ENDSTAND
im Tippspiel
(01.07.2012, 22:40h, nach 31 von 31 Spielen)
Fettdruck: Gewinnränge (Auszahlung)
Letzter Platz: Rote Laterne (Flasche Rotkäppchen-Sekt)
nn
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83
87
88
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90
92
93
|
Kirsten Fahl
Jeroen Groeneveld
Klas Lackschewitz
Matthias Gröger
Nils Stein
Martin Weinelt
Boyke Feddersen
Helen & Verena Dethlefs
Sven Nielsen
Robert Spielhagen
Anna Jacobsen
Imke Scheel
Günter Riemenschneider
Olaf Schäfer
Hiroshi Kawamura
Sabine Lange
Gerd Pilates
Bennet Juhls
Claudia Didié
Sven Petersen
Stefan Wetzel
Maciej Telesinski
Achim Pfüller
Borko Borkowski
Finn Petersen
Ralph Hansen
Moritz Kayma
Annette Christoph
Michael Klages
Melissa Gabler
David Poggemann
Lisa Christoph
Johann Klages
Bernd Christoph
Jörn Geletneky
Jörg Geldmacher
Mikkel Dethleff
Martin Frank
Christoph Ruholl
Frederik Dethlefs
Rüdiger Stein
Simon Pilates
Ingo Bergmann
Christina Kayma
Olaf Schuldt
Paul Schneeberg
Marian Rüffer
Jens Hölemann
Jan Scholten
Roland Friedl-Schulz
Michael Berger
Nicole Biebow
Tim Klages
Jonathan Lackschewitz*
Patrick Reichert
John Reijmer
Henning Bauch
Ove Krüger
Philip Scholten
Alex Schimanski
Sven Geletneky
Winfried Hebold-Heitz
Nick & Nicole Gabler
Karen Volkmann-Lark
Oliver Baumgartner
Dieter Höffmann
Nicolas Van Nieuwenhove
Heiko Hanß
Henriette Kolling
Jan-Malte Wolfsdorf
Fynn-Cedric Bach (X)
Christoph Wagner
Lotte & Edgar Borkowski
Christian Hass
Martin Kordowski
Merle Lackschewitz (X)
Team Wergner
Azzedin Ait Brahim
Hardy Jacobsen
Sönke Bock (-3)
Hannø Kinkel*
André Kaiser (-3)
Jochen Dreger
Gerd Unger-Schneeberg
Dirk Dethleff
Lea Friedl-Schulz
Dieter Piepenburg
Christian Rodde
Tobias Christoph
Dorothea Bauch
Jan Petersen
Andreas Ulrich (X)
Norbert Dregger (X)
René Kaiser (X)
Torben Struve
Michaela Bessmann
|
85
70
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65
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64
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63
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46
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45
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38
38
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34
31
30
30
30
30 |
(X) Keine Endrundentipps abgegeben (keine Wertung für die Rote Laterne)
(-3) Punktabzug wegen falsch ausgefüllten Tippscheins (Beispiel nicht gesehen?)
* = Teilnahmegebühr noch nicht bezahlt. Zahlungstermin wurde vereinbart.
EM-Abschluss-Kommentar und die Tops und Flops der EM
Liebe Tippspieler/innen,
die EM 2012 ist vorbei und es gibt zwei überlegene Sieger: Kirsten
Fahl hat mit einem Riesenvorsprung das Tippspiel gewonnen und die
Spanier das Turnier. Herzlichen Glückwunsch! Zwei mal
EM-Titelverteidigung, zwei mal nicht überraschend. Kirsten gewann schon
2008 und wurde Vierte bei der WM; die Spanier haben schon 2008 und ...
- ach, das muss ich nicht noch mal durchkauen. Im Tippspiel war es
zumindest bis zum Ende spannend. Klas sah lange wie der sichere Sieger
aus, hatte sich dann aber genau wie und mit Jogi verzockt: Das deutsche
Aus im Halbfinale war auch das Ende von Klas' Erfolgsserie. Am Ende
blieb immerhin noch Platz 3. Jeroen hatte sich zwar mit seinen
Vorabtipps auf die Käseroller vom Nordseestrand (nein, ich kann und
will mir das Grinsen nicht verkneifen :-)) ordentlich vertan, danach
aber alles richtig gemacht. Matthias hat sich mit einem Sicherheitstipp
selbst um Platz 3 gebracht: Ein konsequenter Tipp auf Spanien und
Italien im Finale nicht nur über die Ergebnisse, sondern auch beim Tipp
der beiden Finalisten hätte ihn noch einen Platz höher klettern lassen.
Die ganz große Überraschung in den Gewinnrängen ist aber Nils, der bei
seiner ersten Tippspielteilnahme gleich Platz 5 erreichte und damit
sein Grundschüler-Taschengeld kräftig aufbessern konnte. Auf Mama
sind es immer noch 20 Punkte Rückstand, aber Papa (wie üblich im
Nirgendwo des Mittelfeldes gelandet) hat er gleich mal locker
abgehängt... Insgesamt wohnt in Bremen zwar die beste
Familienmannschaft, aber ich bin selbst auch nicht unzufrieden: Die
Plätze 8, 10 und 40 geben noch einen guten Durchschnitt.
Die Rote Laterne wird diesmal sogar doppelt vergeben: Michaela
stürzte nach guten Mittelfeldplätzen 2008 und 2010 diesmal ganz böse ab
und Torben... - nun ja, was soll man dazu sagen? Täglich Lamm in
Minzsoße oder Fish & Chips - kein Wunder, dass da der
Fußballverstand über die Themse geht...
Was bleibt von dieser EM? Ganz bestimmt die Gewissheit, dass Spanien
weiter das Maß aller Dinge bleibt. Das 4:0 im Finale war sicher etwas
zu hoch und ermöglicht durch den kurz nach der Halbzeit nur noch zu
Zehnt spielenden Gegner, aber auch mit 11 Mann hätten die Italiener
keine Chance gehabt. Sie waren nur im Singen besser. Die Überlegenheit
der Spanier wirft schon wieder die Frage auf, wie man der iberischen
Ballmaschine beikommen kann. Daran werden alle anderen Mannschaften
jetzt 2 Jahre lang arbeiten. Jogi hat es mit einer extrem jungen
Mannschaft versucht, die möglichst einen
Hochgeschwindigkeits-Kombinationsfußball spielen soll. Prinzipiell eine
gute und auch erfolgreiche Idee, aber für den Turniersieg reicht das
nicht, da muss man auch abgezockt sein. Ein gleichmäßig gut besetzter
Kader ist sicherlich von Vorteil, aber aufstellen kann ein
Bundestrainer doch immer nur die besten 11 Mann. Zuviel herumspielen
mit den ach so vielen guten Spielern sollte er nicht, diese Lektion hat
jetzt hoffentlich auch Jogi Löw gelernt. Und abgezockt geht übrigens
anders... Es bleibt die Frage nach der richtigen Taktik gegen die
Spanier. Soll man es mit ganz ähnlichem Spielsystem versuchen oder ganz
anders? "Nur wer schön spielt, gewinnt den Titel!" sagte Jogi Löw vor
der EM im 11Freunde. Weil er genau von diesem Vorsatz abwich und sein
System den Italienern anpasste, verlor er das Halbfinale. Ob es gegen
Spanien besser gelaufen wäre? Wer das Finale gesehen hat, wird es
bezweifeln.
Und sonst? Was wird uns von der EM in Erinnerung bleiben?
Wesentliche taktische Neuerungen gab es nicht, sieht man mal von
spanischen 4-6-0-System ab, das aber eher aus der Not geboren war, weil
David Villa verletzt fehlte. Zumindest erstaunlich war die Auferstehung
der Italiener als europäische Fußballmacht nach dem Vorrundendebakel
von 2010. Und auf einmal spielen sie sogar Angriffsfußball! Im
deutschen Team fiel außer Khedira niemand durchgehend positiv auf. Die
Fußballwelt wird sich fragen, ob die deutsche Mannschaft nach 2010
nicht sogar einen Rückschritt gemacht hat. Seien wir ehrlich: Der Sieg
gegen Portugal war am Ende glücklich; gegen Holland hat auch Dänemark
gewonnen, da zählt der deutsche Sieg also nicht sooo viel; gegen
Dänemark selbst hätte es auch schief laufen können, wenn der Schiri
korrekt gepfiffen hätte. Und gegen Griechenland 2 Tore zu kassieren,
ist auch nicht gerade eine Auszeichnung. Als dann aber der erste
richtige Gegner kam, verließen den Bundestrainer der Mut und das Glück.
Diese EM hat uns also nicht wirklich weiter gebracht.
Zum Schluss noch die Standard-Rubriken der Tops und Flops dieser EM:
Die EM-Tops 2012:
- Polen und die Ukraine. Am Ende hat doch alles geklappt. Von
Organisationsmängeln war nicht viel zu hören und zu lesen. Gut gemacht!
- Tom Bartels und die irischen Fans. Die Iren waren das schwächste
Team dieser EM, aber sie hatten die besten Fans. Friedlich und fröhlich
sangen sie ihrer Mannschaft bei und nach den Spielen aus tausenden
Kehlen ihre Lieder voller Stolz und Freude darüber, beim größten
europäischen Fußballfest dabei gewesen zu sein. Und Tom Bartels (ARD)
hörte andächtig zu und quatschte nicht dazwischen.
- Mehmet Scholl. Sachkundige und durchaus persönlich gefärbte,
frische Kommentare mit viel Selbstironie. Noch nie ist das statische
Spiel eines Mario Gomez so gut charakterisiert worden.
- Die schönsten Tore:
• Roman Pawljutschenkos 4:1 gegen Cechien: Frisch eingewechselt,
gleich die Vorlage zum 3:1 gegeben und dann der große Auftritt: Houbnik
an der Strafraumgrenze 4x hintereinander schwindelig gespielt und dann
das Ding einfach reingehauen.
• Mario Gomez' 1:0 gegen Holland: Mit dem Rücken zum Tor mit links
angenommen, elegant gedreht und mit rechts sicher vollendet.
Schweinsteiger staunte...
• Danny Welbecks 3:2 gegen Schweden: Die Flanke von rechts im
Fünfmeterraum in der Luft mit der rechten Hacke ins Tor gelenkt.
Artistisch!
• Mario Balotellis 2:0 gegen Irland: In der Schlussminute die Flanke von rechts als Seitfallzieher gefühlvoll ins Netz gehauen.
• Zlatan Ibrahimssons 1:0 gegen Frankreich: Die Flanke von der
rechten Seitenlinie aus dem Stand als Seitfallzieher ins Tor
gedroschen. Auch die Hakennase kann Balotelli!
• Die cool in die Tormitte gechipten Elfmeter von Pirlo gegen England und Ramos gegen Sportugal. Panenka grinst sich eins.
• Schon wieder Balotelli: Sein 2:0-Knaller unter die Latte von
Manuel Neuers Tor beendete Deutschlands Titelträume. Und sein
1:0-Kopfball ein Viertelstündchen vorher war auch sehenswert.
• Die beiden ersten Tore der Spanier im Endspiel durch David Silva
nach knallharter Flanke von Fabregas und durch Jordi Alba nach
seziermesserscharfem Pass von Xavi. Und das alles sah aus wie im
Training...
Die EM-Flops 2012:
- Polen und die Ukraine. Etwas mehr als jeweils das Vorrunden-Aus hatten wir von den Gastgebern schon erwartet.
