreimal real existierender Kommunismus: Kuba, FIFA und UEFA.

Wladimir:   Für mich EM ist damit erledigt.

Vitali:   Ich auch habe fertig. Lass uns gehen ein bisschen boxen.




Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 16 (Freitag, 22. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom

Olli & Katrin (Zimmer 1)


Katrin:    Na, Olli, bist du schon nervös wegen heute Abend?

Olli:    In solchen Momenten musst du mental ganz stark sein. Du fokussierst dich völlig auf das eine Ziel und gehst dann einfach raus auf den Platz. So habe ich das früher jedenfalls immer gemacht. Dann bist du wie in einem Tunnel. Und je größer die Aufgabe, desto konzentrierter war ich dann in der Realität. Manche wachsen mit ihrer Aufgabe, andere zerbrechen daran.

Katrin:    Heute geht’s gegen Griechenland. Gibt‘s da ein Motivationsproblem für dich?

Olli:    Wenn du einen Gegner unterschätzt, dann hast du eigentlich schon verloren. Diese vermeintlich leichten Gegner – wenn ich das schon höre. Auf dem Fußballplatz fängt immer alles bei null an. Entscheidend ist das, was du in den darauf folgenden neunzig oder hundertzwanzig Minuten machst. Nur das ist in diesem Moment wichtig. Am Ende musst du als Sieger vom Platz gehen. Das ist es, was zählt. Und das habe ich dreißig Jahre so gemacht. Mit jedem Spiel, mit jeder Herausforderung bin ich dann mental immer stärker geworden. Am Ende kam dann ein Titan heraus.
  
Katrin:    Ich meinte eigentlich nicht direkt das Spiel gegen die Griechen drüben im Danziger Stadion. Ich dachte eher an unseren Auftritt nachher auf unserer  Schwimmbühne in Heringsdorf vor achtundsiebzig nörgeligen Rentnern in ihren Liegestühlen unten am Strand.

Olli:    Oh Gott – wenn ich daran nur denke, wird mir richtig schlecht. Das ist ja  furchtbar! Muss ich da wirklich wieder mit hin? Ich glaube, ich muss jetzt ganz schnell aufs Klo. (Telefon klingelt) Ja, hier der Titan, ich meine Kahn. Nein – das passt jetzt wirklich ganz schlecht. Wer ist überhaupt dran? Ach so, der Kevin aus Moskau. Ich dachte, du wärst in New York,  zusammen mit dem Michael. Nein – dem Jogi seine Nummer hab‘ ich auch nicht. Ruf doch mal beim Poschmann an. Ansonsten bleib‘ weiter schön am Ball. Du schaffst das noch zur EM. Es geht doch weiter, immer weiter. Auch für mich, aber jetzt muss ich mal ganz dringend weg.


------------------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Hela“, Danzig

Loddar & Effe (Zimmer 75)


Loddar:    Hier in Dansich wird sich‘s heude endscheiden: Didelgampf oder Drainerfindungsgommission. Vierdelfinale gechen die Griechen. Diese Ka-O-Schbiele habe ich früher immer geliebt.

Effe:    Nu mach mal nicht einen auf Nationalretter. Wie war das denn Neunzig im Finale? Da haste dich vorm Elfer gedrückt, weil deine Schuhe angeblich das gleiche taten. Und Vierundneunzig im Viertelfinale gegen die Bulgaren war von dir auch nicht viel zu sehen. Damals war dann Feierabend in den USA.

Loddar:    Nun sei aber mal ruhich. Bei dir war doch schon gechen Südgorea in der Vorrunde Schluss – Affäre Schdingefinger.

Effe:    Deine Affären sind doch ungezählt.

Loddar:    Du meinst wechen meinem Dachebuch.

Effe:    Ich meine wegen deinen Marijanas, Lilianas und Nataschas.

Loddar:    Das finde ich ungerecht. Geiner redet mehr über die Sachen, die wo unser Ex-Bräsidend auf der Weihnachdsfeier oder der Boris in der Besengammer gemacht haben. Ich bin zwar viermal geschieden, habe aber an fünf verschiedenen Weldmeisderschafden deilgenommen und bin mit hunderdfünfzig Länderspielen alleiniger deudscher Regordnationalspieler.

Effe:    Glückwunsch Loddar! Aber nu‘ lass uns mal wieder die Friedenpfeife rauchen. Gleich kommen der Super-Mario und Michel Tarnat auf’s  Zimmer. Dann gibt’s ‘ne steife Runde Poker, ‘ne dicke Zigarre und ein paar Likörchen. Mal sehen, wer von euch die meisten Euronen auf’n Tisch legt.

Loddar:    Brima – beim Bogern war ich immer richdich weldglasse.

Effe:    Vor allem beim Löhnen.




Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 15 (Donnerstag, 21. Juni 2012)
 
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Merkur“, Leipzig

Waldi & Rudi (Zimmer 460)

Waldi:    Jetzt geht’s endlich los, Rudi. Viertelfinale – und wir sind nach den Spielen in Waldis EM-Club wie immer live und in Farbe dabei.


Rudi:    Vielleicht bist du dabei. Und ob das bei euch wirklich alles live ist, da  bin ich mir nicht so sicher. Das meiste Gelaber habe ich doch schon irgendwann in grauer Vorzeit bei dir in „Blickpunkt Sport“ gehört. Und einige von deinen komischen Gästen leben doch seit Jahren schon gar nicht mehr. Habt ihr die eigens für deine Sendung exhumiert?

Waldi:    Das ist aber jetzt ziemlich hässlich von dir. Hast du denn gar keinen Respekt vor den trauernden Angehörigen. Wir geben uns so viel Mühe für unsere lieben Zuschauerinnen und Zuschauer, gerade auch in der DDR.

Rudi:    Hör mir bloß auf mit der DDR! Ich denke noch an den blöden Spruch vom Franz nach unserem WM-Sieg Neunzig, dass wir nach der Wiedervereinigung auf Jahre unschlagbar wären. Und was kam dann? Die aus der DDR wollten noch in der Mannschaftskabine ihr Begrüßungsgeld von uns in cash haben. Da mussten wir für den Kirsten und den Doll gleich die Sammelbüchse ‘rumgehen lassen. Und laufen wollten die im Training dann auch nicht mehr. Das nennt man wohl soziale Hängematte.

Waldi:    In der Hängematte kann man so schön entspannen …

Rudi:    … und literweise Weizenbier trinken. Ich könnte mich schon wieder aufregen.

Waldi:    Ganz ruhig, Brauner. Nun sag doch mal was zum Viertelfinale. Tschechien gegen Portugal heute Abend.

Rudi:    Damit konnte man rechnen.

Waldi:   Deutschland gegen Griechenland morgen.

Rudi:    Damit auch.

Waldi:    Dann spielt noch Spanien gegen Frankreich.

Rudi:    Auch.

Waldi:    Und zum Abschluss England gegen Italien.

Rudi:    Natürlich.

Waldi:    Das ist jetzt nicht dein Ernst. Wir stellen dich hier als Fußball-Experten ein und dann kommt so was.

Rudi:    Meinst du, ich setz mich in die Nesseln wie der Scholl? Der redet irgendwas über seinem armen pflegebedürftigen Vater und dann wird ihm in der Presse das Wort im Munde umgedreht. Wie damals bei mir mit Netzer und Delling. Aber ich sage dir was: Diese ganze Sch**** interessiert mich nicht mehr!

Waldi:    Gut, dass wir so viele Experten haben. Da sind wir wunderbar aufgestellt. Auf der Auswechselbank drängeln schon Basler, Calli und Lattek. Niemand ist unersetzlich – auch ein Rudi Völler nicht.

Rudi:    Und wie heißt es im Lied? Na sag‘ schon.

Waldi:    Es gibt nur ein‘ Rudi Völler!

Rudi:    Ja, und?

Waldi:    Man darf in der Musik nicht alles so wörtlich nehmen. Udo Jürgens war nachweislich schon mehrfach in New York und Jürgen Drews hat auch noch nie in einem Kornfeld übernachtet.

Rudi:    Euch Fernsehfuzzies hab‘ ich so richtig gefressen.

 


EM-Kommentar vom 20.06.


Liebe Tippspieler/innen,


ach, was hatten wir uns am Montagabend auf spannende Endspiele in der Gruppe C gefreut! Fast alles war noch möglich, 3 Mannschaften stritten sich noch um Gruppensieg und Platz 2. Also ab nach vorn, schnell zwei Tore geschossen und dann hinten dicht und kontern! Ja, so hatten wir es uns gewünscht. Der Fernseher mit dem Weltmeister hinten, der Laptop mit dem Exweltmeister davor, es war alles bereit, es hätte richtig spannend werden können. Aber auch Fußballspiele finden nicht im Konjunktiv statt. Es wurden dann nur zwei  - gäääähnnnn... - reichlich zähe Veranstaltungen, bis irgendwann doch noch drei Törchen fielen, und das von Balotelli war sogar richtig schön. Das sollten sich all diejenigen im Internet anschauen, die vorher eingeschlafen sind.

Gestern dann die Endspiele in Gruppe D, und es ging ähnlich müde los. Wer jetzt an Wiederholungssendungen vom Montagabend glaubte und zur Halbzeit ins Bett ging, hat was versäumt. Anschließend ging nämlich die Post ab. Rooney gab alles für sein Land und riskierte seine frisch verpflanzten Stirnhaare, als ihm fast unverhofft ein Ball vor den Kopf trudelte, den er nur noch einfach reindrücken musste. Das war der Hallo-Wach-Effekt für die Ukrainer, die nun alles nach vorn warfen und den Limies ein mitreißendes Duell lieferten.  Ein schneller Konter, die Abwehr ausgespielt, der Torwart kann nicht mehr richtig abwehren, der Ball fliegt ins Tor. Ausgleich! Ich hatte es doch gewusst! 1:1, genau mein Tipp! Aber dann... - was war das? Kein Tor? War der extra von der UEFA  auf die Linie gestellte Torrichter blind? Oder eingeschlafen? Sag mir mal einer, wozu diese Blödmannsgehilfen da eigentlich neben der Kiste stehen...  - passen die nur auf, dass keiner den Pfosten klaut, oder was? Unfasssssbar! So wurden der Ukraine nicht nur ein Tor und mindestens ein Punkt gestohlen, sondern mir gleich 4 Punkte. Ob ich das mental verkrafte, weiß ich noch nicht. Ich fürchte, das kostet mich den Sieg im Tippspiel...

Im Parallelspiel ließen sich die Schweden nicht lumpen und schenkten den Franzen zum Abschluss der Vorrunde in der zweiten Halbzeit noch mal zwei Dinger ein. Erste Niederlage nach 23 Spielen für die Froschfresser - damit hatten sie in diesem Spiel bestimmt nicht gerechnet. Da lief nichts wirklich zusammen und vorne fehlt unseren Nachbarn einfach ein echter Neuner. Zur Strafe für mangelnde Konzentration, fehlenden Einsatz und unzureichende Feinabstimmung müssen die Blauen jetzt gegen den Titelverteidiger ran. Dieser war aber zumindest gegen Krokoatien wenig Furcht einflößend. Wenn man den Spaniern die Mitte zustellt, fällt ihnen nicht mehr wirklich viel ein, denn das Spiel über außen wird ja als altbacken verschmäht. An einem halbwegs guten Tag können die Franzosen sogar gegen Spanien gewinnen. Ein Finale gegen den Erzfreund, auf einem Campingplatz an der Atlantikküste, mit Rotwein und Pastis? Ich hätte nichts dagegen :-)

Vorher müssen die deutschen Jungs aber erst mal weiterkommen. Am Freitag Merkel gegen Griechenland oder Löw gegen Eurobonds oder was auch immer - das muss gewonnen werden! Dann warten womöglich die Engländer im Halbfinale. Bei den ist Seltsames passiert: Die Limies können auch Torwart! Hmmm... - hat sich auf der Insel doch was getan in den letzen Jahren seit den lustigen Zeiten mit David Seaman? Sollten sie womöglich sogar....? Nein, das wäre ja wirklich kaum vorstellbar, aber... - sicher ist sicher, die deutsche Mannschaft sollte es vielleicht nicht drauf ankommen lassen und in einem möglichen Halbfinale gegen die Limies doch lieber versuchen, innerhalb von 90 oder spätestens 120 Minuten den Sack zu zu machen. Man weiß ja nie...

Im Tippspiel hat sich Klas abgesetzt, und das kann man wörtlich nehmen, denn er schippert momentan durch das Europäische Nordmeer. Die Verfolger sollten sich nicht zu früh freuen: Die Internetverbindung steht, Klas hat pünktlich seine Endrundentipps abgegeben. Titelverteidigerin Kirsten ist ihm nämlich zumindest im Tippspiel auf den Fersen... Unten verteidigt Jan tapfer die Rote Laterne. Wie kann man eigentlich so oft daneben tippen? Ich werde ihn heute abend fragen, wenn die bewährte Testergruppe um die Redakteure der EM-Berichterstattung sich auf dem Internationalen Markt der Kieler Woche trifft, um heraus zu finden, wie die Euro-Krise bewältigt werden kann. Besonders bei den Holländern werden wir mal nachfragen... :-)

Mit sportlichen Grüßen,
Robert



Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 14 (Mittwoch, 20. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Studentenwohnheim „Solidarnosc“ in Danzig

Theo & MV (Schlafsaal 15)



Theo:    Da haben wir nun den Salat! Endlich sind wir einmal rechtzeitig am Spielort, aber nun sind absolut keine Hotelzimmer mehr zu kriegen. Ausgebucht – abserviert – Endstation Notquartier – dass ich das noch erleben muss.

MV:    Nu hör auf zu heule. Sei froh, dass wir s’Bettle habe. Allemal besser als wie neulich im ruckelige Eisenbähnle  oder im holländische Wohnwägele.

Theo:    Platini geht gar nicht mehr ans Handy, wenn er meine Nummer im Display sieht. Und der Niersbach lässt sich auch verleugnen. Der hat sein Telefon auf Horst Hrubesch umgestellt. Und das habe ich alles nur Ihnen zu verdanken!

MV:    Herr Doktor, du bischt e unglaublicher Demagog‘.

Theo:    Und Sie mit Ihrem schwäbischen Kauderwelsch sind ja wohl der Sprachpanscher des Jahres.

MV:    Besser d’Sprach pansche als s’Weinle. Jetsch a Flasch Trollinger – das wärsch.

Theo:    Da fehlen mir die Worte. Sie denken nur an Zechgelage, während unsere Mannschaft am Freitag gegen Griechenland um die Zukunft des Euro kämpft.

MV:    I liebt‘ a Mädle in Grieche’land, dasch d’Liebe am schönschde beim Krieche fand.

Theo:    Mit diesem blöden Kalauer erheitern Sie nicht mal spätpubertierende männliche Studenten in diesem Schlafsaal.

MV:    Des isch vom Ingo Inschterburg. Kennsch den noch?

Theo:    Erstens liegt Insterburg gar nicht in Polen. Und zweitens interessieren mich Ihre antifeministischen Albernheiten nicht die Bohne.