- Die Fernsehregie der UEFA: Vorher aufgenommene und scheinbar
live eingespielte Szenen eines spaßigen Bundestrainers und einer zu
Tränen gerührten Dame brauchen wir nicht. Genauso wenig wie alle 30
Sekunden eine Einblendung von dämlich in die Kamera jubelnden bunt
gekleideten Fans. Zeigt uns Fußball!
- Das Inflations-Wort "sensationell". Der Wortschatz von
Fußballreportern ist begrenzt, schon klar... Aber ist deshalb jede
Parade eines scharfen und platzierten Schusses durch Manuel Neuer
gleich "sensationell!"? Also etwas Überraschendes, mit dem man absolut
nicht rechnen konnte? Steht der Kerl nicht im Kasten genau deshalb,
weil die Trainer wissen, dass er solche Bälle halten kann? Wo ist da
die Sensation? Das Gleiche bei wunderbar in den Lauf der Mitspieler
gezirkelten Pässen von Iniesta und Xavi: Haben wir das nun nicht schon
oft gesehen und bewundert? Ist das wirklich noch "sensationell!"? Es
gibt auch noch Worte wie z.B.: Großartig, toll, meisterhaft,
phantastisch. Es wäre geradezu sensationell, wenn wir die mal wieder
hören würden.
- Die ZDF-Usedomina und ihr blonder (blondierter?) Teddy. Katrin
Müller-Hohenstein laberte sich um Kopf und Kragen und zeigte eine
erschreckende Unkenntnis von Fußballfakten. Beispiele gefällig?
"Pierluigi Buffon" (der Mann heißt Gianluigi), "Ballitello"
(Balla-Balla, oder was?), "...nur noch zwei verbliebene italienische
Weltmeister 2006, nämlich Buffon und Pirlo..." (ein Blick in die
Annalen hilft: de Rossi spielte 2006 im Finale mit und verwandelte im
Elfmeterschießen sicher). Damit das klar ist: Ich zahle ordentlich
meine Fernseh- und Rundfunkgebühren und will Leute hinter dem Mikro
sehen, die von Fußball was verstehen und nicht nur Stichwortgeber für
Titanen spielen. Höhepunkt des Desasters war KMHs Weigerung am
Samstagabend, in Anwesenheit von Toni Schumacher und Olli Kahn einen
Tipp fürs Finale abzugeben, angeblich wegen ihrer "Neutralität". Hallo?
Was glaubt sie denn, wer sie ist? War sie fürs Finale als
Schiedsrichterin eingeteilt, oder was? Das Publikum buhte vernehmlich,
aber KMH lächelte das einfach weg. Hoffentlich findet sich ein
Verantwortlicher beim ZDF, der ihr ebenso lächelnd das Mikro wegnimmt und den
selbstverliebten Ex-Titanen gleich auch entsorgt.
So, das soll es gewesen sein. Der Bundesliga-Spielplan ist schon
raus, bald zeigt das Bayerische Sportfernsehen - nein, sorry, das heißt
ja inzwischen Sport1... - also bald bald gibt es in den
Spartensendernen wieder Testspiele des FC Bayern gegen den SV
Hintertupfingen oder die Sportfreunde Obergiesing zu sehen. Dann ist
wieder Fußball-Alltag angesagt. Doch 2014 ist Weltmeisterschaft. In
Brasilien! Das ist doch mal ein Wort... Und es gibt dann natürlich
wieder ein Tippspiel. Wer inzwischen die Emailadresse wechselt, möge
mir das mitteilen.
So, das war's nun wirklich für 2012, eigentlich... Es fehlt
natürlich noch der Bericht vom EM-Rundgang auf der Kieler Woche. Den
spare ich mir aber für die Woche nach dem Urlaub auf. Die Kieler Woche
ist nun auch schon fast 2 Wochen vorbei; es kommt jetzt auf ein paar
weitere Tage auch nicht an. Und die Bandbreite der Internetverbindung
hier auf dem Campingplatz auf der Île d'Oleron läßt eh keinen Versand
großer Dokumente zu. Ihr hört also noch von mir. Bis dahin erholt sich
von der EM
mit sportlichen Grüßen,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 24 (Sonntag, 1. Juli 2012)
„Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom
Olli & Katrin (Zimmer 1)
Katrin:
Ich bin schon ganz hippelig. Heute Abend beginnt das große Finale.
Spanien gegen Italien. Und das auch noch live bei uns im ZDF.
Olli:
Ich bin auch froh, wenn das alles vorbei ist. Allein, dass ein Oliver
Kahn hier in dieser Bruchbude Gelsenkirchener Barock ertragen muss –
und das als ehemaliger Bayernspieler. Und dann erst dieses quietschende
Doppelbett.
Katrin:
Wieso? Ich finde, wir sind uns deswegen auch menschlich sehr viel näher
gekommen. Und außerdem ist noch lange nicht Schluss mit uns beiden.
Olli: Wie meinst du das jetzt?
Katrin:
Hast du denn gar nicht mitbekommen, dass unsere Quoten von Tag zu Tag
immer besser werden? Und heute beim Endspiel werden die noch mal
richtig durch die Decke schießen. Das ist dann ein innerer
Reichsparteitag für mich.
Olli:
Na, du kommst ja auch aus Nürnberg. Aber meinst du nicht, dass die
steigende Quote vielleicht irgendwie auch mit den Fußballspielen im
Zusammenhang stehen könnte?
Katrin:
Nein, überhaupt nicht. Ich finde, Fußball wird bei dieser EM total
überbewertet. Wir beide machen einfach einen fantastischen Job hier in
Heringsdorf und das noch bei Wind und Wetter.
Olli:
Du meinst also ernsthaft, dass die Leute dieses Gehampel auf der
Schwimmbühne und Fähnchen schwenkende Zuschauer davor wirklich sehen
wollen? Und vielleicht noch als Zugabe diese aufgedrehte Laptop-Tussie,
die angeblich vierundzwanzig Stunden am Tag in irgendeinem Netz
unterwegs ist. Hoffentlich fangen sie die mal mit ‘nem richtigen Netz
ein und dann ab dafür in die Ostsee.
Katrin:
Pfui, Oliver! Das siehst du viel zu negativ. Ich habe gerade mit
unserem Intendanten in Mainz gesprochen. Ab nächste Woche gehen wir mit
unserem revolutionären Format „ZDF-Fernsehstrand“ bis Ende September
täglich eine Stunde lang auf Sendung. Wir haben dann auch tolle
Künstler wie Andrea Berg und Gottlieb Wendehals mit dabei. Und du
moderierst dann das Torwandschießen für die Zuschauer. Wir bleiben also
erst mal hier auf Usedom. Was sagst du dazu?
Olli: Das ist nicht dein Ernst, KMH.
Katrin: Oliver, so hast du mich noch nie genannt. Und warum hast du plötzlich so fiese große Augen?
Olli: Damit ich dich besser fixieeeeren kann.
Katrin: Und warum hast du jetzt auch noch so große haarige Ohren?
Olli: Damit ich dich besser oooorten kann?
Katrin: Und warum hast du nur so furchtbar spitze lange Zähne?
Olli: Damit ich dich besser …
Katrin: Hiiilfeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!
Olli: Iiiiiiiiiiich! Tiiitaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan!!!
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 23 (Samstag, 30. Juni 2012)
„Hotel Ukraina“, Kiew
Franzl & Uwe (Suite 11)
Uwe: Moin Franz, wann kann ich denn ins Badezimmer?
Franzl: Da musst‘ a
bisserl warten, Uwe. Unsere Ehrenpräsis sitzen noch zusammen in der
Badewanne. Wenn du willst, kannst‘ den beiden Sportsfreunden a
Quietscheenterl bringen. Gut dass wir die Suite von den
Klitschko-Brüdern bekommen haben. Sonst wär’s doch ziemlich eng hier
geworden, wie in der Jugendherberge.
Uwe: Oder wie bei den Italienern im Strafraum. Da war auch immer kein Durchkommen.
Franzl: Richtig,
Uwe. Aber was sollt‘ ich denn machen? Ich konnt‘ die beiden doch nicht
auf der Parkbank in Warschau wohnen lassen. Und bei den Italienern hat
sich über die Jahre auch nichts verändert. Hinten dicht und vorne
kontern. Da haben sich unsere Jungs leider die Zähne ausgebissen. Aber
wieso soll’s denen besser ergehen als uns damals. Wenn ich daran denke,
tut meine Schulter noch heute weh. Morgen geht’s für uns beide aber
noch amol ins Stadion, Uwe. Finale Spanien gegen Italien – dös wird
bestimmt a Gaudi!
Uwe: Gegen wen spielen wir denn? Schon wieder gegen die Engländer? Der Bobby Charlton ist wirklich ein feiner Fußballer.
Franzl: Nein, Uwe.
Für Deutschland ist die EM leider vorbei. Und die Engländer sind auch
schon draußen, weil die immer noch keine Elfmeter schießen können.
Uwe: Bei uns wurde früher gelost. Da haben meistens die Italiener gewonnen.
Franzl: Ja, die
hatten immer einen guten Draht nach ganz oben oder kannten zumindest
den Losverkäufer, die alten Mafiosi. (Telefon klingelt) Ja, hallo?
Bist du’s wieder, Kevin? Nein? Wer? Aha! Grüß Gott! Aha! Aha! Ja moi!
Na denn schaun ‘mer mal. Pfüati! (legt wieder auf) Das war diesmal für
dich, Uwe.
Uwe: War das der Charly Dörfel?
Franzl: Nein, Uwe –
das war ein Benjamin Sowieso – so oan Gärtner und Zulukrieger aus
Südafrika. Der sagt, dass du vor zwoa Jahren deine Vuvuzela da in
diesem Hotel vergessen hast, wo unsere Mannschaft damals übernachtet
hat. Weißt noch, Uwe, da hinten im Busch, wo sich Löwe und Nilpferd
gute Nacht sagen. Der hat dieses komische Blasrohr im Blumenbeet beim
Umgraben gefunden und fragt jetzt, wo er‘s hinschicken soll.
Uwe: Hör mir bloß
damit auf! Mit diesen verdammten Uweseelers fing damals doch alles an.
Überall in den Stadien und auf der Straße. Immer dieses fiese Brummen
und Dröhnen in den Ohren. Und das den ganzen Tag. Das macht einen
völlig fertig. Dann lieber Verlängerung in Mexiko bei vierzig Grad und
in zweitausend Metern Höhe. Als mir dann einer so ein Höllending in die
Hand drückte, habe ich das Teil nachts im Hotelgarten verbuddelt. Hat
keiner gemerkt, hat aber auch nichts genützt. Seit der WM bin ich
ziemlich ballaballa im Kopf. Irgendwas stimmt nicht mehr so richtig im
Oberstübchen. Und warum haben sie die Dinger bloß nach mir benannt?
Franzl: Ja, Uwe.
Diese furchtbaren Sachen gehören einfach verboten. Wie überhaupt diese
ganzen Pyromanen und Hooligans. Das werden wir in der FIFA-Task-Force
demnächst amol in Singapur besprechen. Dann führen wir auch den Chip im
Ball und höhenverstellbare Tore ein. Der Fortschritt muss schließlich
auch im Fußball weiter gehen und der Kaiser ist immer vorne dabei.
Uwe: Wo findet
eigentlich die nächste EM statt? Ich durfte ja nie bei einer mitmachen.
Der Herberger hat uns immer nur WM spielen lassen.
Franzl: Drüben in Frankreich. Und die nächsten WMs sind in Brasilien und Russland, Uwe.
Uwe: Russland - da sind wir doch schon.
Franzl: Nein, hier war früher Russland, jetzt heißt das aber Ukraine. Die haben sich vor’n paar Jahren getrennt.
Uwe: Das kenne ich.
Die beiden Brüder von Adidas und Puma haben am Ende auch nicht mehr
miteinander gesprochen. Schlimm ist so was! Ich finde, in der Familie
muss man zusammenhalten.
Franzl: Das kann
uns nicht passieren, Uwe. Du alter Schneeforscher! Zwischen uns beide
passt doch keine einzige Kicker-Seite. Jetzt lass uns aber erst amol
zünftig Frühstücken. Wird wieder‘n langer Tag heute. Hau‘ mal tüchtig
rein, Junge. Du weißt doch: Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch!
Uwe: Kraft und Knorr – die beiden kenn' ich noch von früher. Die spielten doch bei Altona 93.
EM-Kommentar vom 29.06. - Halbfinale beim Erzfreund (2)
Donnerstag in Paris. Halbfinale Nummer 2 beim Erzfreund. Ein noch
heißerer Tag als der Mittwoch. Selbst auf den Seine-Booten ist es nur
schwer auszuhalten, allein das kühle Wasser in den Wasserbecken der
Tuilerien und die Klimaanlage in der Orangerie bringen Erfrischung.
Monets Seerosen - phantastisch! Dann in St. Germain noch ein Menu. Im
TV läuft ein kleiner EM-Rückblick und allerlei europäischer Fußballmix
von Cruyff über Klinsmann bis Xavi. Der Kellner fragt, was wir von
Ribery halten. Klasse Fußballer, kein Zweifel! Aber die Spanier waren
zu gut für die Franzosen, da sind wir uns einig. Am Ende wünscht er uns
viel Glück für das Abendspiel. Nette Leute, die Pariser, und unseren
längeren Besuch 1940-1944 scheinen sie uns auch nicht mehr übel zu
nehmen. Gut zu wissen!
Nun aber schnell mit der Metro wieder zurück zum Place de Vosges im
Marais. In der Bar d'Arsenal hatten wir einen großen Fernseher gesehen
und bis 21:30h sollte das Warsteiner nur 4,80 Euro kosten - genau das
Richtige also für durstige deutsche Fußballfans an einem heißen
Sommerabend in Paris. Wir schaffen es erst kurz vor Anpfiff dorthin,
unterwegs sind alle Bars und Restaurants voll - hoffentlich gibt es
noch Plätze!? Etwa 30 Meter vor unserem Ziel läuft auch ein Fernseher
in einer Bar - aber mit Tennis!!! Guckt der gemeine Franzose womöglich
lieber kleinen Filzbällen hinterher als dem runden Leder? Entwarnung:
Die Bar d'Arsenal ist nicht mal zu 2/3 gefüllt, es gibt Fußball, und
wir bekommen sogar noch draußen unter dem Vordach Plätze mit guter
Sicht auf die Glotze, in der Phillip Lahm gerade noch irgendein
pseudo-staatstragendes Statement in die Kamera quäkt. Dann auch gleich
der Anpfiff und beide Teams starten mit Volldampf. Aber bei weitem
nicht alle Besucher interessieren sich für das Spiel, die
Konversationen laufen weiter wie gehabt. Wo sind wir hier eigentlich?
Im April in Wien hatten wir noch Mühe, überhaupt einen brauchbaren
Platz in einer Kneipe mit Champions League-Übertragung zu finden. Und
hier im Land eines Ex-Europameisters und Ex-Weltmeisters interessiert
sich kaum jemand für die EM 2012. Die spinnen, die Gallier!
Immerhin ist das Bier kalt und gut gezapft; langsam kühlen wir runter.
Die richtig kalte Dusche kommt aber erst Mitte der ersten Halbzeit:
Zwei eiskalte und wunderschöne Balotelli-Tore, technisch wie aus dem
Lehrbuch, aber begünstigt - nein! ermöglicht - nein! quasi
herbeigeführt durch geradezu unerklärliche Abwehrfehler der deutschen
Mannschaft. Stellungsspiel? Nein danke! Beim ersten Tor wird kaum
gejubelt in der Bar d'Arsenal, beim zweiten schon mehr, aber inzwischen
scheinen sich auch einige Italiener eingefunden zu haben. Auftreten und
Spielweise der deutschen Mannschaft bei und seit der WM 2010 nötigen
wohl inzwischen auch dem gemeinen Franzosen Respekt ab. Das Spiel nimmt
seinen Lauf und das Ende ist bekannt. Wer schon länger Fußball guckt,
dem war schon nach dem 0:2 klar, dass da nix mehr geht. Vielleicht
gegen Franzosen oder Engländer, aber nicht gegen Italiener. So kommt es
auch, die Wechsel zur Halbzeit zeigen nur minutenlang Wirkung, dann
steht die blaue Abwehr wieder. Und nach vorn geht es viel zu hektisch.
Wer mag, lese sich gern noch mal meine Vorhersagen im Kommentar vom 18.
Juni durch. Mehr muss ich dazu nicht sagen
Nur eines noch: Es ist also doch passiert, auch wenn gewisse angebliche
Fußballkenner aus Dietrichsdorf den Italienern nach dem Viertelfinale ja
gar nichts zugetraut haben... Ein Klasse-Spiel gegen England? Häh?, da
war doch gar nichts! Ging schließlich 0:0 aus! Balotelli? Chancentod!
Der hat die Dinger doch nur versiebt! Und Pirlo ein großartiger
Mittelfeldregisseur und Stratege? Der hat doch fast nur Fehlpässe
gespielt! Tja, so können sich auch große Fußballexperten irren. Die
Italiener machten nämlich genau da weiter, wo sie gegen England
aufgehört hatten. Nur wusste Balotelli diesmal auch, wo das Tor steht...
Im Tippspiel gab es einen dramatischen Wechsel an der Spitze. Kirsten
hat Klas mit einem großen Sprung überholt und kann sogar noch mit ihrem
Endpiel-Tipp Spanien-Italien (1:0) punkten. Es sieht fast nach einer
EM-Titelverteidigung für sie aus, der ersten seit 1996... Aber nur
fast, denn Boyke kann mit seinem Endspiel-Tipp (1:2) und seinem
doppelten Vorab-Tipp auf Italien als Europameister im Endspurt noch
vorbeiziehen. Diese Europameisterschaft wird also tatsächlich erst im
Endspiel entschieden. Ich bemühe mich wirklich, den Endstand so schnell
wie möglich hochzuladen, aber ich muss erst mal rausfinden, wie ich auf
dem Campingplatz am Atlantik eine Verbindung bekomme.
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 22 (Freitag, 29. Juni 2012)
„Hotel Merkur“, Leipzig
Waldi & Rudi (Zimmer 460)
Waldi: Basta Finito, Rudi. Deutschland raus gegen Italien. Der
ewige Fluch geht weiter. Was sagt der Experte und Italien-Kenner –
musste das nun wirklich sein?
Rudi: Nun fragst‘ du mich schon wieder so einen Sch***. Nein –
das musste überhaupt nicht sein. Aber ihr vom Fernsehen habt doch auch
nicht dran geglaubt.
Waldi: Was meinst du damit?
Rudi: Na, ich mach heute euer Frühstücksfernsehen an. Und was
sehe und höre ich da? „Die Fußball EM im Morgenmagazin wird Ihnen
präsentiert vom Urlaubsportal www.ab-in-den-urlaub.de“. Meinst du, die
Spieler kriegen so was nicht mit. Wenn die das hören, sind die doch
gedanklich schon in den Ferien. Ich sag‘ immer, wenn die Heimatfront
bröckelt, dann stimmt‘s auch auf dem Rasen nicht mehr.
Waldi: Ach, jetzt kommt von dir also die berühmte
Dolchstoßlegende. Mein lieber Rudi, und wer präsentiert dieses
wunderschöne Urlaubsportal mit grinsendem Gesicht? Dein Ex-Capitano und
Bayer-Missverständnis Michael Ballack!
Rudi: Irgendwie mussten wir den doch von unserer Gehaltsliste
bekommen. Damit der nicht weiter auf der Ersatzbank herumnörgelt und
schlechte Stimmung verbreitet haben wir für ihn dann ein paar
Werbespots und Auftritte im Heidepark Soltau eingefädelt. Aber sei du
mal ganz ruhig mit deiner Weizenbierwerbung.
Waldi: Ich mach jetzt noch mal einen Versuch: Warum hat’s
gestern nicht geklappt? War’s die Aufstellung? War’s der
Schweinsteiger? War’s der Angriff oder eher die Abwehr?
Rudi: Es war alles. Und wenn ich an diesen schwarzen Botticelli
denke, wie der durch unsere Abwehr gefräst ist, dann wird mir immer
noch schlecht.
Waldi: Das war doch nett anzuschauen, vor allem für unsere weiblichen Zuschauerinnen.
Rudi: Du denkst immer nur an diesen Fernsehunterhaltungssch***.
Wenn man so ein Spiel gewinnen will, dann muss man auch mal Sau sein.
Unsere Bubis sind mir viel zu brav, alle vom Bundesjogi weichgespült.
Da müssen andere Mittel her.
Waldi: Du denkst sicher an deine berühmte Schwalbe von Rom.
Rudi: Das war keine Schwalbe. Der Argentinier hat mich brutal
umgehauen. Das hat damals jeder gesehen. Selbst der Maradona hat das
später zugegeben.
Waldi: Schwamm drüber. Lebbe geht weiter und vor allem Waldis
Club. Das ist doch das Positive, was wir beide mitnehmen sollten. Und
zum ersten WM-Quali-Spiel habe ich auch schon meine neue Mannschaft
zusammen: Norbert Blüm, Gunter Gabriel, Atze Schröder, Désirée Nick und
Alice Schwarzer. Und als Fußball-Experten nehmen wir …
Rudi: Nein, bitte nicht mich!
Waldi: … natürlich einen echten Franken, der wo gleichermaßen
überragende Erfolge im Sport und in der Klatschpresse erzielt hat.
Rudi: Na dann bin ich ja beruhigt. Der Loddar wird’s schon richten.
Waldi: Ja, meine Damen und Herren. Das war’s für heute und
gleichzeitig zum letzten Mal von der Fußball-EM. Bleiben Sie uns weiter
treu. Wir sehen uns dann zum nächsten spannenden
WM-Qualifikations-Spiel gegen die Färöer-Inseln wieder live aus dem
Bayerischen Bahnhof hier in Leipzig. (Telefon klingelt) Ja, hier ist
der Waldi. Wen darf ich denn duzen? Ach, der Kevin. Dich gibt’s auch
noch. Und denn auch noch in Moskau. Ja, dem Jogi seine Nummer habe ich
natürlich. Einwandfrei, der Angriff hat gestern total versagt. Sag‘
mal, beim Spiel gegen die Färöer bräuchten wir noch einen guten Mann
für die Ersatzbank mit hoher Einwechselchance. Nein, nicht direkt für
das Spiel sondern für meinen Club. Was ist, wenn der Loddar wieder ‘ne
neue Frau kennenlernt oder Nationaltrainer in Grönland wird. Bei Waldis
Club ist immer ein warmes Plätzchen frei. Brezeln und Weizenbier gibt’s
gratis dazu. Hallo, Kevin – bist du noch dran?
EM-Kommentar vom 28.06. - Halbfinale beim Erzfreund (1)
Ein heißer Tag in Paris.