MV:    Geh doch gleich zu dei Frauefuschball. Die kriege ja au nix auf d’Reih‘. Nicht mal Olympia habe die g’schafft.

Theo:    Die Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs liegt mir in besonderer Weise am Herzen.

MV:    Doch nur, damit du nach’m Spiel in d‘Kabin hüpfe kannscht.

Theo:    Herr Müller-Hohenstein – ich habe die starke Vermutung, dass wir während dieser EM keine rechten Freunde mehr werden.

MV:    Ziemlich bescht‘ Freund‘ wär doch au schon was, Herr Doktor Mabuse.


------------------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Hela“, Danzig

Franzl & Uwe (Zimmer 74)



Franzl:    Mensch, Uwe – Viertelfinale. Klingelt’s da nicht bei dir?

Uwe:    Mir klingelt‘s nur in den Ohren. Müssen wir jetzt wieder mit dem Flieger los?

Franzl:    Nein, Uwe – die Vorrunde ist zu Ende und wir bleiben jetzt erst amol hier dahoim in Danzig bei uns‘rer Mannschaft. Und der Hubschrauber parkt nten in der Hotelgarage. Hast dös am Sonntag mitgekriegt? Der Poldi hat dich jetzt mit Vierundvierzig überholt.

Uwe:    Die fahren eh alle viel zu schnell hier in Polen. Da sollte die Polizei mal drauf achten. Gegen wen spielen wir denn heute?

Franzl:    Das Spiel ist erst übermorgen. Und wir spielen gegen Griechenland.

Uwe:    Auch die Albaner darf man nicht unterschätzen. Das sind alles gute Fußballer.

Franzl:    Gegen Albanien war Ende Siebenundsechzig. Da hab‘ i koa Erinnerung mehr – absoluter Filmriss.

Uwe:    Ich weiß nur, dass es damals nur Haferbrei und Leitungswasser gab.

Franzl:    Gegen Griechenland ist die Verpflegung besser, sogar hier in Polen.

Uwe:    Spielt der Willi wieder mit? Dann steht die Abwehr wie ‘ne Eins.

Franzl:    Nein, Uwe, der Willi Schulz hat seine Karriere neulich beendet. Jetzt stehen da viele junge Bürscherl hinten drin und im Tor sogar ganz a Neuer.



Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 13 (Dienstag, 19. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
 

„Hotel Viva Polonia“, Warschau

Kloppo & Jupp (Zimmer 106)


Kloppo:    So – meine drei Polen sind nun endlich 'raus – Knock-Out noch vor Beginn der K.o.-Runde. Künstlerpech – so ist nun mal der Sport. Malle ist aber schon gebucht und dann hauen wir zusammen mal so richtig auf den Putz. Zu feiern gibt’s ja genug. Zum Beispiel unser historisches Double mit Rekordpunktzahl und die zwei wirklich supergeilen Tore von Robert und Kuba. Borussia zwei – Bayern null!

Jupp:    Entschuldige, aber meine Rechnung sieht etwas anders aus. Die drei herrlichen Tore von meinem Mario Gomez toppen ja wohl eindeutig die beiden Glückstreffer von deinen polnischen EM-Versagern.

Kloppo:    Halt! Dann hätte ich noch einen Mega-Treffer vom Bender zu bieten.

Jupp:    Aber der ist doch gar nicht der richtige. Deiner ist doch vorher achtkantig aus dem EM-Kader geflogen. Der Torschütze im Dänemark-Spiel war doch eindeutig der andere Bender von Leverkusen.

Kloppo:    Egal – eineiige Zwillinge zählen auch mit. Deshalb: Borussia drei – Bayern null!

Jupp:    Mein lieber Jürgen, irgendwie freue ich mich schon auf die neue Saison.

-------------------------------------------------------------------------------------------------


Otto & Beate (Zimmer 105)


Beate:    Sag‘ mal, Otto, wie haben das die Griechen gegen die Russen eigentlich gemacht? Ich dachte, das mit dem Geldkoffer in der Russenkabine klappte mangels finanzieller Masse, also wg. Pleite nicht.

Otto:    Meine geliebte Zuckerschnecke, das lief dieses Mal völlig anders ab. Die griechische Regierung hat noch vor der Wahl die Insel Kreta ganz schnell an Sportsfreund Putin persönlich abgetreten. Der hat dann umgehend seinen Advocaat angerufen, um seine Russen rechtzeitig vor dem Spiel ruhig zu stellen. Damit meine ich weder seinen Notar noch einen Eierlikör, sondern diesen kleinen holländischen Sportlehrer, der immer so grimmig auf der russischen Auswechselbank sitzt. Hat am Ende ja wunderbar geklappt. Die Russen haben gespielt, als wenn sie vorher noch nie einen Fußball aus nächster Nähe gesehen hätten.

Beate:    Aber ist das nicht Bestechung?

Otto:    Nein – das sind Geschenke unter Freunden. Der EM-Sieg unserer griechischen Kameraden kam doch gerade noch rechtzeitig einen Tag  vor der Wahl. Außerdem hat Griechenland doch so viele Inseln. Da kommt es auf eine mehr oder weniger überhaupt nicht an. Und wenn die Griechen jetzt aus dem Euro fliegen, dann führen sie einfach den Rubel von Genosse Putin ein. Ob die Griechen ab jetzt Wodka oder Ouzo trinken, ist denen doch völlig egal.

Beate:    Und was machen die Griechen nun gegen unsere Deutschen im Viertelfinale am Freitag?

Otto:    Keine Ahnung, ich bin doch kein Hellseher. Aber es gibt ja außer Kreta auch noch Korfu oder Rhodos. Da wäre im Sommer Platz für die ganze Bundesregierung inklusive Familien.

Beate:    Und wenn die Griechen am Ende Europameister werden, dann haben sie vorher also ihre ganzen Inseln an Russland, Deutschland, Frankreich oder Spanien verscherbelt.

Otto:    Richtig – aber erstens kosten Inseln nur teures Geld. Denk mal an den ganzen Küstenschutz und die vielen Leuchttürme. Also lieber weg mit Schaden. Und zweitens hat uns mein spezieller Freund Guido Westerwelle schon ein schönes Apartment mit Meeresblick irgendwo in der Ägäis  reserviert. Der bereitet sich ja auch schon auf seinen vorzeitigen Ruhestand vor.

Beate:    Dann geht’s also nach dieser furchtbaren und völlig unglamourösen Ost-EM direkt auf die Insel. Otto, so hab‘ ich mir diesen Sommer vorgestellt. Jetzt brauche ich nur noch einen passenden Bikini.

Otto:    Das dürfte im Vergleich zur griechischen Staatskrise wohl die größere  Herausforderung sein.



Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 12 (Montag, 18. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
 
„Hotel Sbornaja“, Donezk

Vitali & Wladimir (Suite 2)


Wladimir: Vitali, unsere geliebte Ukraine morgen spielt gegen England. Was Fußball und Politik haben wohl miteinander zu tun?

Vitali: Gar nichts – während Fußballspiel Platini und Janukowitsch ja nicht reden miteinander.

Wladimir: Bei uns in geliebte Ukraine irgendwie ein wenig ist wie früher in schlechte alte Zeit. Kennst du noch Radio Eriwan?

Vitali: Natürlich ich kenne Radio Eriwan. Kennst du auch Witz von Radio Eriwan?

Wladimir: Natürlich ich kenn Witz von Radio Eriwan.

Vitali: Dann lass uns probieren beide. Du fängst an und ich mach fertig.

Wladimir: Ich probiere. Stimmt es, dass in geliebte Ukraine Getreide wächst so hoch wie Telegrafenmasten?

Vitali: Im Prinzip ja. Nur nicht so hoch, sondern so weit auseinander.

Wladimir: Gibt es in geliebte Ukraine mehr Humor als anderswo?

Vitali: Im Prinzip ja. Aber wir ihn auch haben bitter nötig.

Wladimir: Gibt es in geliebte Ukraine Pressezensur?

Vitali: Im Prinzip nein. Es uns nur leider nicht möglich ist, einzugehen auf diese spezielle Frage.

Wladimir: Darf man in geliebte Ukraine kritisieren Regierung?

Vitali: Im Prinzip ja. Aber es sich lebt wesentlich besser in eigene vier Wände



EM-Kommentar vom 18.06.


Liebe Tippspieler/innen,

Smørrebrød und Leberwurst, das war eine enge Kiste gestern abend! In fachkundiger Runde mit meinen Hebbelkicker-Kameraden (das Präsidium, der Coach und der Obmann für kulinarische Fragen waren vollzählig versammelt) herrschte sichtliche Anspannung. Hinterher sprach Coach Borko von einem "zweitklassigen Gegner", den man eigentlich "einfach weghauen" musste. Ich sehe das anders und mir ist seit dem gestrigen Spiel auch nicht richtig wohl beim Gedanken an die deutsche Mannschaft. Im was-wäre-wenn-Szenario hätte das deutsche Team in der 51. Minute nämlich nach einem Treffer von Jakob Poulsen zurück gelegen. Wenn man nun bedenkt, wie wenig in der 2. Hälfte tatsächlich zusammenlief, welche Schwierigkeiten die Mannschaft hatte, echte Torschussmöglichkeiten zu kreieren, dann will man sich lieber nicht vorstellen, wie das deutsche Team auf einen Rückstand reagiert hätte. Oli Kahn hätte dafür sicherlich einige passende Ratschläge parat, alle beginnend mit "Unnnt dannnn musst Du...". Aber die Zeiten der alten Titanen sind vorbei.
Das deutsche Team ist die jüngste Mannschaft im Turnier und ich befürchte, dass sie im Fall eines Rückstands eher panisch als souverän agieren würde. Wir müssen hoffen, dass wir nicht in so eine Situation geraten. Jogi Löw hatte nach der WM 2010 mit dem blitzschnellen Konterfußball der Deutschen voraus gesehen, dass man damit in 2012 niemand mehr überraschen könnte. Also ist jetzt eine Spielweise das Ziel, mit der man auch gegen defensiv agierende Gegner zu Torchancen kommt und sie besiegen kann. Man kann jetzt sagen: O.k., hat in der Vorrunde ja geklappt! Andererseits war das gestern phasenweise auch ein Tanz auf der Rasierklinge. Ein Lucky Punch für die Dänen, ein schlecht verteidigter Eckball und dann...
Überhaupt: Standards: Wozu werden von der deutschen Mannschaft die Ecken und Freistöße eigentlich noch in den Strafraum geschlagen? Kein anderes Team dürfte derart harmlos bei Standards sein. Jogi meint ja, das sei ein Stilmittel von gestern. Aber ich stelle mir mal vor, die deutsche Mannschaft würde Mitte der 2. Halbzeit in Rückstand geraten, der zweite Stürmer wird eingewechselt, die Zeit läuft langsam weg... – kein schönes Szenario, ich gebe es zu – aber würde diese junge Mannschaft dann souverän weiter versuchen, mit rein spielerischen Mitteln den Ausgleich zu erzwingen? Oder käme dann nicht doch der Versuch, mal Freistöße und Ecken hoch reinszuschlagen und irgendwie zum Ausgleich zu kommen? Hoffnungslos! Tut mir leid, aber momentan endet diese Vorstellung bei mir mit einem hilflosen Anrennen, vielen schlecht getimeten Flanken auf  Gomez und Klose und am Ende eher mit einem Konter des Gegners als dem Ausgleich. Oder um es kurz zu sagen: Ich fürchte, diese Mannschaft hat ebenso wenig einen Plan B wie Barcelona gegen Chelsea. Hoffen, wir, dass wir ihn bei dieser Euro nie brauchen.


Von B kommen wir gleich mal zu G wie "Geheimfavorit". Die nach dem 4:1 so hoch gehandelten Russen mutierten gegen arg limitierte Griechen trotz viele Chancen schlussendlich doch nur zum Geh-heim!-Favoriten. Da haben sich viele verschätzt. Können die Griechen am Ende doch Euro? Freitag sind wir schlauer.

Schade für die EM ist immer das Auscheiden von Gastgebermannschaften in der Vorrunde. Im Fall der Polen geschah das leider aber völlig zu Recht. Auch von der hochgelobten rechten Seite von Polonia Lüdenscheid war gegen die Cechen nach einer kurzen Anfangseuphorie nichts mehr zu sehen. Wenn eine Mannschaft unbedingt gewinnen muss, vom begeisterungsfähigen Publikum trotz mäßiger Leistung ständig angefeuert wird und dennoch den ersten Torschuss der 2. Halbzeit erst in der 93. Minute abgibt, dann zeugt das von mangelnder Qualität. Schade, aber isso.

Apropos Qualität: Holland – war da was?

Aus historischen Gründen müssen wir dann auch noch einen Blick auf den Freitagabend werfen. Der "Wasserschlacht von Frankfurt" 1974 wurde jetzt das "Blitz-und-Donner-Spiel" von Donezk beiseite gestellt. Erkennbar waren vor allem die inzwischen gemachten Fortschritte bei der Drainage von Fußballplätzen, denn es kam nach fast einer Stunde Pause ein eigentlich ganz normales Fußballspiel zustande, das die Froggies verdient gewannen. Auch hier war das wieder eine Frage der fußballerischen Qualität. Jetzt sind die Franzosen vielleicht so eine Art Geheimfavorit. Das könnte lustig werden: Ein durchaus nicht unrealistisch erscheinendes Halbfinale Deutschland-Frankreich dürfte ich mir nämlich tatsächlich in Paris anschauen :-)

Freitagabend gab es dann noch das vor allem im zweiten Durchgang recht unterhaltsame Spiel zwischen Schweden und England. Wichtigste Erkenntnisse: Ein Ibrahimsson macht noch keinen Mittsommer und England kann auch ohne Rooney drei Tore schiessen. Eins davon war sogar technisch wunderbar gemacht. Jetzt reicht den Limies gegen die Ukraine ein Remis und die Froggies gegen bereits ausgeschiedene Schweden ebenfalls. Beide Teams düften aber dennoch auf Sieg spielen, um möglichst den Spaniern aus dem Weg zu gehen. Beste Voraussetzungen also für einen unterhaltsamen Dienstagabend.

Im Tippspiel gab es am Wochenende ein fröhliches Wechselspiel an der Spitze. Gerd hatte sich am Freitag schon mit 5 Punkten Vorsprung vom Feld abgesetzt, da zog am Samstag Klas mit zwei Volltreffern an ihm vorbei. Mal ganz unter uns: Wie kann man derart idiotische Ergebnisse vom Samstagabend eigentlich vorhersehen? Das geht doch gar nicht! War dann aber auch egal, denn gestern schlug Gerd zurück und übernahm wieder die Spitze. Das Duo sollte jedoch gewarnt sein: Euro-Titelverteidigerin Kirsten hat sich Schritt für Schritt nach oben gepirscht und liegt schon auf Platz 3 während ihr Co-Tippspielsieger von 2008 irgendwo im unteren Mittelfeld... – ach, lassen wir das...

Mit sportlichen Grüßen,

Robert




Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 11 (Sonntag, 17. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom

Olli & Katrin (Zimmer 1)

Olli:  Das wird ja immer schlimmer hier bei euch.