Nachmittags noch in Versailles Glanz und Gloria der Grand Nation
besichtigt. Gar nicht mal so schlecht für einen chancenlos
ausgeschiedenen Viertelfinalisten... Weniger gut ist, dass nirgendwo
mehr im Viertel um unsere Wohnung abends noch Baguette aufzutreiben
ist. Muss ja gar nicht frisch sein, um diese Tageszeit... Aber es gibt
absolut gar nichts mehr, und für einen Restaurantbesuch ist zu wenig
Zeit vor dem Halbfinale. Außerdem sind die weiblichen Fußballfans in
der Familie etwas erschöpft und wollen lieber vor dem Spiel noch
duschen. Zum Glück sind noch zwei Baguettes von gestern übrig und im
kleinen Marché gegenüber gibt es den Zehnerpack Kronenbourg für 6,95
Euro. Da sind zwar nur Handgranatengrößen drin (0,25 l), aber
angesichts von 9,60 Euro, die ich vorgestern im Restaurant für den
halben Liter bezahlt habe, ergibt das immer noch ein recht gutes
Qualität-Preis-Verhältnis. Also gibt es Baguette und diverse
Käsesorten, die wir gestern in einem riesengroßen Spezialitätenladen
gekauft haben. Lecker! Ach ja, wieso ich das alles aufschreibe, wo es
doch eigentlich um Fußball gehen soll? Weil das, was da auf unserer
kleinen Glotze läuft, an Aufregung sogar noch die zweite Halbzeit von
England-Frankreich unterbietet. Gäääähn.... Eben hat Spanien in der 67.
Minute tatsächlich zum ersten(!) Mal aufs Tor der Sportugiesen
geschossen. Draußen wird es langsam dunkel. Könnten nicht in der
Halbzeit die Zuschauer abstimmen, ob das Elfmeterschießen vorgezogen
werden soll? Heute wären wir dann schon durch gewesen. Ich hole mir
noch eine Handgranate, aber das Spiel wird dadurch nicht besser.
Immerhin tun die Sportugiesen inzwischen etwas mehr fürs Spiel. Das
gibt den Kommentatoren Gelegenheit, noch ein paar mal öfter als vorher
in Ehrfurcht "ChristiaNO! RonalDO!" zu rufen. Betonung immer auf der
letzten Silbe. Eben hat er den x-ten Freistoß über die Kiste
geschossen, immerhin technisch super getreten. An solchen Feinheiten
müssen wir uns inzwischen festhalten. Gäääääähn... Die Spanier bieten
gar nichts. Das Tiqui-Taka findet kaum statt, die Sportugiesen stören
erfolgreich. Nur konsequent, dass del Bosque nun sogar Xavi vom Feld
holt. Dass wir das noch erleben dürfen... Und dann verballert der
Gegelte zwei Minuten vor Schluss noch eine Riesenchance. Abpfiff. Ohne
dieses Protokoll wär' ich schon eingeschlafen.
Also gut, dann eben Verlängerung. Da werden die Spanier am Ende der
ersten Hälfte sogar noch wach und haben zwei ganz gute Chancen. Geht
den Sportugiesen die Luft aus? Der Gegelte fällt im Zweikampf mit Xabi
Alonso hin und schauspielert so lange am Boden, bis der Schiri pfeift.
Was für ein elendes Gewürge! Da hilft auch die vierte Handgranate
nicht. Am Ende steht es verdient 0:0. Nun auch noch Elfmeterschießen.
Zwei Sportugiesen vergeben, am Ende gewinnt Spanien durch einen
Innenpfosten-beinahe-Billard-Treffer von Fabregas mit 4:2. Und der
Gegelte schaut mit fatalistischem Lächeln in den Himmel. Dabei hatte er
selbst nicht die Traute, einen der ersten vier Elfmeter zu schießen.
Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Das Beste an diesem Spiel waren die beiden französischen
Fernsehreporter. Fachkundig, sachlich, gelegentlich auch emotional,
aber ohne blöde Witze. So kam mir das zumindest vor. Ich hatte übrigens
Latein in der Schule.
Im Tippspiel bleibt alles beim alten. Klas verteidigt den Vorsprung und
Kirsten festigt Platz zwei. Wenn Deutschland das Finale erreicht, ist
Klas der Gesamtsieg nicht mehr zu nehmen, ganz egal wie das Finale
ausgeht. Scheitert Jogis Team heute, dann wird es im Tippspiel noch mal
richtig spannend.
Mit sportlichen Grüßen aus Paris,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 21 (Donnerstag, 28. Juni 2012)
„Hotel Viva Polonia“, Warschau
Loddar & Effe (Zimmer 105)
Effe: Mensch, Loddar. Heute Halbfinale gegen Italien. Da bist du doch der Super-Experte.
Loddar: Glar –
die Idaliener liechen mir besonders am Herzen. Meine vielen Erfolge mit
Inder Mailand, das wo eichendlich gar gein Land ist, sondern eine Stadt
und der Weldmeisderdidel in Rom, das wo ebenfalls eine Stadt ist. So
was vergisst selbst ein Loddar Maddäus nicht im Geringsden.
Effe: Wir haben ja noch nie was gegen die Spaghettis gewonnen, wenn‘s um die Wurst ging.
Loddar: Du
Guldurbanause! In die Spagheddis gommen doch gar geine Würsde ‘rein
sondern Bolonäse. Und bei die deudsche Niederlache Zweiundachdsich war
ich gar nicht auf‘m Blads. Ich war da zwar im Gader, aber der Derwall
hat immer nur den Baule Breidner spielen lassen. Und Zweidausendsechs
habe ich den Glinsmann mehrfach auf Mehlbochs gesprochen. Der hat aber
nie zurückgerufen, das wo ich finde ein Unding ist. Dem war ich wohl zu
alt. Gannst du dir das vorstellen? Außerdem hadde der egsdrem was
gechen die BILD-Zeidung, da wo ich immer die Golumnen mache.
Effe: Und was war Siebzig im Jahrhundertspiel. Das wär‘ doch dein Ding gewesen.
Loddar: Geine Ahnung – da war ich wohl verletzt oder in die Schulferien mit meine Eldern.
Effe: Wie sieht denn deine taktische Ausrichtung für heute Abend aus?
Loddar: Dagdig
ist ganz wichdich, besonders wenn es gechen die Idaliener gehd. Ich
würde mit zwei Dobbelgedden á vier bis fünf Mann im und gurz vor dem
Schdrafraum beginnen und den Libero bei Eggen und Wreischdösen zendral
ins Dor hineinlechen. Der offensive Mann wird vorne an der Middellinie
gebargt. So haben das die Idaliener früher auch immer gemacht. Das
nennt man in Fachgreisen Gaddenadschio.
Effe: Mensch
Loddar, du bist‘n echter Trainerfuchs. Fast so wie der Christoph Daum.
Gut, dass der nicht auch noch hier bei uns ‘rumgeistert. Dann hätten
wir tagelang Schneesturm im Zimmer. Darauf süffeln wir beide jetzt
aber‘n doppelten Wodka-Campari. Und hinterher gibt‘s ‘ne zornige Runde
Stripp-Poker mit unseren rüstigen Zimmernachbarn Kloppo und Jupp.
Loddar:
Gambari is‘ legger! Und mit dem Globbo und dem Jubb – das wird ‘ne
glasse Drainergombedenzrunde. So wird man Eurobameisder!
Effe: Ja, Loddar, du bist irgendwie immer noch unschlagbar.
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 20 (Mittwoch, 27. Juni 2012)
„Hotel Viva Polonia“, Warschau
Kloppo & Jupp (Zimmer 106)
Jupp: Schade,
dass der Otto und die Beate gestern ausgezogen sind. Die waren ja nach
dem Aus ihrer Griechen leider nicht mehr zu halten – ab in den warmen
Süden! Mit denen konnte man so schön Doppelkopf spielen. Das tat nach
dem vielen Fußball mal ganz gut.
Kloppo: Aber
auch nur, weil du im Vergleich zu deinen Bayern gelegentlich auch mal
‘ne Runde gewonnen hast. Ich glaube, unsere beiden Neuen von nebenan
stehen wohl mehr auf Poker.
Jupp: Ach, du
meinst den Lothar und den Stefan. Früher im Trainingslager haben die
immer nur Mau-Mau gespielt. So ändern sich eben die Zeiten.
Kloppo: Übrigens Spiel: Was für ein geiles Tor von unserem Marco gegen die Griechen: BVB vier – Bayern null!
Jupp: Nun hör
aber mal auf! Erstens wird der Reus rechnerisch noch bei meinen alten
Gladbachern geführt und zweitens war das Tor von meinem Bayern-Philipp
doch viel schöner. Und wie war das gleich mit deinen tollen Erfolgen
früher als Spieler in der Regionalliga und dann in Liga Zwo beim
Karnevalsverein? Erzähl doch mal.
Kloppo: Ist
doch geschenkt. Mach doch nicht auf beleidigte Leberwurst, nur weil du
in der Steinzeit irgendwann mal Welt- und Europameister warst. Außerdem
ist Mainz doch Kult. Wir singen Humba-Humba-Humba-Tätärää Tätärää
Tätärää!
Jupp: Und was war mit dem Champions-League-Titel als Trainer?
Kloppo: Jetzt
kommst du mit dieser Asbach-Nummer. Da hatten dich Reals Spanier
doch vorher schon rausgeschmissen. Das war’n Abschiedsgeschenk der
Spieler an dich.
Jupp: Immerhin spielen morgen wieder deutlich mehr Bayern als Dortmunder gegen die Italiener.
Kloppo: Dass
du immer das letzte Wort haben musst, Don Juppo. Aber ich muss doch
sagen, dass dir dein neuer Bart wirklich sehr gut steht. Wenn
Deutschland tatsächlich Europameister wird, bekommst du von mir einen
Philips-Rasierer mit Langhaarschneider geschenkt. (Telefon klingelt)
Ja, hallo. Bist du’s Mats wegen der Aufstellung morgen. Soll ich die
wieder ins Internet stellen? Nein, du bist es gar nicht? Kevin aus
Moskau! Wie geil ist das denn? Ja, ich finde auch, dass der Jogi viel
zu defensiv spielen lässt. Ein paar Stürmer mehr würden uns gut zu
Gesicht stehen. So ein 3-2-5-System, das wäre doch was. Tolle Idee,
Kevin. Ich melde mich nächste Saison wieder bei dir. Wir sehen uns dann
irgendwann in der Champions-League oder im Aktuellen Sport-Studio.
Bleib sauber!
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 19 (Dienstag, 26. Juni 2012)
Lazienki-Park, Warschau
Theo & MV (Parkbank am Ententeich)
Theo: Na, dann
haben wir jetzt wohl unsere EM-Endstation hier in Warschau erreicht.
Kein Hotelzimmer – keine Chance auf eine Ehrenkarte beim Halbfinale –
keine Hoffnung auf irgendwas. Mir reicht’s! Morgen früh geht’s für mich
zurück nach Altendiez. Die eine Nacht auf dieser Parkbank werde ich
auch noch überstehen.
MV: Mach‘s
scho wieder schlapp? So e Europameischterschaft isch kei Urlaub auf’m
Ponyhof. Jetsch haue mir ersch mal d’Italiener weg und dann geht’s
direkt insch Finale.
Theo: Das wäre
dann aber fernab in Kiew. Ich steige doch nicht noch mal in diesen
stinkenden russischen Schlafwagen und stehe mir hinterher beim Public
Viewing stundenlang die Füße wund.