Katrin:  Was heißt hier „bei euch“? Ich hasse diese Verallgemeinerungen. Meine Idee war das bestimmt nicht. Lass uns bitte in Ruhe weiter frühstücken.

Olli:  Da schmeckt mir gleich kein Frühstücksei mehr. Ein Oliver Kahn lässt das nicht mit sich machen.

Katrin:  Beschwer dich bitte bei der Sendeleitung, aber nicht bei mir. Die Schwimmflügel müssen wir ab jetzt auf der Badeinsel tragen wegen der Sicherheit. Da hat sich irgend so ein Mensch von der DLRG bei uns in Mainz offiziell beschwert.

Olli:  Ein Oliver Kahn mit Schwimmflügeln. Wie sieht denn das bitteschön aus?

Katrin:  Ich kann doch auch nichts dafür, dass du damals deinen Freischwimmer nicht bestanden hast. Außerdem ist diese Sicherheitsausrüstung ganz trendy in schwarz-rot-gold gehalten.

Olli:  Und was ist mit diesem neuen Unterhaltungsprogramm?

Katrin:  Die Zuschauer fanden, dass wir auf dieser Schwimmbühne herumstehen wie Falschgeld. Das war einfach viel zu statisch. Dagegen ist Mario Gomez ja noch ein Dauerläufer. Da soll mehr Action her. Wir müssen schließlich an unsere Gebührenzahler denken.

Olli:  Und an was habt ihr dabei gedacht?

Katrin:  Du spielst in den Halbzeitpausen einfach noch mal die schönsten Szenen aus deiner aktiven Titanenzeit nach. Sei einfach du selbst und lass dich ein wenig gehen. Die Zuschauer vorne am Strand in den Liegestühlen statten wir mit Bananen, Feuerzeugen und Golfbällen aus. Dann tretet ihr miteinander in Interaktion. Danach kommen als Special Guests nacheinander Stephane Chapuisat, Thomas Brdaric und Heiko Herrlich auf die Bühne. Die darfst du dann – natürlich nur im Spaß – wahlweise mit gestrecktem Kung-Fu-Tritt bearbeiten, in den Nacken greifen oder in den Hals beißen. Zum Abschluss stellen wir dann noch eine Eckfahne in der Mitte auf. Die darfst du dann rausreißen und dich mit ihr auf dem Boden wälzen. Ist doch gar nicht so schwer, oder?

Olli:  Endlich macht sich beim ZDF mal jemand Gedanken über moderne Sendeformen.

 
-------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Europa“, Lwiw (Lemberg)


Loddar & Effe (Zimmer 2001)

Effe:  Zweieins gegen Holland. Die haben das eindeutig besser gemacht wie du Achtundachtzig im Volksparkstadion. Nu‘ wird das wohl nix mehr mit deiner Jogi-Nachfolge. Irgendwie dumm gelaufen!

Loddar:  Wer ist hier wohl dumm und wer ist gut gelaufen? Ich hab‘ mein Raumausdadder-Diblom in Nürnberch bei der Indusdrie- und Handelsgammer immerhin mit Auszeichnung bestanden. Und gechen Holland hab‘ ich nur Standfußball gesehen. Moderne Dagdig mit Bressing und so: Überwiechend Fehlanzeiche!

Effe:  Das war doch die Mega-Hitze in der großen Russen-Schüssel. Da hast du doch früher auch immer als erster schlapp gemacht. Danach haben wir dich nur noch den Wüstenfuchs genannt.

Loddar:  Hör doch mal auf mit die uralde Sachen, die wo vor allem in der  Vergangenheid spielen. Ein Loddar Maddäus dengt nur an die Zukunft des deudschen Fußballs. Und da müssen endlich wieder mal Didel her.

Effe:  Heute fängt dann wohl die Zukunft an. Aber nur, wenn unsere Jungs hoch gegen die Dänen verlieren und die Portugiesen gegen die Holländer gewinnen. Ansonsten heißt es bei dir wie immer: „Gewollt hab‘ ich schon gemocht, aber gedurft ham‘ sie mich nicht gelassen.“

Loddar:  Das hast du in der Dad richtich zidiert.





Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 10 (Samstag, 16. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Merkur“, Leipzig

Waldi & Rudi (Zimmer 460)

Waldi:  Sag mal Rudi, warum drückst du dich eigentlich seit einer Woche vor meinem wunderbaren EM-Club? Wir haben dich schließlich für viel Geld extra als Fußball-Insider verpflichtet. Und jetzt spielst du krank und hängst den ganzen Tag schmollend auf dem Zimmer ‘rum.

Rudi:  Geh‘ du doch in deinen komischen Swinger-Club in den Bayerischen Bahnhof und schlabber weiter dein Weizenbier zusammen mit diesen ganzen Schießbudenfiguren. Ich bleibe hier, dann habe ich wenigstens meine Ruhe. Und auf die Gage von deiner tollen ARD warte ich wohl bis Pflaumenpfingsten. Zuerst sollte ich pro Sendung zwanzig Mark Begrüßungsgeld kriegen, dann einen Warengutschein von Schlecker  und am Ende war nur noch von einem Kasten Krombacher die Rede.

Waldi:  Mit jeder Flasche Bier förderst du die Aufforstung des Regenwalds in Südamerika. Ist das etwa nichts?

Rudi:  Hör doch auf damit! Dieser ganze Werbesch*** interessiert mich nicht. Der Franz und der Uwe haben sich auch schon in den Osten abgeseilt. Deine Laberei ging den beiden schwer auf die Eier. Besonders den Uwe hat das richtig mitgenommen. Der faselte am Ende nur noch von diesem Wembley-Tor – einfach nur traurig.

Waldi:  Dann gib wenigstens einen kurzen Experten-Tipp für morgen gegen Dänemark ab. Den schneiden wir dann in die Sendung ‘rein und du kannst dich hier weiter in aller Ruhe wundliegen. Sag einfach unten an der Rezeption Bescheid, wenn du gewendet werden möchtest.

Rudi:  Nun ist aber mal gut – verarschen kann ich mich alleine. Und gegen Dänemark haben wir bisher noch immer gewonnen. Ich sag‘ mal 5:0 – drei Tore von Miro.

Waldi:  Ich denke eher, dass der Mario spielt. Und wie war das 1986 in Mexiko und 1992 in Schweden?

Rudi:  Der Spanier hat doch sein Pulver verschossen. In Mexiko hatten wir die Nacht vorher zu viel Tequila und in Schweden durften die Dänen eigentlich gar nicht mitspielen. Zählt also beides nicht.

Waldi:  Na, dann ist ja alles klar. Mit dieser optimistischen Prognose unserer  bundesweit verehrten Fußball-Expertin Tante Käthe schalten wir jetzt wieder in unsere regionalen Funkhäuser zum Sandmännchen.
 
-------------------------------------------------------------------------------------------------


Schlafwagen im „Moskau-Kiew-Warschau-Express“

Theo & MV (Abteil 60)

Theo:  Da wären wir also mal wieder in einem stickigen und rumpelnden  Schlafwagen. Das hätte ich mir gerne erspart nach diesem grauenhaften Tag in Charkiv.

MV:  War doch lustig. D‘ganze bunde Fähnle un d‘Leut ware super drauf.

Theo:  Ich fand’s überhaupt nicht lustig. So was ist mir in meiner langjährigen Funktionärskarriere noch nie passiert. Kommen nach diesen ganzen Reisestrapazen noch gerade rechtzeitig zum Holland-Spiel beim Stadion an und werden dann einfach von der UEFA nicht ‘reingelassen.

MV:  Wie früher in Schduagerd vor d’Dischko. Mal kommst nei, mal net.

Theo:  Angeblich hat der Platini uns wegen unseres kleinen Aussetzers in Warschau, den ich nicht zu verantworten habe, für ein Spiel von der Ehrentribüne gesperrt. Bei den Spielern heißt das dann immer „misses next match“.

MV:  Mrs. Nekschtmetsch? Wo kommt die denn her? I kenn nur Miss Germany.

Theo:  Das war mir klar. Aber das hat noch ein juristisches Nachspiel. Als FIFA-Exekutivmitglied hat man schließlich seine Rechte.

MV:  D‘rechte un d‘linke Hand vom Deibel. Willst nu d‘Bud Spencer zum Platini schicke?

Theo:  Gewalt kommt für mich prinzipiell nicht in Frage. Aber man muss sich nicht alles bieten lassen. Und erst diese Peinlichkeit. Stehen plötzlich vor dem Stadion ohne Einlasskarte und ohne Hotelzimmer.

MV:  Nu heul net ‘rum. Wer hat’s dann alles g’regelt?

Theo:  Soll ich Ihnen jetzt etwa noch dankbar sein? Erst stehen wir uns mit zigtausend besoffenen Holländern beim Public Viewing die Füße platt und als Krönung dürfen wir dann auch noch in einem orangefarbenen Wohnwagen übernachten.

MV:  Des isch g’lebte Gaschtfreundschaft. Verliere ersch 2:1 gege uns’re Nationaltreter und lade uns dann zum Genevertrinke ein.

Theo: Wo Sie dann wieder zur üblichen Hochform aufliefen.

MV:  War nur wege d’Völkerverständigung – am Ende sogar mit Trikottausch.

Theo:  Wissen Sie eigentlich, wie albern Sie mit diesem orangefarbenen Unterhemd aussehen? Und streng riechen tut es auch noch.

MV:  Mir stinkt’s au g’waltig mit Ihne.

Theo:  Na ja – die letzten Tage werden wir auch noch gemeinsam überstehen. Jetzt geht’s erstmal nach Lemberg zum Dänemark-Spiel. Vielleicht haben wir da mehr Glück.

MV:  S’Glück isch immer mit d‘Tüchtige. Mit mir zwei Glücksbringer un uns‘rem Super-Mario kann morge nix schiefgehe – VauEffBee forever!

-------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Europa“, Lwiw (Lemberg)

Franzl & Uwe (Zimmer 2012)

Franzl:  Na, Uwe – jetzt geht‘s EM-mäßig doch noch richtig los mit uns beiden: Mittwoch Charkiv gegen Holland, Donnerstag Posen, gestern Kiew, heute Breslau und morgen hier in Lemberg geht’s gleich weiter gegen die Dänen.

Uwe:  Mir dröhnen immer noch die Ohren. Mann, war das laut in dem komischen Flugzeug. Sind wir bald da?

Franzl:  Uwe, wir fliegen heute nicht mehr weiter. Der Hubschrauber parkt oben auf dem Hoteldach. Jetzt machen wir’s uns hier so richtig gemütlich. (singt) Echte Freunde kann niemand trennen!

Uwe:  (singt auch) Fußball ist unser Leben, der König Fußball regiert die Welt. Wir kämpfen und geben alles, bis dann ein Tor nach dem anderen fällt. Ja, einer für alle, alle für einen, wir halten fest zusammen!

Franzl:  (gerührt) Dös hast‘ schee g‘sagt. Das Lied kommt mir aber irgendwie bekannt vor. Warst‘ Vierundsiebzig überhaupt noch mit dabei?

Uwe:  Mit dem Hinterkopf hab ich das Ding von Schnellinger erwischt. Damit hatten die Engländer gar nicht gerechnet. Ich aber auch nicht.

Franzl:  Dös war’s aber Siebzig – als der Kaiser mit ausgerenkter Schulter das  Jahrhundertspiel gegen die Italiener dirigiert hat.

Uwe:  Und dann fiel noch das Dreizwei durch unseren Dicken auf Flanke von Löhr.

Franzl:  Was für Zeiten, Uwe. Und wir beide war’n dabei. Jetzt sind wir nur noch Ehrenspielführer und Gäste bei Wohltätigkeitstombolas. (Telefon klingelt) Hallo, wer will mir da gratulieren? Jo is‘ denn heut‘ scho Weihnachten? Ach so, du bist’s Kevin. Spuit’s noch Fußball? Ach, in Moskau. Da zieh dich bloß warm an. Die Nummer vom Jogi Löw? Die  hab‘ ich irgendwo auf‘m Zettel stehen. Ja Kevin, gute Stürmer kann  der immer brauchen. Nein, ich hab‘ den Gomez jetzt auch nicht so richtig stark gesehen. Tore werden meistens völlig überbewertet. Der Scholli hat schon Recht. Und der Klose ist über seinen Zenit. Nein, der spielt nicht in St. Petersburg, ich meint‘ eher sein Alter. Kevin, wünsch‘ dir noch a guat‘ Zeit als Fußballer und sonst wirst‘ halt Fernsehexperte da drüben bei Radio Eriwan.



Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 9
(Freitag, 15. Juni 2012)


Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Dzien Dobry“, Wroclaw (Breslau)

Kloppo & Jupp (Zimmer 33)


Jupp:        Morgen geht’s für deine Polen gegen die Tschechen um die Wurst.

Kloppo:    Polen ist bekannt für seine hervorragenden Würste. Besonders die Kaszanka. Das ist so eine richtig geile pechschwarze Blutwurst mit ultrahochglänzendem Kunstdarm. Wenn man die aufschneidet, dann bröselt einem die ganze krümelige Füllung entgegen.

Jupp:    Hoffentlich gilt das nicht auch für die polnische Abwehr.

Kloppo:    Mit gelbem Senf obendrauf ist das die ultimative BVB-Ernährung. Dazu noch ein leckeres Zywiec. Dann passt das schon. Schmeckt fast so gut wie unser Dortmunder Bier. (singt laut) Dortmunder Jungs, Dortmunder Jungs – wir sind alle Dortmunder Jungs!
Und was hab‘ ich dir gesagt? Wieder hat einer von uns das Tor geschossen. Geilheit hat einen Namen: Kuuuubaa! Borussia eins – Russland null!

Jupp:    Im Endergebnis macht das aber wieder nur ein mickriges  Unentschieden. Noch so ein 1:1, dann gehen deine Polen zwar ungeschlagen, aber versammelt in den Sommerurlaub.

Kloppo:    Na und – was macht das schon? Dann fahren wir eben alle zusammen nach Malle und lassen da die Sau raus. Druckbetankung am „Ballermann“ und danach lockeres Auslaufen am Strand. (singt laut) Wer ist Deutscher Meister? – BVB Borussia – Wer ist Deutscher Meister? – Borussia BVB! Und was machst du mit deinen Bayern schönes? Wahrscheinlich Höhentrainingslager am Titisee mit Vollpension in der Schwarzwaldklinik. Und zur Feier des Vize-Triples gibt’s abends dann Fassbrause satt. Das ist schon mal ganz eindeutig überhaupt nicht geil.


-------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Viva Polonia“, Warschau


Otto & Beate (Zimmer 105)

Beate:    Endlich wieder ein halbwegs vernünftiges Hotelzimmer. Da fühlt man sich gleich wieder als Mensch. Diese Absteige in Wrotzlaff war ja wohl das Letzte. Und dann hieß das Hotel noch „Guten Morgen“. Dazu sage ich nur „Gute Nacht“.