MV: Mir komme scho noch ins Stadion. So e Affäreprofi wie mir hat schon ganz and’re Sach gedeichselt.
Theo: Mir fällt da ihre glorreiche Bundestrainerfindungskommission von 2004 ein.
MV: Da hat’s
vorher auf‘m Zimmerle a paar Viertele zu viel gebe. Ja und – dann isch
de Klinschmann komme und alles war gut. VauEffBee forever!
Theo: Jedenfalls sind wir mit Ihrem großartigen Krisenmanagement direkt auf dieser Parkbank gelandet.
MV: Die isch
doch frisch g’striche und mir sind an d’saub‘re polnische Luft. Ab
morge wird alles besser. Der Bayern-Franzl stellt in sei Hotelzimmerle
e Gäscht‘bett auf und am Samschtag fliege mir alle zusamme mit uns‘ Uwe
im Helikopter nach Ruschland zum Finale. Isch des nichts?
Theo: Diese merkwürdige Luftnummer gefällt mir überhaupt nicht. Meinen Sie wirklich?
MV: Als Ehrepräsident‘ müsse mir beide da hinfliege, Doc Holiday.
Theo: Herr
Müller-Wohlfarth, das kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft
sein. Wir sollten es vielleicht mal mit ‘ner Doppelspitze versuchen.
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 18 (Montag, 25. Juni 2012)
„Hotel Viva Polonia“, Warschau
Otto & Beate (Zimmer 105)
Beate: So,
mein lieber Otto, die EM ist für uns beide nun zu Ende. Wurde auch
wirklich Zeit. Bei dem Mistwetter hier in Polen gingen mir langsam die
trockenen und sauberen Sachen aus. Dein Griechenanzug riecht, ehrlich
gesagt, auch schon ein bisschen streng unter den Achseln.
Otto: Das ist
nun mal meine Dienstkleidung. Ich hätte ja jederzeit wieder auf die
Trainerbank der Hellenen berufen werden können.
Beate: Hätten
die das mal gemacht. Gegen Deutschland war das ja einwandfrei
wohl gar nichts. Das waren griechische Ruinen gegen blühende deutsche
Landschaften oder so ähnlich.
Otto: Ich fand
die antike Taktik von diesem Spiritos Santos gar nicht einmal so
schlecht. Der Fehler war aber, dass er bei seinen Spielern die Zügel zu
lang gelassen hat. Die Griechen haben zwar die Demokratie erfunden.
Aber nur, wenn du die demokratische Diktatur einführst, kannst du mit
denen überhaupt was gewinnen, so wie ich 2004.
Beate: Mein Oberstratege Rehakles.
Otto: Nur so
kann es gehen. Da muss endlich Zug rein. Ich hab‘ damals bei denen die
preußischen Tugenden eingeführt: vorm Mittagessen aufstehen, beim
Training auch mal laufen, höchstens eine Flasche Wein am Tag und vor
drei Uhr morgens ab ins Bett. Die haben am Anfang ganz schön
geschluckt, meine griechischen Helden. Nach dem Trainingslager im
Weserbergland sahen die plötzlich aber alle aus wie Achilles oder
Hektor. Jetzt hat dort leider wieder der alte Schlendrian Einzug
gehalten.
Beate: Der Kerl saß doch auf der Tribüne gleich neben der Merkel.
Otto: Meine Zuckerschnecke, da musst du was verwechseln. (Telefon klingelt)
Ja, hier Rubens – äh ich meine Rembrandt. Ja, natürlich bin ich‘s, der
Otto. Ich melde mich immer mit Decknamen. Hier im Osten wird doch alles
abgehört. Ja, Kevin – ich hoffe, es geht dir gut auf Schalke. Ach, du
bist jetzt in Moskau... Wie einst der große Napoleon – herzlichen
Glückwunsch. Nein, die Nummer vom Jung-Kollegen Löw hab‘ ich auch
nicht. In meiner Telefonliste hab‘ ich nur Trainer, die schon mal was
gewonnen haben. Ja – ich halte dich auch für einen großartigen
Stürmer. Hast du schon mal an Griechenland gedacht? Ich könnte da
vielleicht was machen. Für die bist du mit Ü30 im perfekten Alter und
das mit dem Pass kriegen wir auch noch irgendwie hin. Unter der
Voraussetzung würde ich den traurigen Haufen sogar noch mal übernehmen.
Kevin, wir werden dann unter Brasiliens Sonne 2014 zusammen
Weltmeister. Da kommst du doch auch her, oder? Das Klima da unten
müsste dir liegen. Hallo, bist du noch dran?
EM-Kommentar vom 25.06.
Liebe Tippspieler/innen,
schon haben wir das Viertelfinale hinter uns - jedes Spiel ein
Endspiel! Und besonders interessant: Der Kampf der Systeme. Jeder der
vier Halbfinalisten hat sein eigenes, und es wird spannend werden, zu
sehen, wer sich am Ende durchsetzt. Die Sportugiesen hatten nach 20
Minuten die Cechen im Griff, es schien nur eine Frage der Zeit, wann
das Führungstor fallen würde. Auch wenn ich es - wie viele andere -
nicht gern zugebe: Der gegelte Egozentriker mit der 7 war bester Mann
auf dem Platz und hat (endlich?) mal zeigen können, dass er es auch in
wirklich wichtigen internationalen Begegnungen drauf hat, Spiele im
Alleingang zu entscheiden, wenn auch erst spät. Das muss man
anerkennen. Man kann aber auch erkennen, dass in keiner der anderen
verbliebenen Mannschaften eine solche Abhängigkeit von einem Spieler
existiert. Sportugal ist CR7. Ohne ihn ist das ein Durchschnittsteam
und sicher nicht besser als Russland oder Dänemark. Und mögen muss man
den Muskelsprinter nun wirklich nicht...
Die Spanier haben einen völlig gegensätzlichen Ansatz. Hier ist
das Team der Star, hier drehen zehn technisch perfekte Fußballkünstler
und ein Klassetorwart so lange an den Zahnrädern einer geölten
Ballmaschine, bis das runde Ding irgendwann im Tor ist. Jeder Gegner
versucht, diese Maschine irgendwie zu stoppen, aber halbwegs
erfolgreich waren bisher nur die Italiener mit unerwartet frischem
Offensivspiel und die Kroaten mit konzentriertem Stören der spanischen
Ballstafetten kurz hinter der Mittellinie. Die Franzosen dagegen fanden
kein rechtes Mittel. Einzig Ribery mit seiner Schnelligkeit und Technik
schien etwas ausrichten zu können, aber auch er rieb sich schließlich
auf. Es war zwecklos. Das lange gehaltene 1:0 täuscht vor, dass die
Froggies eine Chance gehabt hätten. Dem war nicht so - diese Chance war
niemals wirklich realistisch vorhanden. Die spanische Maschine läuft
weiter Richtung Titelverteidigung. Und Sportugal wird sie nicht stoppen
können, dafür ist die Mannschaft viel zu heterogen.
Viele hoffen nun, dass die deutsche Mannschaft die Spanier im
Finale besiegen kann. Dazu muss sie aber erst mal dorthin kommen. Die
biederen Griechen waren wahrhaftig kein Prüfstein, haben aber immerhin
Schwachstellen aufgezeigt. Boateng ist einfach immer für ein
Kurzzeitnickerchen gut, sei es bei der Bewachung seines Gegenspielers
vor dem Tor, sei es beim Einschätzen von vorbeisprintenden
Außenstürmern. Er bleibt ein Schwachpunkt und Löw hat offenbar auch
keinen besseren Mann für rechts hinten. Glaubt jemand im Ernst, dass
Boateng das 1:0 der Spanier verhindert hätte? Nur mal zur
Erinnerung: Ein genial getimeter Vertikalpass von Iniesta auf
links, Jordi Alba ist schneller als sein Gegenspieler (Debuchy) und
setzt sich auf der linken Flanke kurz vor der Torausline durch, guckt
und flankt in den Rückraum, wo Xabi Alonso winkt und wartet und
großartig aus ca. 12 m gegen die Laufrichtung des Torwarts einköpft.
Ein Tor über 3 Stationen fürs Lehrbuch! Ich sage: Mit Boateng statt
Debuchy hätte es bestenfalls Elfmeter für Spanien gegeben. Hier ist und
bleibt eine deutsche Schwachstelle. Aber das deutsche Team hat
natürlich auch Stärken. Der Ball läuft schnell durch die Reihen, die
Spieler sind zweikampfstark in der Offensive und technisch gut im
Abschluss. Und sie haben inzwischen die Geduld, auf den richtigen
Moment zu warten, auf den mitlaufenden Kollegen, auf den in die Lücke
sprintenden Mitspieler. Das ist gut und auch schön anzusehen, die
Lauffreude erzeugt Druck, und das deutsche System ist eine Mischung aus
Technik und Physis, weniger Kurzpass-Tiqui-Taka als bei den Spaniern,
einfach schneller auf den Abschluss angelegt. Mit dieser Taktik können
potenziell alle defensiv auftretenden Mannschaften geschlagen werden
und das war ja auch Löws Absicht. Auf den Konterfußball von 2010 haben
sich die Gegner nämlich inzwischen eingestellt, also muss Dominanz in
Tore umgemünzt werden. Das hat bisher bestens geklappt, 15 Siege
hintereinander in Pflichtspielen. Aber jetzt kommen andere Kaliber. Und
die spielen eben nicht defensiv...
Jetzt kommen die Italiener. Und sie lieferten ein großartiges
Spiel ab. Zwei Drittel Ballbesitz und Offensivfußball - wann hat man
das zuletzt von den Azzuri gesehen? Ich oute mich gern als
Fußballromantiker, wenn ich sage, dass ich Andrea Pirlo stundenlang
zusehen könnte. Das Spiel der Italiener ist ganz auf ihn zugeschnitten,
den letzten verbliebenen echten Zehner im Weltfußball, ein Denker und
Lenker mit Zauberpässen aus dem Fußgelenk... - großartig! Die so hoch
eingeschätzte englische Mannschaft - nun ja, diese Einschätzung kam
wohl vor allem von den englischen Medien... - dieses in Quali und
Vorrunde so erfolgreiche Team wurde an seine Grenzen geführt, technisch
und physisch. Über 120 Minuten liefen die Italiener deutlich mehr und
erspielten sich eine Fülle von Torchancen, die nur durch (zugegeben!)
beherzte Abwehrspieler und einen recht guten Torwart der Engländer
keinen Treffer ergaben. Ein Weiterkommen der Tommies wäre mehr als nur
glücklich gewesen. Vor dieses Glück hat der Fußball(gott) aber das
Elfmeterschießen gesetzt und da hat sich nichts geändert Die Limies
können es nicht und werden es auch nie lernen. Wie schön, dass manche
Dinge im Fußball unveränderlich sind.
Auch in unserem Tippspiel hat sich nicht viel verändert. Klas
zieht oben seine Kreise und sammelt weiter fleißig Punkte. Er hat auf
ein Finale Spanien-Deutschland gesetzt, während Verfolgerin Kirsten
eher Italien im Endspiel sieht. Das Halbfinale am Donnerstag kann also
auch eine Vorentscheidung im Tippspiel bringen. Unten hat Jan die Rote
Laterne an Tobi und Michaela abgegeben. Aber hier sind die
Punkteabstände enger und falsche Viertelfinaltipps werden einige noch
unten reinreißen.
Ich verabschiede mich mit diesem Kommentar in den Urlaub. Schade,
ab sofort boykottiert auch der Erzfreund im Westen die EM in der
Ukraine, genau wie die deutschen Politiker Christian Wulff hat schon
nachgefragt, ob er die Karten haben kann.... Egal, ich werde mal vor
Ort nachschauen, zu wem die Franzosen nun halten... Die Aktualisierung
der Punktetabelle wird ab sofort womöglich weniger schnell erfolgen als
gewohnt; ich muss mir immer erst mal einen Wi-Fi-Hotspot suchen, bevor
ich die Tabelle hochladen kann. Aber irgendwie wird das schon klappen...
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 17 (Samstag, 23. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Ukraina”, Kiew
Vitali & Wladimir (Suite 11)
Wladimir: Vitali, unsere geliebte Ukraine jetzt ist ausgeschieden.
Vitali: (Lustlos kaut herum auf Milchschnitte) Hmmm …
Wladimir: Schon in Vorrunde.
Vitali: Hmmm …
Wladimir: Was passiert ist in Spiel gegen England?
Vitali: England schießt Tor – geliebte Ukraine schießt nicht Tor.
Wladimir: Aber geliebte Ukraine schießt doch Tor.
Vitali: Aber
ungeliebter Schiedsrichter sagt nein. Und ungeliebter Linienrichter
eins sagt nein. Und ungeliebter Linienrichter zwei sagt nein. Und
ungeliebter Torrichter eins sagt nein. Und ungeliebter Torrichter zwei
sagt nein.
Wladimir: Vitali, bei Fußball das noch ist wie früher in Zentralkomitee. Partei immer hat Recht.
Vitali: Waldimir, auf ganze Welt es nur gibt dreimal real existierender Kommunismus: Kuba, FIFA und UEFA.
Wladimir: Für mich EM ist damit erledigt.
Vitali: Ich auch habe fertig. Lass uns gehen ein bisschen boxen.
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 16 (Freitag, 22. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom
Olli & Katrin (Zimmer 1)
Katrin: Na, Olli, bist du schon nervös wegen heute Abend?
Olli: In
solchen Momenten musst du mental ganz stark sein. Du fokussierst dich
völlig auf das eine Ziel und gehst dann einfach raus auf den Platz. So
habe ich das früher jedenfalls immer gemacht. Dann bist du wie in einem
Tunnel. Und je größer die Aufgabe, desto konzentrierter war ich dann in
der Realität. Manche wachsen mit ihrer Aufgabe, andere zerbrechen daran.
Katrin: Heute geht’s gegen Griechenland. Gibt‘s da ein Motivationsproblem für dich?
Olli: Wenn du
einen Gegner unterschätzt, dann hast du eigentlich schon verloren.
Diese vermeintlich leichten Gegner – wenn ich das schon höre. Auf dem
Fußballplatz fängt immer alles bei null an. Entscheidend ist das, was
du in den darauf folgenden neunzig oder hundertzwanzig Minuten machst.
Nur das ist in diesem Moment wichtig. Am Ende musst du als Sieger vom
Platz gehen. Das ist es, was zählt. Und das habe ich dreißig Jahre so
gemacht. Mit jedem Spiel, mit jeder Herausforderung bin ich dann mental
immer stärker geworden. Am Ende kam dann ein Titan heraus.
Katrin: Ich
meinte eigentlich nicht direkt das Spiel gegen die Griechen drüben im
Danziger Stadion. Ich dachte eher an unseren Auftritt nachher auf
unserer Schwimmbühne in Heringsdorf vor achtundsiebzig nörgeligen
Rentnern in ihren Liegestühlen unten am Strand.
Olli: Oh Gott
– wenn ich daran nur denke, wird mir richtig schlecht. Das ist ja
furchtbar! Muss ich da wirklich wieder mit hin? Ich glaube, ich muss
jetzt ganz schnell aufs Klo. (Telefon klingelt)
Ja, hier der Titan, ich meine Kahn. Nein – das passt jetzt wirklich
ganz schlecht. Wer ist überhaupt dran? Ach so, der Kevin aus Moskau.
Ich dachte, du wärst in New York, zusammen mit dem Michael. Nein
– dem Jogi seine Nummer hab‘ ich auch nicht. Ruf doch mal beim
Poschmann an. Ansonsten bleib‘ weiter schön am Ball. Du schaffst das
noch zur EM. Es geht doch weiter, immer weiter. Auch für mich, aber
jetzt muss ich mal ganz dringend weg.
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„Hotel Hela“, Danzig
Loddar & Effe (Zimmer 75)
Loddar: Hier
in Dansich wird sich‘s heude endscheiden: Didelgampf oder
Drainerfindungsgommission. Vierdelfinale gechen die Griechen. Diese
Ka-O-Schbiele habe ich früher immer geliebt.
Effe: Nu mach
mal nicht einen auf Nationalretter. Wie war das denn Neunzig im Finale?
Da haste dich vorm Elfer gedrückt, weil deine Schuhe angeblich das
gleiche taten. Und Vierundneunzig im Viertelfinale gegen die Bulgaren
war von dir auch nicht viel zu sehen. Damals war dann Feierabend in den
USA.
Loddar: Nun
sei aber mal ruhich. Bei dir war doch schon gechen Südgorea in der
Vorrunde Schluss – Affäre Schdingefinger.
Effe: Deine Affären sind doch ungezählt.
Loddar: Du meinst wechen meinem Dachebuch.
Effe: Ich meine wegen deinen Marijanas, Lilianas und Nataschas.
Loddar: Das
finde ich ungerecht. Geiner redet mehr über die Sachen, die wo unser
Ex-Bräsidend auf der Weihnachdsfeier oder der Boris in der Besengammer
gemacht haben. Ich bin zwar viermal geschieden, habe aber an fünf
verschiedenen Weldmeisderschafden deilgenommen und bin mit
hunderdfünfzig Länderspielen alleiniger deudscher Regordnationalspieler.
Effe:
Glückwunsch Loddar! Aber nu‘ lass uns mal wieder die Friedenpfeife
rauchen. Gleich kommen der Super-Mario und Michel Tarnat auf’s
Zimmer. Dann gibt’s ‘ne steife Runde Poker, ‘ne dicke Zigarre und ein
paar Likörchen. Mal sehen, wer von euch die meisten Euronen auf’n Tisch
legt.
Loddar: Brima – beim Bogern war ich immer richdich weldglasse.
Effe: Vor allem beim Löhnen.
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 15 (Donnerstag, 21. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Merkur“, Leipzig
Waldi & Rudi (Zimmer 460)
Waldi:
Jetzt geht’s endlich los, Rudi. Viertelfinale – und wir sind nach den
Spielen in Waldis EM-Club wie immer live und in Farbe dabei.
Rudi:
Vielleicht bist du dabei. Und ob das bei euch wirklich alles live ist,
da bin ich mir nicht so sicher. Das meiste Gelaber habe ich doch
schon irgendwann in grauer Vorzeit bei dir in „Blickpunkt Sport“
gehört. Und einige von deinen komischen Gästen leben doch seit Jahren
schon gar nicht mehr. Habt ihr die eigens für deine Sendung exhumiert?
Waldi:
Das ist aber jetzt ziemlich hässlich von dir. Hast du denn gar keinen
Respekt vor den trauernden Angehörigen. Wir geben uns so viel Mühe für
unsere lieben Zuschauerinnen und Zuschauer, gerade auch in der DDR.
Rudi:
Hör mir bloß auf mit der DDR! Ich denke noch an den blöden Spruch vom
Franz nach unserem WM-Sieg Neunzig, dass wir nach der Wiedervereinigung
auf Jahre unschlagbar wären. Und was kam dann? Die aus der DDR wollten
noch in der Mannschaftskabine ihr Begrüßungsgeld von uns in cash haben.
Da mussten wir für den Kirsten und den Doll gleich die Sammelbüchse
‘rumgehen lassen. Und laufen wollten die im Training dann auch nicht
mehr. Das nennt man wohl soziale Hängematte.
Waldi: In der Hängematte kann man so schön entspannen …
Rudi: … und literweise Weizenbier trinken. Ich könnte mich schon wieder aufregen.
Waldi: Ganz ruhig, Brauner. Nun sag doch mal was zum Viertelfinale. Tschechien gegen Portugal heute Abend.
Rudi: Damit konnte man rechnen.
Waldi: Deutschland gegen Griechenland morgen.
Rudi: Damit auch.
Waldi: Dann spielt noch Spanien gegen Frankreich.
Rudi: Auch.
Waldi: Und zum Abschluss England gegen Italien.
Rudi: Natürlich.
Waldi: Das ist jetzt nicht dein Ernst. Wir stellen dich hier als Fußball-Experten ein und dann kommt so was.
Rudi:
Meinst du, ich setz mich in die Nesseln wie der Scholl? Der redet
irgendwas über seinem armen pflegebedürftigen Vater und dann wird ihm
in der Presse das Wort im Munde umgedreht. Wie damals bei mir mit
Netzer und Delling. Aber ich sage dir was: Diese ganze Sch****
interessiert mich nicht mehr!
Waldi:
Gut, dass wir so viele Experten haben. Da sind wir wunderbar
aufgestellt. Auf der Auswechselbank drängeln schon Basler, Calli und
Lattek. Niemand ist unersetzlich – auch ein Rudi Völler nicht.
Rudi: Und wie heißt es im Lied? Na sag‘ schon.
Waldi: Es gibt nur ein‘ Rudi Völler!
Rudi: Ja, und?
Waldi:
Man darf in der Musik nicht alles so wörtlich nehmen. Udo Jürgens war
nachweislich schon mehrfach in New York und Jürgen Drews hat auch noch
nie in einem Kornfeld übernachtet.
Rudi: Euch Fernsehfuzzies hab‘ ich so richtig gefressen.
EM-Kommentar vom 20.06.
Liebe Tippspieler/innen,
ach, was hatten wir uns am Montagabend auf spannende
Endspiele in der Gruppe C gefreut! Fast alles war noch möglich, 3
Mannschaften stritten sich noch um Gruppensieg und Platz 2. Also ab
nach vorn, schnell zwei Tore geschossen und dann hinten dicht und
kontern! Ja, so hatten wir es uns gewünscht. Der Fernseher mit dem
Weltmeister hinten, der Laptop mit dem Exweltmeister davor, es war
alles bereit, es hätte richtig spannend werden können. Aber auch
Fußballspiele finden nicht im Konjunktiv statt. Es wurden dann nur
zwei - gäääähnnnn... - reichlich zähe Veranstaltungen, bis
irgendwann doch noch drei Törchen fielen, und das von Balotelli war
sogar richtig schön. Das sollten sich all diejenigen im Internet
anschauen, die vorher eingeschlafen sind.
Gestern dann die Endspiele in Gruppe D, und es ging
ähnlich müde los. Wer jetzt an Wiederholungssendungen vom Montagabend
glaubte und zur Halbzeit ins Bett ging, hat was versäumt. Anschließend
ging nämlich die Post ab. Rooney gab alles für sein Land und riskierte
seine frisch verpflanzten Stirnhaare, als ihm fast unverhofft ein Ball
vor den Kopf trudelte, den er nur noch einfach reindrücken musste. Das
war der Hallo-Wach-Effekt für die Ukrainer, die nun alles nach vorn
warfen und den Limies ein mitreißendes Duell lieferten. Ein
schneller Konter, die Abwehr ausgespielt, der Torwart kann nicht mehr
richtig abwehren, der Ball fliegt ins Tor. Ausgleich! Ich hatte es doch
gewusst! 1:1, genau mein Tipp! Aber dann... - was war das? Kein Tor?