Otto:    Da muss ich dir Recht geben. Mutete ein bisschen an wie Wallensteins Lager. Das ist aber von Schiller und nicht von Goethe. Hauptsache wir sitzen wieder warm und trocken in unserem Warschauer Hauptquartier. Ausgeklügelte Logistik ist die halbe Miete. Unser Breslauer Zimmerchen  habe ich übrigens an den Bayern-Jupp weiter vertickert. Der hat noch so einen bärtigen Untermieter mitgenommen und ist nicht so anspruchsvoll.

Beate:    Mensch, Otto, wie du das immer so hinkriegst.

Otto:    Gute Kontakte sind in dieser Branche eben alles. Aber jetzt konzentrieren wir uns beide mal auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Nach dem 1:2 gegen die Tschechen stehen unsere Griechen auch sportlich mit dem Rücken zur Wand. Denen kann morgen nur noch ein mittelschweres Wunder gegen die Russen helfen. In der griechischen Liga würden sie jetzt mit dem Geldkoffer vor dem Spiel in die russische Kabine gehen. Aber erstens ist der griechische Verband wie der Rest des Landes megaklamm und zweitens schließt der Advocaat deswegen aus Sicherheitsgründen immer die Kabine ab.

Beate:    Aber Otto, was willst du denn wieder bei den Griechen, wenn die gar nichts mehr auf der blanken Hosennaht haben? Denk doch auch mal an deine Rente.

Otto:    Rente? Der Trapattoni ist 73 und turnt immer noch wie’n junges Reh auf der Trainerbank ‘rum. Das kriege ich ja wohl auch noch locker hin. Außerdem bietet Griechenland doch so viel Schönes: die warme Luft, das blaue Meer, die Akropolis, Bouzouki-Musik und demnächst das weltweit erste offizielle Rehakles-Museum.

Beate:    Und davor mein Otto elf Meter hoch und janz in Bronze – Apollo 11 –  wat für‘n Traum!



EM-Kommentar vom 15.06. - "Den Grimme-Preis für Tom Bartels!"



Liebe Tippspieler/innen,

die Sportberichterstatter haben es nicht leicht bei dieser EM. Mal zeigen sie mangelnde Detailkenntnisse ("Pierluigi Buffon"), mal sagen sie pointiert die Wahrheit und werden dafür angefeindet (Mehmet Scholl), mal machen sie sich einfach nur lächerlich (Usedomina KMH und ihr angehimmelter Olli im "ZDF-Fernsehgarten" in Heringsdorf). Da ist es mir eine Freude, einen Reporter mal ausdrücklich loben zu dürfen. Dafür gibt es selten Anlass. Marcel Reif und Günther Jauch erhielten den Bayerischen Fernsehpreis für ihren Dialog anlässlich des Torfalls von Madrid 1998. Und Netzer und Delling bekamen 2000 sogar den renommierten Grimme-Preis für ihre anfangs tatsächlich noch recht unterhaltsamen Kommentare und Frotzeleien vor und nach den Länderspielen. Gestern war ARD-Reporter Tom Bartels mein Held des Tages. Den Anlass werden viele verpasst haben, weil sie schon die Chipsreste aufkehrten und die Bierflaschen rausbrachten. Es geschah nämlich gegen halb elf, in den allerletzten Minuten und der Nachspielzeit der Partie Spanien-Irland, die mit 4:0 längst entschieden war. Tom Bartels machte intuitiv einfach alles richtig: Er hielt den Mund, als zehntausende geschlagene Irländer einen riesigen Chor anstimmten und inbrünstig irische Lieder sangen, um damit voller Stolz das hoffnungslos unterlegene, aber nie aufgebende Team dieses kleinen Fußballlandes gebührend zu feiern. Das war Gänsehaut pur. Und Tom Bartels ließ uns teilhaben. Danke!

Eine Woche läuft die EM nun schon, und wir können ganz zufrieden sein. Noch gab es kein "Spiel für die Ewigkeit", von dem wir noch unseren Enkeln erzählen werden. Auch das 2:1 gegen die Niederlande wird abgehakt werden als gute Leistung der deutschen Elf, aber für den dauerhaften Erinnerungswert fehlte einfach die notwendige Dramatik. Immerhin gab es bisher kaum total vergurkte Grottenkicks; höchstens das 1:1 der Limies gegen die Franzen gehörte dazu. Ansonsten überwiegend ganz interessante Spiele von mittlerem bis höherem Unterhaltungswert. Ab dem Wochenende geht es für fast alle Mannschaften noch um den Einzug ins Viertelfinale, dann dürfte auch die Spannung steigen.

Auch die beiden Spiele am gestrigen Abend waren nett anzusehen. Die Italiener ließen sich noch die Salami von der Pizza nehmen von bissigen Kroaten, auch weil sie den Sack einfach nicht zumachten, trotz großer Chancen. Ein Fehler in der Abwehr, eine schnelle Reaktion von Mandzukic, und schon war Pirlos fein gezirkelter Freistoß nur noch ein Pünktchen wert. Ansonsten steht die Abwehr der Spagettikocher in der Regel recht sicher und die Offensive ist stets gefährlich. Ich mache mir hier vielleicht keine Freunde, aber ich gebe trotzdem zu, dass mir diese italienische Mannschaft mit ihrer Spielweise durchaus gefällt. Das liegt sicher daran, dass man in meinem Alter montags und freitags auf der Hebbelwiese auch nicht mehr 90 Minuten rennen und dauernd technische Kunststückchen vorführen kann. Das konnte ich übrigens beides noch nie. Im richtigen Moment richtig laufen und oder richtig stehen, das ist das Geheimnis. Und italienische Teams spielten schon immer so ähnlich... Nur noch die Abgezocktheit ihrer früheren Erfolgsmannschaften fehlt, aber die Ansätze für eine erfolgreiche Squadra Azzura sind da. Wenn die Italiener die Vorrunde überstehen, sollte gegen die bisher nicht überzeugenden Teams der Gruppe D das Halbfinale drin sein. Und 2014 wird das Team noch weiter sein. Nur Pirlo ist dann schon 35...

Im zweiten Spiel gab es dann den Trainingskick der Spanier gegen überforderte Irländer. Bestes Beispiel für die Überlegenheit war das 2:0 durch David Silva, der vier Gegenspieler schwindelig spielte und dann gezielt durch die Beine eines Irländers einschob. Klasse! Viel Neues haben wir eigentlich nicht gelernt, aber die Spanier dürften sich jetzt warmgeschossen haben. Das werden die Kroaten zu spüren bekommen und es wird den Italienern vielleicht helfen. Wäre nicht übel – ich möchte Pirlo weiter gern zugucken, dem Mann, der pro Spiel mit einem einzigen Gesichtsausdruck auskommt.

Apropos Spiel: Im Tippspiel hält Gerd Pilates die Spitze jetzt allein, mit bereits sieben Punkten auf Platz 8. Wer glaubt, hier einen erfolgreichen Newcomer zu erleben, erinnere sich an die WM 1998: Dort holte Gerd schon mal Bronze. Er ist also eher ein alter Hase im Tippspielgeschäft. Unten hat tatsächlich sogar Jan Scholten gepunktet, das war aber bei Spanien-Irland auch nicht so schwer...

Mit sportlichen Grüßen,
Robert



Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 8
(Donnerstag, 14. Juni 2012)


Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Sbornaja“, Donezk

Vitali & Wladimir (Suite 2)


Wladimir:    Weißt du, Vitali, Fußball doch wirklich ist komischer Sport.

Vitali:    (kaut lustlos auf einer Milchschnitte herum) Hmmm …

Wladimir:    Zweiundzwanzig Spieler kämpfen auf grünem Rasen um einen einzigen Ball. Warum machen die das?

Vitali:    Hmmm …

Wladimir:    Und dann es gibt auch noch merkwürdige Europameisterschaft. Da kämpfen sechzehn Mannschaften um einzigen Titel. Warum ist das so?

Vitali:    Hmmm …

Wladimir:    Ich kann dir sagen, warum das so ist.

Vitali:    Ja?

Wladimir:    Weil Fußball ist grauenhaft organisiert. Nehmen wir doch einmal geliebte unsere ukrainische Mannschaft. Erringt erst Sieg glorreichen gegen Schweden. Dann spielt hier in Donezk morgen noch einmal gegen Frankreich. Und zum Schluss gegen England sogar. Und was sie hat dann gewonnen?

Vitali:    Vermutlich gar nichts.

Wladimir:    Richtig. In den vier Gruppen kommen nur beiden besten Teams weiter. Und was die haben dann gewonnen?

Vitali:    Vermutlich auch noch nichts.

Wladimir:    Richtig. Denn dann komische EM geht eigentlich erst los: Viertelfinale, Halbfinale und Finale. Und nur Mannschaft, die gewinnt alle diese Partien, ist dann Europameister.

Vitali:    Die spinnen, die Fußballer.

Wladimir:    Mein Reden, Bruderherz. Kommt dir vielleicht Idee?

Vitali:    Du meinst, wir sollten auch …

Wladimir:    Natürlich wir sollten …

Vitali:    … gründen eigenen europäischen Fußballverband. Geben wir dann klangvollen Namen wie EBA, EBC, EBF oder EBO und natürlich werden beide Präsidenten – eine echte Doppelspitze.

Wladimir:    Und bei uns dann spielen offiziell anerkannte Länder wie Andorra, Liechtenstein, Färöer-Inseln, Malta, Monaco und San Marino …

Vitali:    … zusammen mit unserer geliebten Ukraine um Europameisterschaft.

Wladimir:    Warum wir sind nicht schon früher darauf gekommen, Vitali?

Vitali:    Mein lieber Wladimir, nur weil Mehrzahl der Menschen denkt, dass wir Boxer blöde sind, muss ja nicht zwangsläufig stimmen.




EM-Kommentar vom 14.06.

Liebe Tippspieler/innen,

es ist geschafft! Es hat lange gedauert und viel Wasser ist den Rhein hinuntergeflossen, am Campingplatz an der Moselmündung vorbei, dort wo die vielen Wohnwagen stehen, durch Köln und Düsseldorf, wo sich am Tresen gern die holländische unter die rheinländische Sprache mischt, bis zur Schelde, wo der Rhein sich in die Nordsee ergießt. Unsere freundlichen Nachbarn haben es erkannt, und John Reijmer hat es mir aus Amsterdam geschrieben: "GRATULIERE, ihr wart einfach viel besser!!" Hach! Dass ich das noch erleben durfte, fast genau 38 Jahre nach der weltbekannten niederländischen Fehleinschätzung "Wij waren beter!"... Es hat gedauert, aber nach vielen Flaschen Genever und Grolsch ist nun ist die Erkenntnis auch in Apeldoorn, Groningen und Den Haag angekommen. Ich bin froh.

Tatsächlich gab es gestern wohl kaum Zweifel, welche die bessere Mannschaft war. Selbstverständlich hätten die Oranjehemden gestern mit etwas Glück auch früh in Führung gehen können; natürlich war der Ausgleich am Ende noch möglich. Aber über die gesamte Spielzeit hinweg hatte das deutsche Team die bessere Taktik, eine homogenere Mannschaft und schlussendlich auch einen Knipser, der den Ball einfach und schnörkellos versenkte. Trotz zweifellos großartiger Technik vieler Einzelspieler fehlte es der holländischen Mannschaft an einer richtig guten Idee, mit der die deutsche Abwehr auszuhebeln war. Dagegen waren Schweinsteigers perfekt getimte Pässe durch die Viererkette wie ein Seziermesser, und anschliessend musste Gomez nur noch vollenden. Überhaupt Gomez: Der Gewinner des gestrigen Spiels hieß eindeutig Mehmet Scholl. Der hatte den Olaseiku-Träger mit seiner Kritik offenbar so heiß gemacht, dass er sicherlich doppelt so viel lief wie im ersten  Spiel – und auch doppelt so viele Tore schoss. Hinterher gab Gomez ein wirklich bemerkenswert offenes Interview und einen tiefen Einblick in sein Seelenleben zwischen den beiden Spielen: Ehrlich, intelligent und sympathisch. Hätte ich nicht gedacht. Hut ab!

Nicht immer aber sind Reporterfragen geeignet, dem Fernsehzuschauer tatsächlich mit der Antwort auch interessante Informationen zu liefern. Das ZDF lieferte dazu wiederum abschreckenden Beispiele investigativer Dämlichkeit. Tatsächlich muss man sich schon extrem anstrengen, auf die Frage "Sie haben das 1:0 geschossen, wie wichtig war dieses Tor für Sie?" eine halbwegs schlaue Antwort zu geben. Nur wenige Minuten später kam dann die Variante für den Abwehrspieler: "Jerome Boateng, sie haben die 2. Gelbe Karte bekommen und sind gesperrt. Wie bitter ist das für Sie?". Herrgott, wirf Hirn vom Himmel! Was soll man als Spieler auf derart blödsinnige Fragen sagen? Vielleicht einfach nur "42!". Sollte mal einer machen...

Am frühen Abend besiegte Sportugal trotz Ronaldo die Lakritzkocher von jenseits der Grenze mit 3:2. Statt galaktisch war der breitbeinige Übersteigerkönig bei seinen hundertprozentigen Torchancen eher kläglich – einfach kein echter Kerl für ein internationales Turnier. Schon bei der letzten WM war er seltsam gehemmt und wirkungslos, mit gerade mal einem Törchen beim 7:0 gegen die Nordkoreander. So bleibt er auf internationaler Bühne ein ewiges Versprechen für die Damenwelt, mehr nicht. Die Dänen ließen sich gestern zu Beginn leichtfertig zwei Dinger einschenken und behannen erst anschließend richtig mit dem Fußballspielen. Bendtner hatte beim Altmeister Schewtschenko wohl genau zugeguckt, sein Kopfball zum 2:2 war quasi eine Kopie des ukrainischen Siegtreffers vom Montagabend. Leider ließ ein später Treffer der Sportugiesen dann noch meinen Unentschieden-Tipp platzen. Wieder nix! :-(

Im Tippspiel hat Gerd Pilates jetzt die Führung übernommen und schon 6 Punkte Vorsprung auf die Nichtgewinner-Plätze. Und, oh Wunder!, Jens Hölemann hat kräftig gepunktet! Zweimal richtig gelegen, und schon ist er raus aus der Abstiegszone.  Gleich geht's schon wieder weiter. Zwei Spiele, acht Punkte, und damit die Chance für das breite Mittelfeld, ganz oben noch mal kräftig mitzumischen...

Mit sportlichen Grüßen,
Robert


EM-Kommentar vom 13.06.

Liebe Tippspieler/innen,

schöner Fußball im Warschauer Stadion, hässliche Szenen auf Warschauer Straßen - der gestrige Abend hinterließ zwiespältige Eindrücke. Die Auslosung des ehemaligen Ostblockduells für den russischen Nationalfeiertag war natürlich auch Pech für die Veranstalter. Trotzdem wäre ein Teil der Polizsten wohl in der Innenstadt wichtiger gewesen als in der Arena. Dort bot die polnische Auswahl dem Team des ungeliebten ehemaligen "Großen Bruders" erfolgreich die Stirn im vielleicht aufregendsten Spiel der bisherigen EM. Da war alles drin: Kampf, Technik, Tempo und zwei schöne Tore. Es hätten gern noch ein paar mehr sein können, denn solide Abwehrarbeit gehört nicht gerade zu den Spezialitäten der Polen und Russen. Aber in der Spitze fehlte oft auch der allerletzte Tick an Präzision, der Mitspieler steht richtig, aber er bekommt den Ball eben ein kleines bisschen zu weit vor oder "in die Hacke" gespielt und - zack! - ist die Chance vorbei! Darum blieb es schließlich beim 1:1. So sollte diese EM weitergehen, gerne auch in der Hauptrunde mit unseren beiden östlichen Nachbarn.

Am Vorabend hatte es noch einen deutlich müderen Aufgalopp gegeben. Griechenland in der Euro-Krise – nichts Neues also. Den Cechen reichten 10 Minuten flotter Fußball zu Beginn, dann war die Sache auch schon gelaufen. Zwar wurde noch 80 Minuten weitergespielt, aber spätestens mit dem Gegentor verlegten sich unsere Nachbarn aufs solide Verteidigen. Das fiel nicht schwer gegen harmlose Griechen, deren Torgefahr in etwa ihrer Steuermoral entspricht. Wenn sich schon so eine relativ schwache Mannschaft als Gruppenerster direkt für die Euro 2012 qualifizieren konnte (für den Euro waren die Griechen nie wirklich qualifiziert), dann kann man sich schon vorstellen, was uns 2016 in Frankreich mit 24 Mannschaften an Grottenkicks ins Haus steht...
Wer übrigens dem eigenen Urteil und dem Geseiere der TV-Reporter nicht traut, kann die Chancen der einzelnen Teams in einem Computermodell verfolgen. Unter http://em.nr.no/indexEng.html werden täglich neu die Wahrscheinlichkeiten für den Titelgewinn und das Weiterkommen in die Hauptrunde berechnet. Derzeit stehen die griechischen Chancen für einen Euro-Verbleib nach dem Wochenende bei unter 15%. Sind Merkel, Schäuble und Lagarde an den Berechnungen beteiligt?

Beste Chancen auf den Titelgewinn im Tippspiel hat derzeit der Weltmeister von 2006, aber noch wechselt die Führung täglich, da ist nichts entschieden. Unten warten wir weiterhin auf den ersten halbwegs richtigen Tipp von Jens. Inzwischen 10x daneben gelegen – vielleicht wäre Würfeln doch die bessere Alternative gewesen?

Mit sportlichen Grüßen,
Robert



Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 7
(Mittwoch, 13. Juni 2012)


Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


„Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom

Olli & Katrin (Zimmer 1)

Olli:    Sag mal, Katrin, das ist doch nicht der Ernst von deinem ZDF?

Katrin:    Was meinst du damit?

Olli:    Du weißt ganz genau, was ich meine. Ziehen uns einfach kurzfristig von der EM vor Ort in Charkiv ab und schicken uns auf diese Insel.

Katrin:    Usedom ist doch sehr schön. Das Seeklima ist gesund und am Strand kann man so wunderbar Sandburgen bauen.

Olli:    Ein Oliver Kahn baut keine Sandburgen. Der berichtet hautnah von der Fußballfront und nichts anderes. Wie soll ich mich jetzt überhaupt motivieren? Wer kam eigentlich auf die Schwachsinnsidee, dass wir jetzt beide den ganzen Tag auf dieser komischen Badeinsel stehen? Wir sind schließlich beim Fußball und nicht bei der DLRG.

Katrin:    Wieso? Die Aussicht auf die Ostsee ist doch prima. Da kommen einem die besten Ideen für die Moderation. Zum Beispiel „Die Abwehr gerät jetzt ziemlich ins Schwimmen“ oder „Das Spiel wogt hin und her“.

Olli:    Am besten wohl noch „Käptn‘ Lahm auf großer Fahrt“. Wir sind doch nicht in der „Haifisch-Bar“ oder beim Ohnsorg-Theater. Fußball ist eine viel zu ernsthafte Sache. Statt das Geld der Gebührenzahler in Badeinseln zu investieren, könnte uns das ZDF wenigstens ein vernünftiges Zimmer spendieren. Diese Bruchbude hier geht ja mal überhaupt nicht.

Katrin:    Ich finde, unsere nett möblierte Frühstückspension hat einen gewissen Charme. Und aus den Blümchengardinen kann ich mir nach der EM ein schickes Ausgehkleid nähen.

Olli:    Du und dein komischer Alt-Achtundsechziger-Modegeschmack. Damit machst du jedem Lumpensammler Konkurrenz.

Katrin:    Das finde ich jetzt wenig schmeichelhaft. Über deine hässliche beige Lederjacke lästere ich ja auch nicht. Lass uns jetzt mal langsam über Fußball reden. In ein paar Stunden geht’s los gegen Holland.

Olli:    Gegen die Holländer musst du über die Grenze gehen. Ich meine jetzt nicht die polnische oder ukrainische, sondern die mentale und physische. Ein Oliver Kahn kann das überall und jederzeit. Dann vollzieht sich die Mutation vom Menschen zum Titan!

Katrin:    Prima, Olli! Dann weiß ich ja, wer gleich unseren vollgepackten  Bollerwagen zum Strand zieht.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Rote Fahne“, Charkiv

Loddar & Effe (Zimmer 216)


Effe:    Na Loddar, wie hab‘ ich das gemacht mit dem Zimmer?

Loddar:    Du hast die Plastiggarde einfach in den Schlitz gesteckt und dann ging die Düre plötzlich auf.

Effe:    Alter, das doch nicht. Nein – ich meinte, wie ich das gemanagt habe, dass unser alter Torsteher mit seiner ZDF-Tussie kurzfristig reif für die Insel wurde. Ein Anruf beim ollen Poschmann in Mainz hat gereicht. Der kann den Kahn sowieso nicht leiden, seit der ihm letztes Jahr beim Bundespressefest ohne vorherige Anmeldung in den Hals gebissen hat. Aber jetzt haben wir’n richtig geiles Zimmer am EM-Ort für lau. Und heute Abend hauen wir beide auf der Ehrentribüne einfach mal die Holländer weg. Na ja, wenigstens erstmal‘n Kasten Heineken oder wie die Plattland-Plörre heißt.

Loddar:    Heude muss endlich was passieren. Gechen Pordugal hat der Jochi nochmal seinen Gopf aus der Schlinge gezochen. Aber heude ist er reif. Die Holländer spielen mindesdens so gut wie die Niederländer, wenn nicht sogar besser. Und dann gommt die große Stunde von einem Loddar Maddäus.

Effe:    Träum‘ weiter! Ich sag‘ dir, unsere Jungs kommen in die nächste Runde. Aber das Gelbe vom Ei ist das noch nicht. Da fehlen heute einfach solche Führungsspieler wie wir beide es waren. Die immer voran gehen und auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen – echte Leitwölfe eben.

Loddar:    Wie meinst du das mit dem Disch? Den hatten wir früher doch nur beim Dischdennis. Aber auch da hat ein Loddar Maddäus immer gewonnen.

Effe:    Warum wohl? Weil der Rest der Truppe abends komplett Hacke zu war. Der Berti hat das gar nicht mitgekriegt. Dem hab‘ ich vorher immer Schlummertropfen in seinen Pfefferminztee gegeben.

Loddar:    Der arme Berdi, der wo auch Derrier genannt wird. Der ist doch da im Osten Drainer wie ich früher, da hinden in die Garpaden.

Effe:    Du meinst den Kaukasus.

Loddar:    Gaugasus – das Wort brannde mir auf den Nächeln.



Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 6
(Dienstag, 12. Juni 2012)


Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Schlafwagen im „Warschau-Kiew-Moskau-Express“

Theo & MV (Abteil 70)


Theo:    Also, mein lieber Herr Mayer-Vorfelder, sie sehen mich hier ziemlich bedient.

MV:    Bedienung? Darauf wart i scho seit drei g‘schlagne Stund‘. Wo isch s‘Mädele mit s‘Weinkärtle? Hallo – Frollein!

Theo:    Sie denken wohl immer nur an das eine. Dieser ganze unmäßige Alkoholkonsum hat uns erst in diese unangenehme Situation hier gebracht.

MV:    War doch luschtig d‘letschte Tag‘ hier in Pole‘. Und Herr Doktor konnt au mal so richtig locker sei. Späßle!

Theo:    Wenn Sie das als Spaß empfinden, dass sie mich unter Vortäuschung falscher Tatsachen im Hotelzimmer konsequent abgefüllt haben, dann kann ich Ihre Art von Humor leider nicht teilen.

MV:    Nu teile mir immerhin s‘Nachtwägele.

Theo:    Darauf kann ich gerne verzichten – in diesem stickigen Schlafwagenabteil mitten in der ostpolnischen Provinz oder wo wir uns gerade befinden. Ist Ihnen überhaupt bewusst, dass wir auf diese Weise nicht nur das Eröffnungsspiel, sondern sogar das erste Deutschland-Spiel verpasst haben? Als DFB-Ehrenpräsidenten! Platini und Niersbach sind immer noch stinksauer – und das völlig zu Recht.

MV:    Papperlapapp – Kolleg‘ Franzmann soll sich net so habe. Wer hat denn s‘Weinkistle bei uns aufs Zimmer g‘stellt? Und Sportsfreund Niersbach soll erschmal sei Rotznäs putze. Hauptsach‘ der Mario hat‘s  erschte Tor für uns g’macht. VauEffBee forever!

Theo:    Der gute Herr Gomez spielt gar nicht mehr in Stuttgart, falls Ihnen das entgangen sein sollte. Jedenfalls hatte ich wegen Ihnen ganze vier Tage einen kompletten Filmriss, erhielt einen Hotelverweis und den First-Class-Direktflug nach Charkiv haben wir auch noch verpasst.

MV:    Sag i doch immer: Aller guten Dinge sind drei. Jetsch hascht wohl e Hängower wie im Film. Da muscht nu durch.

Theo:    Mir ist nicht ganz klar, wie Sie das jemals wieder gutmachen wollen.

MV:    Will i überhaupt? Jetsch müsse mir zwei Hübsche erschmal d‘Getränkefrach kläre. Hallo – Frollein!

Theo:    Brüllen Sie nicht so herum! Das Personal spricht hier nur polnisch oder  russisch.

MV:    S‘isch fein – dann gibt’s bestimmt lecker Wodka! Wo isch hier denn  s’Sambawägele?

Theo:    Heute wird hier weder Samba getanzt noch Wodka getrunken. Wir müssen nämlich unterwegs in Charkiv aussteigen. Sonst landen wir noch im ukrainischen oder russischen Nirgendwo  und verpassen auch das zweite Spiel unserer wundervollen Nationalmannschaft gegen die Niederlande.

MV:    Charkiv – das isch doch an d’Ostfront, oder? Und unsre Nationaltreter gewinne au ohne mir zwei Hübsche morgen gege d‘Käsköpp.

Theo:    Herr Mayer-Vorfelder – ich bitte Sie jetzt in aller Form, Ihren Schlafanzug anzuziehen und sich ins Bett zu legen. Sie dürfen gerne  unten schlafen.

MV:    Fein – mei neunmal geliftetes Ehegespinst liegt bei uns au immer unde (kichert laut).

Theo:    Das finde ich überhaupt nicht lustig.

MV:    (MV’s Mobiltelefon klingelt) Hei, wer isch denn da? Du bischt’s, Kevin? Jo – aus Moschgau! Nei, dem Jogi sei Nümmerle han i nich. Jo – du bischt doch d’Allerbescht‘. I meld mi, wenn mir in Ruschland ankomme. Jo Kevin – Vaueffbee forever!

Theo:    Wer war das denn das so spät in der Nacht?

MV:    Dasch war dr Kevin, dem wo se von Schalke nach Sibirien g’schickt habe wege Gaschpromm. Nu isch s’Bürschle ratzebutz fertig und will hoim zum Jogi sei Nationalgemeinschaft. Dabei könnt er nu au bei de Russe mitspiele.

Theo:    Das kann ich nur unterstreichen. Gerade auch die Rückführung und Integration von Russlanddeutschen sollte von uns jederzeit und mit Nachdruck unterstützt werden. Darauf erheben wir jetzt feierlich unser Glas.

MV:    Sag i doch – na sdorowje, Herr Doktor!

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


„Hotel Merkur“, Leipzig

Waldi & Rudi (Zimmer 460)


Waldi:    Mensch Rudi, morgen geht’s wieder gegen Holland. Da kommen doch alte Erinnerungen auf.

Rudi:    Geh‘ mir bloß vom Acker mit diesen mandarinengefärbten Wohnwagenfahrern. Wie schön war das Zweitausendzwei. Ohne Holland sind wir damals zur WM nach Japan gefahren und ganz Deutschland hat mitgesungen. Und hat sie irgendeiner vermisst? Ich jedenfalls nicht.

Waldi:    Aber das ist doch kalter Kaffee oder warmes Weizenbier, wie man bei uns in Franken so schön zu sagen pflegt.

Rudi:    Hör doch endlich auf mit deinem Sch***weizenbier. Ich rege mich schon wieder auf. Der Rijkaard kommt einfach von hinten und dann läuft die fiese Suppe schon meine Löckchen runter. Was meint der wohl, wie teuer ‘ne Dauerwelle damals war. Da hatten wir noch keinen Euro und die DDR gab‘s auch noch – so’n bisschen wenigstens. Beim zweiten Mal hab ich ihn dann zur Rede gestellt. Und weißt du, was der Kerl mir in seinem deutsch-holländischen Kauderwelsch geantwortet hat?

Waldi:    Du wirst es mir sicherlich gleich sagen.

Rudi:    Er sagte nur: „Dat war keine Spucke, du Moffe, dat war Dreiwettertaft!“

Waldi:    Schön, dass wir diese nette Geschichte nach 22 Jahren jetzt auch  aufgeklärt haben. Na, denn war doch alles völlig harmlos und jugendfrei. Mit dieser guten Nachricht für Jung und Alt verabschieden wir uns nun von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern aus Österreich und der Schweiz. Servus und Grüezi alle miteinander!

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Franzl & Uwe (Zimmer 461)


Franzl:    Heut scho wieder im Waldis Club – da wirst‘ doch deppert. Uwe, uns hält hier nichts mehr. Morgen früa geht’s los. Endlich EM live und in Farbe!

Uwe:    Wir sind damals Vierundfünfzig auch von Bern nach München gefahren. Einmal um den Bodensee.

Franzl:    Nein, Uwe, wir fahren nicht mit der Bundesbahn, sondern fliegen natürlich kaisermäßig mit dem Hubschrauber wie anno Zwotausendsechs zu den Spielorten. Vier Spiele in zwoa Stunden. Sag mal, warst‘ Vierundfuffzig überhaupt scho dabei?

Uwe:    Der Ball war niemals drin! Der war eindeutig vor der Linie.

Franzl:    Das wisse mer alle, Uwe. Aber das war Sechsundsechzig – die Geburtsstunde des Kaisers. Vierundfuffzig war das doch mit Rahns Helmut.

Uwe:    Der russische Linienrichter war’s – der Russe war schuld!