War der extra von der UEFA auf die Linie gestellte Torrichter
blind? Oder eingeschlafen? Sag mir mal einer, wozu diese
Blödmannsgehilfen da eigentlich neben der Kiste stehen... -
passen die nur auf, dass keiner den Pfosten klaut, oder was?
Unfasssssbar! So wurden der Ukraine nicht nur ein Tor und mindestens
ein Punkt gestohlen, sondern mir gleich 4 Punkte. Ob ich das mental
verkrafte, weiß ich noch nicht. Ich fürchte, das kostet mich den Sieg
im Tippspiel...
Im Parallelspiel ließen sich die Schweden nicht lumpen
und schenkten den Franzen zum Abschluss der Vorrunde in der zweiten
Halbzeit noch mal zwei Dinger ein. Erste Niederlage nach 23 Spielen für
die Froschfresser - damit hatten sie in diesem Spiel bestimmt nicht
gerechnet. Da lief nichts wirklich zusammen und vorne fehlt unseren
Nachbarn einfach ein echter Neuner. Zur Strafe für mangelnde
Konzentration, fehlenden Einsatz und unzureichende Feinabstimmung
müssen die Blauen jetzt gegen den Titelverteidiger ran. Dieser war aber
zumindest gegen Krokoatien wenig Furcht einflößend. Wenn man den
Spaniern die Mitte zustellt, fällt ihnen nicht mehr wirklich viel ein,
denn das Spiel über außen wird ja als altbacken verschmäht. An einem
halbwegs guten Tag können die Franzosen sogar gegen Spanien gewinnen.
Ein Finale gegen den Erzfreund, auf einem Campingplatz an der
Atlantikküste, mit Rotwein und Pastis? Ich hätte nichts dagegen :-)
Vorher müssen die deutschen Jungs aber erst mal
weiterkommen. Am Freitag Merkel gegen Griechenland oder Löw gegen
Eurobonds oder was auch immer - das muss gewonnen werden! Dann warten
womöglich die Engländer im Halbfinale. Bei den ist Seltsames passiert:
Die Limies können auch Torwart! Hmmm... - hat sich auf der Insel doch
was getan in den letzen Jahren seit den lustigen Zeiten mit David
Seaman? Sollten sie womöglich sogar....? Nein, das wäre ja wirklich
kaum vorstellbar, aber... - sicher ist sicher, die deutsche Mannschaft
sollte es vielleicht nicht drauf ankommen lassen und in einem möglichen
Halbfinale gegen die Limies doch lieber versuchen, innerhalb von 90
oder spätestens 120 Minuten den Sack zu zu machen. Man weiß ja nie...
Im Tippspiel hat sich Klas abgesetzt, und das kann man
wörtlich nehmen, denn er schippert momentan durch das Europäische
Nordmeer. Die Verfolger sollten sich nicht zu früh freuen: Die
Internetverbindung steht, Klas hat pünktlich seine Endrundentipps
abgegeben. Titelverteidigerin Kirsten ist ihm nämlich zumindest im
Tippspiel auf den Fersen... Unten verteidigt Jan tapfer die Rote
Laterne. Wie kann man eigentlich so oft daneben tippen? Ich werde ihn
heute abend fragen, wenn die bewährte Testergruppe um die Redakteure
der EM-Berichterstattung sich auf dem Internationalen Markt der Kieler
Woche trifft, um heraus zu finden, wie die Euro-Krise bewältigt werden
kann. Besonders bei den Holländern werden wir mal nachfragen... :-)
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 14 (Mittwoch, 20. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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Studentenwohnheim „Solidarnosc“ in Danzig
Theo & MV (Schlafsaal 15)
Theo:
Da haben wir nun den Salat! Endlich sind wir einmal rechtzeitig am
Spielort, aber nun sind absolut keine Hotelzimmer mehr zu kriegen.
Ausgebucht – abserviert – Endstation Notquartier – dass ich das noch
erleben muss.
MV:
Nu hör auf zu heule. Sei froh, dass wir s’Bettle habe. Allemal besser
als wie neulich im ruckelige Eisenbähnle oder im holländische
Wohnwägele.
Theo:
Platini geht gar nicht mehr ans Handy, wenn er meine Nummer im Display
sieht. Und der Niersbach lässt sich auch verleugnen. Der hat sein
Telefon auf Horst Hrubesch umgestellt. Und das habe ich alles nur Ihnen
zu verdanken!
MV: Herr Doktor, du bischt e unglaublicher Demagog‘.
Theo: Und Sie mit Ihrem schwäbischen Kauderwelsch sind ja wohl der Sprachpanscher des Jahres.
MV: Besser d’Sprach pansche als s’Weinle. Jetsch a Flasch Trollinger – das wärsch.
Theo:
Da fehlen mir die Worte. Sie denken nur an Zechgelage, während unsere
Mannschaft am Freitag gegen Griechenland um die Zukunft des Euro kämpft.
MV: I liebt‘ a Mädle in Grieche’land, dasch d’Liebe am schönschde beim Krieche fand.
Theo: Mit diesem blöden Kalauer erheitern Sie nicht mal spätpubertierende männliche Studenten in diesem Schlafsaal.
MV: Des isch vom Ingo Inschterburg. Kennsch den noch?
Theo:
Erstens liegt Insterburg gar nicht in Polen. Und zweitens interessieren
mich Ihre antifeministischen Albernheiten nicht die Bohne.
MV:
Geh doch gleich zu dei Frauefuschball. Die kriege ja au nix auf
d’Reih‘. Nicht mal Olympia habe die g’schafft.
Theo: Die Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs liegt mir in besonderer Weise am Herzen.
MV: Doch nur, damit du nach’m Spiel in d‘Kabin hüpfe kannscht.
Theo:
Herr Müller-Hohenstein – ich habe die starke Vermutung, dass wir
während dieser EM keine rechten Freunde mehr werden.
MV: Ziemlich bescht‘ Freund‘ wär doch au schon was, Herr Doktor Mabuse.
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„Hotel Hela“, Danzig
Franzl & Uwe (Zimmer 74)
Franzl: Mensch, Uwe – Viertelfinale. Klingelt’s da nicht bei dir?
Uwe: Mir klingelt‘s nur in den Ohren. Müssen wir jetzt wieder mit dem Flieger los?
Franzl:
Nein, Uwe – die Vorrunde ist zu Ende und wir bleiben jetzt erst amol
hier dahoim in Danzig bei uns‘rer Mannschaft. Und der Hubschrauber
parkt nten in der Hotelgarage. Hast dös am Sonntag mitgekriegt? Der
Poldi hat dich jetzt mit Vierundvierzig überholt.
Uwe:
Die fahren eh alle viel zu schnell hier in Polen. Da sollte die Polizei
mal drauf achten. Gegen wen spielen wir denn heute?
Franzl: Das Spiel ist erst übermorgen. Und wir spielen gegen Griechenland.
Uwe: Auch die Albaner darf man nicht unterschätzen. Das sind alles gute Fußballer.
Franzl: Gegen Albanien war Ende Siebenundsechzig. Da hab‘ i koa Erinnerung mehr – absoluter Filmriss.
Uwe: Ich weiß nur, dass es damals nur Haferbrei und Leitungswasser gab.
Franzl: Gegen Griechenland ist die Verpflegung besser, sogar hier in Polen.
Uwe: Spielt der Willi wieder mit? Dann steht die Abwehr wie ‘ne Eins.
Franzl:
Nein, Uwe, der Willi Schulz hat seine Karriere neulich beendet. Jetzt
stehen da viele junge Bürscherl hinten drin und im Tor sogar ganz a
Neuer.
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 13 (Dienstag, 19. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Viva Polonia“, Warschau
Kloppo & Jupp (Zimmer 106)
Kloppo: So
– meine drei Polen sind nun endlich 'raus – Knock-Out noch vor Beginn
der K.o.-Runde. Künstlerpech – so ist nun mal der Sport. Malle ist aber
schon gebucht und dann hauen wir zusammen mal so richtig auf den Putz.
Zu feiern gibt’s ja genug. Zum Beispiel unser historisches Double mit
Rekordpunktzahl und die zwei wirklich supergeilen Tore von Robert und
Kuba. Borussia zwei – Bayern null!
Jupp:
Entschuldige, aber meine Rechnung sieht etwas anders aus. Die drei
herrlichen Tore von meinem Mario Gomez toppen ja wohl eindeutig die
beiden Glückstreffer von deinen polnischen EM-Versagern.
Kloppo: Halt! Dann hätte ich noch einen Mega-Treffer vom Bender zu bieten.
Jupp:
Aber der ist doch gar nicht der richtige. Deiner ist doch vorher
achtkantig aus dem EM-Kader geflogen. Der Torschütze im Dänemark-Spiel
war doch eindeutig der andere Bender von Leverkusen.
Kloppo: Egal – eineiige Zwillinge zählen auch mit. Deshalb: Borussia drei – Bayern null!
Jupp: Mein lieber Jürgen, irgendwie freue ich mich schon auf die neue Saison.
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Otto & Beate (Zimmer 105)
Beate:
Sag‘ mal, Otto, wie haben das die Griechen gegen die Russen eigentlich
gemacht? Ich dachte, das mit dem Geldkoffer in der Russenkabine klappte
mangels finanzieller Masse, also wg. Pleite nicht.
Otto:
Meine geliebte Zuckerschnecke, das lief dieses Mal völlig anders ab.
Die griechische Regierung hat noch vor der Wahl die Insel Kreta ganz
schnell an Sportsfreund Putin persönlich abgetreten. Der hat dann
umgehend seinen Advocaat angerufen, um seine Russen rechtzeitig vor dem
Spiel ruhig zu stellen. Damit meine ich weder seinen Notar noch einen
Eierlikör, sondern diesen kleinen holländischen Sportlehrer, der immer
so grimmig auf der russischen Auswechselbank sitzt. Hat am Ende ja
wunderbar geklappt. Die Russen haben gespielt, als wenn sie vorher noch
nie einen Fußball aus nächster Nähe gesehen hätten.
Beate: Aber ist das nicht Bestechung?
Otto:
Nein – das sind Geschenke unter Freunden. Der EM-Sieg unserer
griechischen Kameraden kam doch gerade noch rechtzeitig einen Tag
vor der Wahl. Außerdem hat Griechenland doch so viele Inseln. Da kommt
es auf eine mehr oder weniger überhaupt nicht an. Und wenn die Griechen
jetzt aus dem Euro fliegen, dann führen sie einfach den Rubel von
Genosse Putin ein. Ob die Griechen ab jetzt Wodka oder Ouzo trinken,
ist denen doch völlig egal.
Beate: Und was machen die Griechen nun gegen unsere Deutschen im Viertelfinale am Freitag?
Otto:
Keine Ahnung, ich bin doch kein Hellseher. Aber es gibt ja außer Kreta
auch noch Korfu oder Rhodos. Da wäre im Sommer Platz für die ganze
Bundesregierung inklusive Familien.
Beate:
Und wenn die Griechen am Ende Europameister werden, dann haben sie
vorher also ihre ganzen Inseln an Russland, Deutschland, Frankreich
oder Spanien verscherbelt.
Otto:
Richtig – aber erstens kosten Inseln nur teures Geld. Denk mal an den
ganzen Küstenschutz und die vielen Leuchttürme. Also lieber weg mit
Schaden. Und zweitens hat uns mein spezieller Freund Guido Westerwelle
schon ein schönes Apartment mit Meeresblick irgendwo in der Ägäis
reserviert. Der bereitet sich ja auch schon auf seinen vorzeitigen
Ruhestand vor.