Franzl:    Uwe, halt‘s dei Goschn. Mia san bald in Russland. Und die spaßen nicht. Sonst geht‘s ab nach Sibirien. Hast g’schaut, wie sie die Tschechen Vierzueins zerfieselt haben? Völlig humorlos!

Uwe:    Lew Jaschin war der beste Russe.

Franzl:    Ja, Uwe, aber der kann uns jetzt auch nicht helfen. Morgen geht’s außerdem noch nicht gegen die Russen, sondern erst noch mal gegen die Holländer. Gegen die gewinnt man mit Uli Hoeneß 2:1 und ohne Uli Hoeneß zu null. Stürmer haben eben hinten, also im Kaiserreich, nichts zu suchen. Es gibt aber wie immer nur eine Möglichkeit im Fußball: Sieg, Unentschieden oder Niederlage.






EM-Kommentar vom 12.06.

Liebe Tippspieler/innen,

Montag ist Hebbelkicker-Tag, und solange die müden alten Knochen und Gelenke noch halten, muss gekickt werden. Aber was tun, wenn schon ab 18.00 Uhr der Ball in der Ukraine rollt? Ein Blick auf den Wetterbericht: Sonnig! Also den Laptop und die Decke eingepackt, rechtzeitig hingefahren, mit Kollege Jens schön unter den großen Baum auf der Hebbelwiese gelegt und zumindest die erste Halbzeit live geguckt - DVB-T sei Dank! Warum ich das alles hier erzähle? Weil diese Geschichte und der anschließende Hebbelkick allemal interessanter waren als das Spiel Frankreich-England. Und mehr Tore gab es bei uns auch. Das sollen also der "Geheimfavorit" (Frankreich) und der selbsternannte "Titelkandidat" (England) gewesen sein? Die Froschfresser ließen den Ball immer wieder nur hin und her laufen, gern auch in der eigenen Hälfte, und vorzugsweise ohne Raumgewinn. Und die Limies haben zwar zuhause die vielleicht stärkste Liga der Welt, aber solange dort 70% Ausländer spielen, wird es mit der englischen Nationalelf nie was werden. Spielwitz und überraschende Momente, technische Kabinettstückchen und fantasievolle Kombinationen - all das also, was ein tolles Fußballspiel ausmacht, fehlte hier nämlich beiden Mannschaften, von 1-2 Geistesblitzen pro Team vielleicht abgesehen. Zwei angeblich große Fußballnationen bestritten eines der wirklich schwachen Spiele dieser EM.  Selber kicken machte deutlich mehr Spaß.

Abends dann die gelb-blaue Farborgie in Kiew. Bis zur Halbzeit ein auch nicht gerade prickelndes Spiel auf ähnlich schwachem Niveau wie das am Vorabend. Aber nach der Pause kam Schwung in die Sache. Schweden ging durch Ibrahimsson in Führung und Thomas Wark fabulierte nach einer wenig erfolgreichen hohen Hereingabe der Ukrainer von der Kopfballschwäche des zu klein geratenen ukrainischen Angriffsduos Schewtschenko und Woronin. Zehn Minuten und zwei schöne Kopfballtore später, wunderbar eingenetzt vom großen alten Mann des ukrainischen Fußballs der Neuzeit, hätte Wark das zurücknehmen müssen. Aber so etwas machen Reporter ja leider nie. Es entwickelte sich nun ein interessanter Schlagabtausch mit großen Chancen für die Schweden bis in die Nachspielzeit hinein. Doch leider fiel kein Tor mehr für die Nordmänner. Wieder mal ein Tipp geplatzt. Mist! Aber immerhin  ein ganz nett anzusehendes Spiel. Grund genug auch für KMH auf Usedom, ihren Olli für seine ach so gewagte Vorhersage einer besseren zweiten Halbzeit anzuhimmeln, was dieser aber - hohoho! - ganz weltmännisch mit dem Hinweis abtat, er habe ja schon ein paar Fußballspiele gesehen... Uiuiui, das hatten wir von einem Exprofi und gebührenfinanzierten TV-"Experten" jetzt aber nicht erwartet! Ganz großes Kino auf der Ostseeinsel. Als dann noch die Chat-, Facebook- und Internet-Expertin Jeannine (warum nicht gleich Cindy oder Mandy?) mit KMH die restliche Sendezeit mit sinnlosen Sprechblasen füllen wollte, habe ich abgeschaltet. Die Schmerzgrenze war erreicht. Dann doch lieber Matze Knop...

Im Tippspiel stehen jetzt ein Nachwuchstipper aus dem Stall der letztmaligen Eurosiegerin und ein Holländer vorn. Vielleicht gibt es ja wenigstens bei uns was für die Käseroller zu gewinnen... Ansonsten ist das Verfolgerfeld aber noch dichtauf. Jens Hölemann hält zwei einsame Rekorde: Er hat tatsächlich als Einziger in bisher allen Spielen mit seinen Tipps daneben gelegen. Andererseits hat er als Einziger die drei bereits entschiedenen Zusatzfragen korrekt beantwortet. Eine eigenartige Taktik...

Mit sportlichen Grüßen,
Robert




EM-Kommentar vom 11.06.2012

Dobry Dzien, liebe TippspielerInnen,

endlich hat die EM begonnen, die endlosen Vorberichte sind vergessen, die gefühlten 300 befragten C-Promis ("ich habe zwar keine Ahnung von Fußball, aber ganz sicher wird Deutschland Weltmeister! Oder nicht?") sitzen jetzt wieder zuhause rum und warten auf den Anruf des Klatschreporters der BLÖD-Zeitung - der Ball rollt nun in Polen und der Ukraine! Als Tippspieler sind wir sachlich und kennen keine Gefühle, wir wollen auch nicht, dass der Bessere gewinnen möge, oder dass David mal schön dem Fußball-Goliath die Bälle um die Ohren haut. Nein, Fußball ist eine ernste Sache, da ist kein Platz für Gefühlsduseleien. Jetzt geht es knallhart um Punkte, und zwar vor allem im Tippspiel. Wichtig ist, dass gefälligst das eigene getippte Ergebnis eintrifft. Alles andere ist primär. Oder so ähnlich...

Die polnische Mannschaft hatte vor dem Eröffnungsspiel wohl offenbar einige Pressemeldungen durcheinander gebracht. Griechenland, Krise, Euro-Rettung - da wollte Polen als freundlicher Gastgeber nicht abseits stehen! Gegen finanziell wie personell dezimierte Griechen gaben Smudas Jungs in der zweiten Hälfte völlig die Kontrolle ab und waren über den einen Punkt sogar noch froh. So sind sie halt, die Polen: Vorbildliche Europäer. Schon Fußball-Philosoph Kazimierz Górski wusste: "Das Spiel kann man entweder gewinnen, verlieren oder unentscheiden spielen." So ist es!
Mit solchen Sentimentalitäten hielten sich die Russen gegen Cechien nicht auf. Tore entscheiden, also ab nach vorn mit dem Ball! Vier mal klingelte es im cechischen Kasten und Roman Houbnik soll sich unbestätigten Gerüchten zufolge im Bett noch stundenlang weiter gedreht haben, nachdem Pawljuschenko ihn vor dem 4:1 schwindelig gespielt hatte. Die Sbornaja ist ein heißer Kandidat fürs Viertelfinale, dieser Sturm ist europäische Spitzenklasse. Meisterschaften werden aber... - na, Ihr wisst schon...

Samstag dann Silberhochzeit in Heikendorf. Steve Jobs und dem Erfinder des WLAN sei Dank: Ich konnte mir zumindest die zweite Halbzeit im Käseroller-Duell auf meinem iPod angucken, zwischen Vorspeise und Hauptgericht. Merke: Ein winziges Bild ist besser als jeder Live-Ticker! Und was war zu sehen? Anrennende Holländer, mitunter glücklos, oft aber auch ohne rechten Plan. Dazwischen geschickt und bemerkenswert cool verteidigende Dänen mit einigen gute Chancen. Inzwischen weiß jeder fußballinteressierte Dreijährige in der Mongolei, wie Robben die gegnerische Abwehr aushebeln will. Immer derselbe Trick, damit wird er nur mit einer echten Leistungssteigerung und mehr Spielwitz zum 4. mal Vize. Erst mal nur in Gruppe B allerdings, und das wird schon schwer genug. Holland in der Eurokrise? Mittwoch ist der Tag der Wahrheit. Das gilt aber nicht nur für die Tulpenzüchter, sondern auch für Jogis Team. Nach perfekter EM-Form sah das gegen Sportugal wahrhaftig nicht aus. Die zweite Halbzeit brauchte ich mir nicht mehr auf dem Winz-Bildschirm anzuschauen, sondern durfte mit Segen des Silber-Brautpaares in die Hotelbar wechseln, wo ein Flachbildschirm immerhin ein besseres Bild bot. Geschont wurde aber nur der Sehnerv, seine Kollegen wurden weiter arg strapaziert. Das deutsche Mittelfeld sucht erkennbar Bindung und Form und nur Khedira hat sie schon. Der Bundestrainer schien mir schon in der letzten Woche etwas zuuuu "tiefenentspannt", etwas mehr Vorbereitung hätte dem deutschen Spiel gewiss gut getan. Immerhin nutzte Hummels endlich seine Chance – bester Mann im weißen Trikot! Und was soll man zu Gomez sagen? Nach seiner Chance in der 2. Minute von Lethargie überwältigt, bewegungslos, ohne Bindung zu Spiel, ohne Arbeit nach hinten – eine Katastrophe. Bis ihm dann der abgefälschte Ball die Olaseiku-Frisur zerstörte und dem deutschen Team den Sieg brachte. Ohne dieses Ding eine glatte Note 6. So aber... – tja, was war das? Reicht eine gelungene Aktion für eine gute Note und den Einsatz gegen die Käseroller? Ich denke, da ist Arbeit auf dem Platz gefragt und Miro d'Italia der bessere Mann. Erwähnt werden müssen aber noch die Außenverteidiger. Jochen, ich leiste Abbitte: Boateng hat das klasse gemacht! Den Übersteigerkönig der Sportugiesen kann man kaum komplett ausschalten, aber Boateng ließ ihm so wenig Leine, dass er bei den wenigen Flanken von links keine Zeit hatte, nach dem Mitspieler zu schauen und gezielt auf den Kopf zu servieren. Gut gemacht, Boateng! Vielleicht sollten wir ihn klonen und gegen Robben auch auf die linke Seite stellen, denn Lahm machte seinem Namen leider alle Ehre. Jetzt geht es gegen Robben, da werden beide besonders motiviert sein. Das wird ein interessanter Abend...

Überraschung dann gestern abend: Italien ist zurück auf der Weltbühne! Eine couragierte Leistung gegen den Weltmeister, teilweise mit geradezu erfrischendem Angriffsfußball – da wurde gezeigt, wie man es gegen die Spanier machen muss. Kein Angsthasenfußball wie Deutschland bei der WM 2010, auch keine Klopper- und Treter-Taktik wie die Holländer im Endspiel... – Nein: Bei eigenem Ballbesitz ein gut strukturierter und schneller Angriffsußball und ansonsten eine variable, aber betonfreie Defensive. Die Weltmeister hatten arge Probleme und statt Chorizo-Fußball gab es in der Spitze oft nur lauwarme Paella. So verteidigen die Spanier ihren Titel nicht. Das wird auch del Bosque sehen und ich tippe auf Torres in der Anfangsformation des nächsten Spiels, sonst machen es die Spanier den Gegnern zu einfach. Mit der Titelvergabe wenig zu tun haben wohl jetzt schon unsere Euro-Freunde von der grünen Insel. Physis und Kampfgeist stimmten bei den Irländern, aber ein wenig mehr Technik ist doch vonnöten, wenn man bei dieser Euro was reißen will. Es riecht nach Vorrunden-Aus für den Mister. Der Gegner aus Krokoatien ist vorerst noch eine Wundertüte. Man wird erst gegen stärkere Gegner sehen, was drin steckt...

Im Tippspiel steckte schon Musik, aber einige Teilnehmer fanden erst im letzten Sonntagsspiel ihre Noten. Jetzt ist niemand mehr punktlos und oben stehen zwei Petersens, allerdings m.W. weder verschwägert noch fußballerisch verwandt. Die Euro-Titelverteidiger nehmen im unteren Teil der Tabelle Anlauf. Noch gibt es 25 Spiele und über 100 Punkte zu verteilen. Schon heute abend geht es weiter, wenn auch die Tabellen-Aktualisierung erst nach dem Hebbelkick erfolgen wird (ca. 21 Uhr).

Do pobachennya!
Robert




Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 5 (Montag, 11. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Viva Polonia“, Warschau

Kloppo & Jupp (Zimmer 106)

Kloppo:    (laut singend) Da simmer dabei, dat is priiima – viiiva Polonia!

Jupp:    Mensch Jürgen, halt doch endlich mal die Klappe. Hier sind noch andere Hotelgäste. Außerdem haben deine Polen wirklich nicht so prickelnd gespielt. Hätten fast noch in Überzahl gegen die Griechen verloren.

Kloppo:    Hab dich nicht so, du alte Spaßbremse. Unser Robert hat immerhin das allererste EM-Tor geschossen – und das auf Flanke von Kuba. Borussia eins – Griechenland null! Wie geil war das denn? Außerdem kann ich auch nichts dafür, dass ihr die Champions League vergeigt habt. Ein Schuss, kein Tor, die Bayern!

Jupp:    Alles doch längst abgehakt. Der Blick geht nur nach vorne. Nach der Saison ist vor der Saison. Und von dir lass ich mich überhaupt nicht provozieren (wird knallrot im Gesicht).

Kloppo:    Mensch Osram, jetzt aber fünf Taler ins Phrasenschwein. Was machst du eigentlich hier in Warschau? Deine Bayern spielen doch übermorgen an der russischen Grenze gegen Holland.

Jupp:    Deine paar Dortmunder sind doch auch da, die dürfen aber im Gegensatz zu meinen gar nicht mitspielen (grinst). Ich bin hier in geheimer Mission als Talentscout unterwegs. Ein paar frische Kräfte aus dem Osten würden uns für die neue Saison ganz gut tun.

Kloppo:    Nun tu nicht so scheinheilig. Glaubst du eigentlich, ich bin ballaballa in der Birne? Habe doch längst gecheckt, dass du mir während der EM meine drei turbogeilen Polenjungs abspenstig machen willst. Aber da hat sich dein Uli-Präsi bös in seinen dicken Finger geschnitten. Die bleiben alle rubbeldikatz am Borsigplatz. Und weißt du warum? Weil es bei uns so richtig geil ist. Ladiladiladiladilooo – BeVauBeee Nuulneuuun!

Jupp:    Na ja, jetzt ist die Katze eben aus dem Sack. Ich biete dir fürs Polentrio im Tausch erstens einen Haufen Griechenland-Obligationen, zweitens meine komplette Panini-Sammlung und drittens eine Stadtrundfahrt durch München inklusive Besichtigung des Rathausbalkons. Und als Bonus gibt’s noch einen egoistischen Holländer, einen blonden Ukrainer, einen verletzten Kroaten und einen zündelnden Brasilianer dazu. Na, was sagst du dazu?

Kloppo:    Pack‘ am besten noch einen Ex-Schalker Torwart, eine Offensivkraft mit Allerweltsnamen, einen spanisch klingenden Stürmer und einen dreifach-vize-frustrierten Mittelfeldspieler obendrauf. Und dann würde ich immer noch nein sagen.

Jupp:    Und was ist mit Ulis Wurstfabrik, der Privatpraxis vom Müller-Wohlfahrt und den Restaurants vom Schuhbeck?

Kloppo:    Mensch Jupp, schön dass wir auf diesem wundervollen Zimmer so gemütlich beisammen sind. Lass uns doch in Ruhe über alles reden und ganz nebenbei die Welt retten. Vielleicht fangen wir einfach mal mit den Bayern an ...

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Otto & Beate (Zimmer 105)

Beate:    Hast du schon mit Athen telefoniert?

Otto:    Da ist doch keiner mehr erreichbar. Die bereiten sich alle auf die Wahlen vor, feiern den Punktgewinn im Eröffnungsspiel oder liegen in der Sonne. Unter Sokrates wär‘ das früher nicht passiert. Überhaupt fehlt da der nötige Zug. Hast du den für morgen schon gebucht?

Beate:    Ja – ab 11:30 Uhr geht’s von Warschauer Hauptbahnhof direkt nach Wrotzlaff oder wie das Kaff da heißt. Keine neun Stunden Fahrt. Wir sind dann passend zum Griechenspiel gegen die Tschechei vor Ort.

Otto:    Meine Liebe, die heißen Tschechoslowakei – Tschechei hat früher mal‘n anderer gesagt. Bei einer EM in Polen muss man immer politisch korrekt sein, vor allem als Deutscher – gewissermaßen Staatsmann im Trainingsanzug. Hast du den für mich eingepackt?

Beate:    Otto, was denkst du denn – natürlich. Ich konnte aber den alten Griechenanzug aus Ballonseide nicht mehr finden. Habe den ganzen Keller abgesucht. Da hab‘ ich einfach den schnieken Herthaanzug genommen und dieses hässliche Vereinswappen ‘rausgetrennt. Jetzt muss ich nur noch ‘ne kleine Griechenfahne aufnähen.

Otto:    Schande – jetzt fällt’s mir wieder ein. Den Griechenanzug hab ich doch neulich zum Malen genommen.

Beate:    Mein kleiner Rubens – wat haste denn jemalt? Im Wohnzimmer wäre über der Anrichte noch Platz für’n richtig schönes Gemälde.

Otto:    Dann musst du da wohl unsere Haustür im Querformat aufhängen. Die war mal wieder fällig. Dat is‘ wie bei uns allen. Irgendwann ist einfach der Lack ab. Aber das ist jetzt mal nicht von Goethe.

Beate:    Sag mal, hast du die beiden alten Streithähne von Nummer 107 vorhin auf dem Flur gehört? Der eine ist wohl irgend so ein Doktor und der andere hat einen merkwürdigen Doppelnamen. Eigentlich kommen die mir sogar bekannt vor. Waren die nicht mal mit uns auf der Ehrentribüne? Hatten übrigens ziemlichen Stress mit dem Hoteldirektor. Morgen früh müssen die fristlos ihr Zimmer räumen. Dann wollen die tatsächlich zusammen in den ganz wilden Osten aufbrechen – wahrscheinlich mit der Transsibirischen Eisenbahn. Ein komisches Paar ist das.

Otto:    Zickenkrieg unter alten Männern – da harmonieren wir beide doch viel besser: Ich als alter Trainerfuchs und du als Urmutter aller Spielerfrauen.

Beate:    Otto, schön haste dat jesagt. An dir ist echt ein Dichter verloren gegangen. Maler bist du ja schon.




Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 4 (Sonntag, 10. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Ukraina“, Kiew

Vitali & Wladimir (Suite 11)

Wladimir:    Weißt du noch, früher an der Universität…?

Vitali:    (kaut lustlos auf einer Milchschnitte herum) Hmmm…

Wladimir:    Wenn wir Hunger hatten, da hast du uns immer Blinis gemacht…

Vitali:    Hmmm…

Wladimir:    …mit viel dicker Hefe und saurer Sahne.

Vitali:    Hmmm…

Wladimir:    Die waren grauenhaft!

Vitali:    Meinst du, die könnten wir morgen vor dem Stadion verkaufen?

Wladimir:    An unsere ukrainischen Landsleute wohl nicht. Die essen seit unserer dämlichen Werbung immer nur noch West-Milchschnitte – mit viel frischer Milch gemacht – die Zwischenmahlzeit von heute – schmeckt leicht und belastet nicht.

Vitali:    Ich dachte eher an die schwedischen Fans. Die sind nicht so anspruchsvoll. Zu Hause gibt es bei denen immer nur Knäckebrot mit Surströmming. Das ist grauenhaft.

Wladimir:    Eine wirklich gute Idee, Vitali. Für viel Bier und Wodka brauchen die unbedingt eine feste Grundlage. Deine Blinis wären ideal dafür. Mit viel dicker Hefe und saurer Sahne.

Vitali:    Ich habe eine noch viel bessere Idee, Wladimir. Die schwedische Mannschaft wohnt doch auch bei uns im Hotel. Ich kenne den Chefkoch da unten sehr gut und bringe ihm heute früh meine frisch gemachten Blinis vorbei. Der packt die fetten Dinger mit auf den Frühstücksteller. Das macht den stärksten Schweden abends müde und träge.

Wladimir:    Und wir sehen dann im Stadion den ersten Sieg unserer geliebten  Ukraine. Was gibt es da eigentlich zu essen?

Vitali:    Boeuf á la Tolstoi – schwere Kost!



Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 3
(Samstag, 9. Juni 2012)


Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Rote Fahne“, Charkiv

 Olli & Katrin (Zimmer 216)

Olli:    (schreit mitten in der Nacht laut auf) Weiter, weiter, immer weiter!

Katrin:    (rüttelt ihn) Olli, Olli, was ist denn los mit dir?

Olli:    (reißt sich los) Da ist das Ding!

Katrin:    Olli, nun reiß dich mal zusammen und nimm deine verdammten Hände weg. Das Spiel ist längst zu Ende. Und du spielst gar nicht mehr mit.

Olli:    (jetzt wach) Ein Oliver Kahn spielt immer mit – und das auf allerhöchstem Niveau. Aber warum haben sie heute den Scholli aufgestellt? Der ist doch immer verletzt – oder war das der Strunz?

Katrin:    Der Scholli spielt auch nicht mit. Der ist heute doch Co-Kommentator vom Beckmann. Die ARD ist mit der Übertragung dran. Wir kommen erst am Mittwoch gegen Holland.

Olli:    Holland ist auch viel wichtiger. Was ist schon Portugal? Gegen die durfte ich 2006 von Klinsmanns Gnaden noch mal ran. Eigentlich hatte ich gar keine Lust dazu. Spiel um den dritten Platz. Das ist wie ‘ne Kutschfahrt durch die Lüneburger Heide – einfach nur unter Niveau. Aber ein Oliver Kahn zeigt Größe und gewinnt trotzdem. Am Ende hat mir sogar der Lehmann gratuliert.

Katrin:    Olli, ich möchte jetzt einfach nur schlafen. Die ukrainischen Matratzen sind schon schlecht genug. Und ab morgen früh proben wir schon für unseren Einsatz.

Olli:    Training ist immer wichtig. Ich habe früher noch zwei bis drei Stunden weiter gemacht. Da waren die anderen Kollegen schon längst im „P1“ versackt.

Katrin:    Bist du da nicht auch mal gewesen?

Olli:    Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Außerdem ist das Schnee von gestern. Ein Oliver Kahn ist immer auf das nächste Ziel fokussiert. Und das heißt jetzt Holland. 2002 waren die ja nicht dabei. Die hatten wahrscheinlich Angst vor mir. Wollen wir uns schon mal warm machen.

Katrin:    Nimm deine Finger weg. Ich bin öffentlich-rechtlich! Deine Schweinereien kannst du mit den billigen Tussies von den Privaten machen.

Olli:    Mensch Katrin, nun zier dich nicht so. Wir sind doch beim „Aktuellen Sportstudio“.

Katrin:    Jetzt reicht‘s mir. Ich bau mir noch ‘ne Gurkenmaske und pack mich dann auf die Seite. Gutes Nächtle!

Olli:    Auch ein Titan kann nicht ewig siegen. Aber es geht ja weiter, immer weiter …




Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 2 (Freitag, 8. Juni 2012)

Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Merkur“, Leipzig

Rudi & Waldi (Zimmer 460)


Rudi:     Hier mit dir auf dem Zimmer – ein einziger Traum! Und dann auch noch in Leipzig fernab der Spiele.

Waldi:   Stell dich nicht so an, Rudi. Die ARD muss sparen und das kommt unseren treuen Gebührenzahlern zugute. Außerdem ist Leipzig doch ein nettes Städtchen.

Rudi:    Hör doch auf. Du hast doch in deinem ganzen Leben noch keine Fernsehgebühren bezahlt. Außerdem hast du immer gut reden. Sitzt locker in deinem Waldi-Club und zischt zwei, drei Weizenbier. Ich könnte schon wieder richtig wütend werden, wenn ich dich so sehe. Immer dieses Gerede von den Tiefpunkten und noch tieferen Tiefpunkten.

Waldi:   Krieg dich mal wieder ein. Erstens hat die deutsche Mannschaft noch gar nicht gespielt. Zweitens gibt es hier im Osten kein richtiges Weizenbier. Und drittens ist alleine Punkt zwei schon ein absoluter Tiefpunkt. Soll ich jetzt etwa lauwarmes DDR-Bier trinken?

Rudi:    Das ist mir sch***egal, was du trinkst. Deine Plauze ist fett genug. Bald wirst du noch Kollege Calli Konkurrenz machen. Ich hab‘ einfach die Schnauze voll von diesem Gerede. Wir spielen schließlich gegen den Tabellenführer und das wird sauschwer.

Waldi:    Rudi, wach mal auf. Du bist nicht mehr Teamchef und wir spielen morgen nicht gegen die Isländer, sondern gegen Portugal.

Rudi:    Weißt du, wie Netzer und Delling die Isländer genannt haben? Die Brasilianer des Nordatlantiks! Das lass ich mir nicht länger bieten. Ausgerechnet der Netzer. Was hat der früher für einen Käse gespielt. Darüber regt sich keiner auf.

Waldi:   Netzer und Delling sind Geschichte. Wir haben jetzt Beckmann und Scholl. Die kommentieren morgen auch das erste Spiel der Bayern, ich meine der Deutschen.

Rudi:    Hör bloß auf! Wieder solche Dampfplauderer. Wenn ich den Beckmann schon sehe. Aber bei seinem „Tag der Legenden“ hab ich den neulich in Hamburg fein abgegrätscht. Und dieser Scholl – der soll erst mal erwachsen werden. Grinst immer so blöde rum und fährt im Werbefernsehen in seinem rumänischen Försterauto für Arme sinnlos durch die Gegend.

Waldi:   Nun ist aber mal gut. Deutschland spielt morgen Abend gegen Portugal und hinterher gibt es „Waldis Club“. Bitte nicht versäumen, meine sehr geehrten Damen und Herren in nah und fern.

Rudi:     Auf mich kannst du diesmal nicht zählen. Ich melde mich krank und bleibe hier im Hotel. Viel Spaß bei deiner Weißbier-Laberrunde mit Matze Knop oder wie diese Spaßvögel alle heißen. Lade doch mal „Ente“ Lippens ein. Der ist wenigstens richtig witzig.

Waldi:   Mein lieber Rudi – ich glaube, wir beenden für heute lieber unser Gespräch. Unseren lieben Fernsehzuschauern in West und Ost wünsche ich eine gute Nacht. Grüß Gott und Sayonara!

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Franzl & Uwe (Zimmer 461)

Franzl:    Jo mei – hörst den Rudi toben nebenan. So san’s, die Preißn. Koane innere Ruh‘.

Uwe:      Find ich auch, bei Adidas war früher alles besser.

Franzl:    Als Lichtgestalt könnt‘ ich mir so was nicht leisten. Ich lass bei uns in München den Uli toben.

Uwe:      Geld ist nicht alles. 1,2 Millionen hat Inter damals für mich geboten.

Franzl:    Der arme Waldi. Aber wir Bayern sind ja hart im Nehmen, obwohl der Waldi ja ein Franke ist.

Uwe:      Zum Glück ist der HSV drin geblieben. Immer erste Liga. So muss das sein.

Franzl:   Besonders als Ehrenspielführer musst du dich immer unter Kontrolle haben. Morgen sehen uns wieder zig Millionen im Fernsehen, wenn wir beide beim Waldi im Studio sitzen.

Uwe:      Mit Charly Dörfel habe ich am liebsten gespielt.

Franzl:    Ja Uwe, wir beide. Das wird ewig so bleiben. Mit dir plauder ich immer am liebsten.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Hotel Europa“, Lwiw (Lemberg)


Loddar & Effe (Zimmer 2001)


Loddar:   Mensch Effe, heute gehd‘s endlich los. EM in der Ugraine. Dief im Osten – das ist ein Land für einen Loddar Maddäus. Mal sehen, vielleicht kann ich das für meine BILD-Golumne oder mein Dachebuch verwenden. Ein Loddar Maddäus ist ja immer up to death, wie die Ameriganer so sachen.

Effe:      Schönes Ding, Alter. Kannst dein Gekliere ja später den vielen Balkan-Tussies vorlesen. Kauf dir lieber mal’n vernünftigen PC bei Media-Markt.

Loddar:   Die hiesichen Frauen sind viel besser als ihr schlechter Ruf. Ich habe in den ganzen Ländern auf meinen Drainer-Stationen nur besde Erfahrungen gemacht. Serbien, Ungarn – da wo ein Loddar Maddäus hinkommt, sind die Mädels nicht mehr lange alleine.

Effe:       Die sehen doch immer gleich aus – dunkelhaarig und mit reichlich Holz vor der Hütten. Deshalb bleibe ich lieber bei meiner Claudia. Da weiß ich, was ich habe. Und die ist wenigstens tätowiert.

Loddar:    Ein Loddar Maddäus verwended geine gebrauchden Frauen von Ex-Kollechen. Der erobert immer ein neues Derrarium für sich. So wie damals auf dem Platz. Deudscher Meisder, Idalienischer Meisder, Weldmeisder, Weldfußballer – mehr gehd wirklich nicht.

Effe:        Aber als Trainer nimmt dich nicht mal‘n Viertligist in Brandenburg. Irgendwie scheiße gelaufen, oder?

Loddar:   Die große Zeit von einem Loddar Maddäus wird noch gommen. Mal sehen, wie lange dieser Jochi Löw noch am Ruder ist. Deudschland gegen Pordugal. Das war schon mal Schicksalsspiel bei der EM. Das hunderdfünftigste und letzde Länderspiel für einen Loddar Maddäus und gleichzeidig das Ende von der glanzvollen Arie von einem Erich Ribbeck. Wenn es wieder so gommen sollte, ich wäre jederzeit bereit für dieses unser Land, das wo auch Deudschland genannd wird. Aber nicht auswärds. Da heißt es Schörmennie. Meisdens jedenfalls. Wechen der vielen Germanen, die wo früher mal bei uns gewohnt haben. Wo sind die eichentlich alle geblieben?

Effe:      Mensch, Loddar. Denk nicht so langfristig. Das ist nicht gut für dich. Morgen früh kommt schon unser ukrainisches Zimmermädel, um die Chipsreste wegzusaugen. Die ist bestimmt genau dein Typ – darauf meinen Stinkefinger!

Loddar:  (Telefon klingelt) Hallo – wer ist denn da? Ich gann gaum was verstehen. Ach du bist es, Gevin. Du lispelst ja immer noch. Von wo rufst du an? Aus Mosgau! Nein – die Handynummer vom Jochi Löw hab ich auch nicht. Ja – du bist unser besder Stürmer. Hab ich schon in der BILD immer gesacht. Nadürlich hast du Recht – der Glose ist verletzt und der Gomez völlig blind. Ja, ich gümmer mich drum. Ich melde mich wieder. Ein Loddar Maddäus hält sein Wort. Du gommst noch zum Einsatz und ich bin dein Berader. Exglusiv kommt das gleich in die BamS. Die EM gann beginnen!



Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 1 (Donnerstag, 7. Juni 2012)


„Hotel Viva Polonia“, Warschau

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Theo & MV (Zimmer 107)

MV:        Ja gell - i möcht nicht unhöflich erscheine, ha i wär gansch gära alloi.

Theo:      Wer sind Sie überhaupt?

MV:        Mein Name isch Mayer-Vorfelder.

Theo:      Zwanziger, Doktor Zwanziger.

MV:        Angenehm. Besser a alde Zwanziger wie a falsche Fuffziger (prustet los und kriegt sich kaum noch ein).

Theo:      (mürrisch) Ob für mich auch angenehm, weiß ich noch nicht so genau. Haben wir uns nicht schon mal irgendwo gesehen?

MV:        Wie soll i dasch mit mei Brausekopp wisse? Könne sia mir überhaupt sage, warum sia in mei Badewännle hocke?

Theo:      Ich kam von der UEFA-Sitzung im Keller und hatte mich in der Zimmernummer geirrt. Dieses polnische Hotel ist etwas
              unübersichtlich.


MV:        Ha nu wisse sia, das sia in ei Fremdwännle sitze und bade oinaweg weiter?

Theo:      Von baden kann nicht die Rede sein, ist ja kein Wasser in der Wanne. Außerdem stinken Sie wie eine ganze Kneipe.

MV:        Trollinger sag i immer – Trollinger muss es sei! Jetsch weiß i wieder: Sia sind mei Vorgänger Egidiusch Braun.

Theo:      Mein Gott – der lebt doch gar nicht mehr! Außerdem bin ich gar nicht ihr Vorfelder – ähm Vorgänger – sondern – wenn
              überhaupt – ihr Nachfolger.


MV:        I heiß Mayer-Vorfelder, net Mayer-Nachfolger.

Theo:      Mayer-Vorfelder, Müller-Wohlfarth, Müller-Hohenstein. Das ist mir ganz egal, jetzt lassen Sie endlich das Wasser ein.

MV:        Mei Badewasser lass i mir nei, wenn i esch für richtig halde. Außerdem stinkt des Wasser do wie de Pescht.

Theo:      Ach.

MV:        Was ach?

Theo:      Ich wollte meiner Verwunderung Ausdruck geben, dass Sie es vorziehen, ohne Wasser in der Wanne zu sitzen.

MV:        Du Babbelmaul – i bin Eksch-Minischter, Politprofi und Ehrenchef von de ganze DFB-Trupple und i bin dir in mei
               Badewännle kei Recheschaft schuldig.


Theo:       Nein, nein.

MV:         I entscheid persönlich, ob mit oder ohne Wasser. A Weinle musch ha immer sei.

Theo:       Ja, ja.

MV:         De Entscheidung, ob mit oder ohne Trollinger – äh Wasser – lasch i mir von niemand aufdränge, du Bettbronzer.

Theo:       Das letzte habe ich überhört. Außerdem bin ich ebenfalls  Ehrenpräsident des DFB. Vielleicht kenne ich sie daher von früher.
                Mein Gott, mein Gedächtnis. Würden Sie jetzt vielleicht das Wasser einlassen, wenn ich Sie höflich darum bitte?


MV:         Na also, isch geht doch. Wasser marsch!

Theo:       Oh ja. Vielen Dank.

MV:         Oh, biddschee. De Pupp bleibt drussa!

Theo:        Herr Mayer-Vorfelder!

MV:         De Pupp bleibt drussa!

Theo:        Herr Mayer-Vorfelder, ich bade immer mit meiner Gummipuppe.

MV:         Nicht mit mir. De sieht ja aus wie mei neunmal geliftetes Ehegespinst, die wo jetscht zu Haus in Schduagerd hockt.
                Hascht de von de Beate Uhse?


Theo:        Das geht Sie gar nichts an.

MV:         Wenn du dei Pupp neiläscht, lass i mei Wasser naus.

Theo:        Wasser ist für alle da. Das sind wohl die Erpressermethoden Ihres sauberen Vereins.

MV:          Saubebble – du bischt doch au in de CDU.

Theo:        Ich meinte eher die FIFA.

MV:          Herr Medizinalrat Zwanziger!

Theo:        Herr Mayer-Vorfelder!

MV:          Akademiker willscht sei? Ha! Wohl wie de Lügebaron Guttenberg.

Theo:        Also, was ist jetzt?

MV:          I lass des Wasser naus, wenn du dei Pupp neiläscht.

Theo:        Ich nehme meine Puppe herein.

MV:          Wo isch mei Trollinger – wo isch de Stöpsel?

Theo:        Sie sitzen drauf. Wissen Sie eigentlich, dass viele Menschen überhaupt kein Bad besitzen, geschweige denn einen Stöpsel?

MV:          Ach, Moralaposchtel bischt wohl au noch? In Dreideibels Name, lasch dei verhurte Gummipupp nei.

Theo:        Ich denke gar nicht daran.

MV:          Dann tauch i nach mei Trollingerflasch, bis du dei Pupp neiläscht.

Theo:         Bitte sehr.

MV:           Des isch mei Ernscht! I zähl bis drei. Eins, zwei, gsuffa … (taucht mit gurgelndem Geräusch unter und sofort wieder auf)

Theo:         Da sind Sie ja schon wieder.

MV:           Krutschifiksch – is des trüb da unde.

Theo:         Passen Sie mal auf (taucht unter)!

MV:           Komm hoch, du Luderback, sonsch steig i aus de Wann. Mit Luft anhalde kann jeder.

Theo:          (taucht nach längerer Zeit wieder auf) Was sagen Sie nun?

MV:            Esch gibt wichtigeres im Lebe.

Theo:          Was denn?

MV:            Ehrlichkeit, Toleransch …

Theo:          Das ist nicht Ihr Ernst.

MV:            Unbestechlichkeit, Transparensch …

Theo:          Mir wird gleich übel. Sie sind ja wie der Blatter.

MV:            Scheiß auf de Blatter – Hauptsach lecker Trollinger!

Theo:          Egal – aber ich kann länger als Sie.

MV:            Wer länger kann, weiß högschdens mei Frau. Du mit dei schlaff Gummipupp!

Theo:          Jetzt will ich‘s wissen. Wir tauchen jetzt gleichzeitig.

MV:            Mir egal – morge isch de Start von de Fuschball-EM. De Pole gege de Pleitegriech. Da muss i wieder obe sei.
                   Wo bleibe mei VIP-Kärtle eigentlich?


Theo:          Also. Eins, zwei!

MV:            Drei … (beide tauchen unter)

Platini:        (Tritt suchend ins Zimmer ein) Merde allors! Is somebody here? Les presidents Allemagne! Excusez moi, is this room number 107?
                   Moi try to deliver two VIP-tickets for demain et ten boxes of Bordeaux wine.


-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------



Kloppo & Jupp (Zimmer 106)

Jupp:           Dass wir uns hier so schnell wieder treffen, hätte ich nicht gedacht. Aber jetzt sind wir nun einmal hier zusammen
                   im Doppelzimmer gelandet und müssen das Beste draus machen. Hallo Jürgen, wie geht es dir?


Kloppo:       Geil – einfach nur geil. Ich komm‘ aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Ein Schuss, kein Tor, die Bayern!

Jupp:            Schön für dich. War ja auch ‘ne gute Saison für euch.

Kloppo:       Gut? Die war einfach nur geil. Die Truppe war geil – so was habe ich noch nie trainiert. Und erst unser Umfeld:
                   Aki, Susi, der Norbert und vor allem die süßen Mäuse von der Geschäftsstelle – alle supergeil. Aber ich bin ja
                   glücklich verheiratet – einfach nur megageil.


Jupp:           Apropos verheiratet – bist du ganz alleine hier in Polen?

Kloppo:       Eigentlich hatte ich wieder mit dem Ursch Meyer gerechnet. Aber der macht zurzeit einen Deutschkurs in der Schweiz,
                   damit man ihn auch mal verstehen kann. Danach wollen wir im Fernsehen wieder zusammen angreifen. In der
                   Sommerpause habe ich ja Zeit ohne Ende. Das wird dann so richtig geil. Für unsere treuen Fans mache ich alles.


Jupp:           Hörst du das im Nebenzimmer? Da rauscht doch Wasser. Was veranstalten die denn da?

Kloppo:      Ich habe da vorhin so ‘ne leicht senile Graulocke reingehen sehen. Der kam mir irgendwie bekannt vor. Aber egal –
                   ich muss mich jetzt mental auf morgen vorbereiten. Dann stehen meine drei Polenjungs auf dem Platz: Kuba, Lukasz
                   und Robert. Die werden den Griechen so richtig Zunder geben. Wie geil wird das denn, bitteschön?



-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Otto & Beate (Zimmer 105)

Beate:         Ich habe mich so auf unseren Urlaub gefreut, Otto. Aber warum musste es nun unbedingt Polen sein?

Otto:           Merk es dir, meine Zuckerschnecke, man muss immer an die Fleischtöpfe ran. Das hat schon der alte Goethe früher gesagt.

Beate:         Versteh ich nicht, ich bin doch Vegetarierin.

Otto:           Hertha war gestern, die EM ist heute. Und morgen spielen die Griechen. Dämmert es jetzt langsam bei dir?

Beate:         Du meinst, dass wenn die irgendwie nicht so richtig …

Otto:           Richtig – schmiede das Eisen, so lange es heiß ist. Die Wahrheit liegt auf dem Platz und die kann manchmal grausam sein.
                  Wenn meine Hellenen morgen gegen die Polen verkacken, so wie meine Hertha vor ein paar Wochen gegen Düsseldorf,
                  dann steht der Otto-Rettungsschirm bereit – gewissermaßen Rehakles reloaded!


Beate:         Otto, wie du das immer machst. Müssen wir dann aber wieder nach Athen umziehen?

Otto:           Nein, das ist mir zu unsicher. Bei Absteigern wohnt man nicht. Deshalb sind wir ja auch aus Berlin weggezogen. Nein –
                  wir managen das zusammen von unserem Reihenhaus in Essen-Stehle aus. Ich mach das Sportliche und du kümmerst dich
                  um die Finanzen und die Weihnachtspost.


Beate:         Hörst du das Blubbern nebenan. Ob sich da einer ersaufen will?

Otto:           Manchmal steht einem das Wasser bis zum Hals. Dann heißt es: Kopf hoch und fleißig weiter trainieren. Das ist ausnahmsweise
                  mal nicht von Goethe, sondern von mir.


Beate:         Otto, ick liebe dir!


(Gespräche abgehört und aufgezeichnet von Bernd)



Epilog vom Kanal zur EM 2012


(Fast wieder) Sieg für Deutschland


Am Samstag, den 19. Mai 2012, wurde die Fußball-Europameisterschaft vor über 80.000 Zuschauern in der „Fußball Arena München“ entschieden. Glücklicher Sieger wurden diesmal die Engländer – und das auch noch im Elfmeterschießen! Die Deutschen nutzten ihre Überlegenheit nur unzureichend und scheiterten somit wieder einmal knapp in einem Endspiel. Aber so ist nun einmal der bisweilen grausame Sport.
Die Münchner Nationalspieler Neuer, Lahm, Boateng, Schweinsteiger, Kroos, Gomez und vor allem der Torschütze Müller drückten dem Spiel in besonderer Weise ihren Stempel auf. Außerhalb des Spielfelds drückte der finalgesperrte Badstuber leider letztlich vergeblich beide Daumen für seine bajuwarischen Kollegen. Überreicht wurde der Pokal von UEFA-Präsident Michel Platini.
Die eigentlich ebenfalls fest eingeplanten Dortmunder Nationalspieler Hummels, Schmelzer, Gündogan und Götze erreichten das Stadion leider nicht mehr rechtzeitig bis zum Spielbeginn. Nach ausgiebigen Double-Feierlichkeiten zu Hause in Dortmund wurden sie vermutlich von einem überzeugten Schalke-Anhänger in heimtückischer Absicht von der Autobahn A 45 gezielt nach Lüdenscheid abgeleitet. Nach Informationen des Sportinformationsdienstes haben sie dort einfach weiter gefeiert und waren zu einer Weiterfahrt nach München nicht mehr zu bewegen. Der Schalke-Fan soll sich übrigens derzeit im Raum Kiel aufhalten und dort ein illegales Fußball-Tippspiel betreiben.
Es ist also alles längst entschieden: Deutschland ist (Vize-)Europameister 2012!
Fälschlicherweise geistern allerdings nun Meldungen durch die Gazetten, dass in Kürze angeblich eine Fußball-EM in Polen und der Ukraine stattfinden soll. Richtig ist vielmehr, dass eine inoffizielle deutsche Nachwuchsauswahl unter der Leitung von Jogi Löw an einem inoffiziellen Turnier zur Festigung der Völkerfreundschaft mit unseren östlichen Nachbarn teilnehmen wird. Das ist aus sportpolitischer Sicht höchst lobenswert, aus menschenrechtspolitischer Sicht höchst problematisch, hat aber andererseits mit einer richtigen Europameisterschaft überhaupt nichts zu tun.
Im Zuge drastischer Sparmaßnahmen konnten sich die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF in diesem Jahr nur noch die Fernsehrechte für dieses allenfalls drittklassige Freundschaftsturnier sichern. Alle Spiele sind somit live und unverschlüsselt im Free-TV zu empfangen. Wir vom Kanal wünschen daher all jenen viel Spaß, die sich im Juni aus alter Gewohnheit oder aus purer Langeweile vor den Fernseher setzen wollen, um diese deutsche Auswahl in irgendeiner Art und Weise zu unterstützen. Noch einmal zum langsamen Mitlesen: Ihr braucht es nicht – schont eure Nerven – wir sind doch schon (Vize-)Europameister!


Bernd