Beate:
Dann geht’s also nach dieser furchtbaren und völlig unglamourösen
Ost-EM direkt auf die Insel. Otto, so hab‘ ich mir diesen Sommer
vorgestellt. Jetzt brauche ich nur noch einen passenden Bikini.
Otto: Das dürfte im Vergleich zur griechischen Staatskrise wohl die größere Herausforderung sein.
Live aus dem EM-Doppelzimmer – Teil 12 (Montag, 18. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Sbornaja“, Donezk
Vitali & Wladimir (Suite 2)
Wladimir: Vitali, unsere geliebte Ukraine morgen spielt gegen England. Was Fußball und Politik haben wohl miteinander zu tun?
Vitali: Gar nichts – während Fußballspiel Platini und Janukowitsch ja nicht reden miteinander.
Wladimir: Bei uns in geliebte Ukraine irgendwie ein wenig ist wie früher in schlechte alte Zeit. Kennst du noch Radio Eriwan?
Vitali: Natürlich ich kenne Radio Eriwan. Kennst du auch Witz von Radio Eriwan?
Wladimir: Natürlich ich kenn Witz von Radio Eriwan.
Vitali: Dann lass uns probieren beide. Du fängst an und ich mach fertig.
Wladimir: Ich probiere. Stimmt es, dass in geliebte Ukraine Getreide wächst so hoch wie Telegrafenmasten?
Vitali: Im Prinzip ja. Nur nicht so hoch, sondern so weit auseinander.
Wladimir: Gibt es in geliebte Ukraine mehr Humor als anderswo?
Vitali: Im Prinzip ja. Aber wir ihn auch haben bitter nötig.
Wladimir: Gibt es in geliebte Ukraine Pressezensur?
Vitali: Im Prinzip nein. Es uns nur leider nicht möglich ist, einzugehen auf diese spezielle Frage.
Wladimir: Darf man in geliebte Ukraine kritisieren Regierung?
Vitali: Im Prinzip ja. Aber es sich lebt wesentlich besser in eigene vier Wände
EM-Kommentar vom 18.06.
Liebe Tippspieler/innen,
Smørrebrød und Leberwurst, das war eine enge Kiste gestern abend!
In fachkundiger Runde mit meinen Hebbelkicker-Kameraden (das Präsidium,
der Coach und der Obmann für kulinarische Fragen waren vollzählig
versammelt) herrschte sichtliche Anspannung. Hinterher sprach Coach
Borko von einem "zweitklassigen Gegner", den man eigentlich "einfach
weghauen" musste. Ich sehe das anders und mir ist seit dem gestrigen
Spiel auch nicht richtig wohl beim Gedanken an die deutsche Mannschaft.
Im was-wäre-wenn-Szenario hätte das deutsche Team in der 51. Minute
nämlich nach einem Treffer von Jakob Poulsen zurück gelegen. Wenn man
nun bedenkt, wie wenig in der 2. Hälfte tatsächlich zusammenlief,
welche Schwierigkeiten die Mannschaft hatte, echte
Torschussmöglichkeiten zu kreieren, dann will man sich lieber nicht
vorstellen, wie das deutsche Team auf einen Rückstand reagiert hätte.
Oli Kahn hätte dafür sicherlich einige passende Ratschläge parat, alle
beginnend mit "Unnnt dannnn musst Du...". Aber die Zeiten der alten
Titanen sind vorbei.
Das deutsche Team ist die jüngste Mannschaft im Turnier und ich
befürchte, dass sie im Fall eines Rückstands eher panisch als souverän
agieren würde. Wir müssen hoffen, dass wir nicht in so eine Situation
geraten. Jogi Löw hatte nach der WM 2010 mit dem blitzschnellen
Konterfußball der Deutschen voraus gesehen, dass man damit in 2012
niemand mehr überraschen könnte. Also ist jetzt eine Spielweise das
Ziel, mit der man auch gegen defensiv agierende Gegner zu Torchancen
kommt und sie besiegen kann. Man kann jetzt sagen: O.k., hat in der
Vorrunde ja geklappt! Andererseits war das gestern phasenweise auch ein
Tanz auf der Rasierklinge. Ein Lucky Punch für die Dänen, ein schlecht
verteidigter Eckball und dann...
Überhaupt: Standards: Wozu werden von der deutschen Mannschaft die
Ecken und Freistöße eigentlich noch in den Strafraum geschlagen? Kein
anderes Team dürfte derart harmlos bei Standards sein. Jogi meint ja,
das sei ein Stilmittel von gestern. Aber ich stelle mir mal vor, die
deutsche Mannschaft würde Mitte der 2. Halbzeit in Rückstand geraten,
der zweite Stürmer wird eingewechselt, die Zeit läuft langsam weg... –
kein schönes Szenario, ich gebe es zu – aber würde diese junge
Mannschaft dann souverän weiter versuchen, mit rein spielerischen
Mitteln den Ausgleich zu erzwingen? Oder käme dann nicht doch der
Versuch, mal Freistöße und Ecken hoch reinszuschlagen und irgendwie zum
Ausgleich zu kommen? Hoffnungslos! Tut mir leid, aber momentan endet
diese Vorstellung bei mir mit einem hilflosen Anrennen, vielen schlecht
getimeten Flanken auf Gomez und Klose und am Ende eher mit einem
Konter des Gegners als dem Ausgleich. Oder um es kurz zu sagen: Ich
fürchte, diese Mannschaft hat ebenso wenig einen Plan B wie Barcelona
gegen Chelsea. Hoffen, wir, dass wir ihn bei dieser Euro nie brauchen.
Von B kommen wir gleich mal zu G wie "Geheimfavorit". Die nach dem
4:1 so hoch gehandelten Russen mutierten gegen arg limitierte Griechen
trotz viele Chancen schlussendlich doch nur zum Geh-heim!-Favoriten. Da
haben sich viele verschätzt. Können die Griechen am Ende doch Euro?
Freitag sind wir schlauer.
Schade für die EM ist immer das Auscheiden von
Gastgebermannschaften in der Vorrunde. Im Fall der Polen geschah das
leider aber völlig zu Recht. Auch von der hochgelobten rechten Seite
von Polonia Lüdenscheid war gegen die Cechen nach einer kurzen
Anfangseuphorie nichts mehr zu sehen. Wenn eine Mannschaft unbedingt
gewinnen muss, vom begeisterungsfähigen Publikum trotz mäßiger Leistung
ständig angefeuert wird und dennoch den ersten Torschuss der 2.
Halbzeit erst in der 93. Minute abgibt, dann zeugt das von mangelnder
Qualität. Schade, aber isso.
Apropos Qualität: Holland – war da was?
Aus historischen Gründen müssen wir dann auch noch einen Blick auf den Freitagabend werfen. Der "Wasserschlacht von Frankfurt" 1974
wurde jetzt das "Blitz-und-Donner-Spiel" von Donezk beiseite gestellt.
Erkennbar waren vor allem die inzwischen gemachten Fortschritte bei der
Drainage von Fußballplätzen, denn es kam nach fast einer Stunde Pause
ein eigentlich ganz normales Fußballspiel zustande, das die Froggies
verdient gewannen. Auch hier war das wieder eine Frage der
fußballerischen Qualität. Jetzt sind die Franzosen vielleicht so eine
Art Geheimfavorit. Das könnte lustig werden: Ein durchaus nicht
unrealistisch erscheinendes Halbfinale Deutschland-Frankreich dürfte
ich mir nämlich tatsächlich in Paris anschauen :-)
Freitagabend gab es dann noch das vor allem im zweiten Durchgang
recht unterhaltsame Spiel zwischen Schweden und England. Wichtigste
Erkenntnisse: Ein Ibrahimsson macht noch keinen Mittsommer und England
kann auch ohne Rooney drei Tore schiessen. Eins davon war sogar
technisch wunderbar gemacht. Jetzt reicht den Limies gegen die Ukraine
ein Remis und die Froggies gegen bereits ausgeschiedene Schweden
ebenfalls. Beide Teams düften aber dennoch auf Sieg spielen, um
möglichst den Spaniern aus dem Weg zu gehen. Beste Voraussetzungen also
für einen unterhaltsamen Dienstagabend.
Im Tippspiel gab es am Wochenende ein fröhliches Wechselspiel an
der Spitze. Gerd hatte sich am Freitag schon mit 5 Punkten Vorsprung
vom Feld abgesetzt, da zog am Samstag Klas mit zwei Volltreffern an ihm
vorbei. Mal ganz unter uns: Wie kann man derart idiotische Ergebnisse
vom Samstagabend eigentlich vorhersehen? Das geht doch gar nicht! War
dann aber auch egal, denn gestern schlug Gerd zurück und übernahm
wieder die Spitze. Das Duo sollte jedoch gewarnt sein:
Euro-Titelverteidigerin Kirsten hat sich Schritt für Schritt nach oben
gepirscht und liegt schon auf Platz 3 während ihr Co-Tippspielsieger
von 2008 irgendwo im unteren Mittelfeld... – ach, lassen wir das...
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 11 (Sonntag, 17. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom
Olli & Katrin (Zimmer 1)
Olli: Das wird ja immer schlimmer hier bei euch.
Katrin: Was heißt
hier „bei euch“? Ich hasse diese Verallgemeinerungen. Meine Idee war
das bestimmt nicht. Lass uns bitte in Ruhe weiter frühstücken.
Olli: Da schmeckt mir gleich kein Frühstücksei mehr. Ein Oliver Kahn lässt das nicht mit sich machen.
Katrin: Beschwer
dich bitte bei der Sendeleitung, aber nicht bei mir. Die Schwimmflügel
müssen wir ab jetzt auf der Badeinsel tragen wegen der Sicherheit. Da
hat sich irgend so ein Mensch von der DLRG bei uns in Mainz offiziell
beschwert.
Olli: Ein Oliver Kahn mit Schwimmflügeln. Wie sieht denn das bitteschön aus?
Katrin: Ich kann
doch auch nichts dafür, dass du damals deinen Freischwimmer nicht
bestanden hast. Außerdem ist diese Sicherheitsausrüstung ganz trendy in
schwarz-rot-gold gehalten.
Olli: Und was ist mit diesem neuen Unterhaltungsprogramm?
Katrin: Die
Zuschauer fanden, dass wir auf dieser Schwimmbühne herumstehen wie
Falschgeld. Das war einfach viel zu statisch. Dagegen ist Mario Gomez
ja noch ein Dauerläufer. Da soll mehr Action her. Wir müssen
schließlich an unsere Gebührenzahler denken.
Olli: Und an was habt ihr dabei gedacht?
Katrin: Du spielst
in den Halbzeitpausen einfach noch mal die schönsten Szenen aus deiner
aktiven Titanenzeit nach. Sei einfach du selbst und lass dich ein wenig
gehen. Die Zuschauer vorne am Strand in den Liegestühlen statten wir
mit Bananen, Feuerzeugen und Golfbällen aus. Dann tretet ihr
miteinander in Interaktion. Danach kommen als Special Guests
nacheinander Stephane Chapuisat, Thomas Brdaric und Heiko Herrlich auf
die Bühne. Die darfst du dann – natürlich nur im Spaß – wahlweise mit
gestrecktem Kung-Fu-Tritt bearbeiten, in den Nacken greifen oder in den
Hals beißen. Zum Abschluss stellen wir dann noch eine Eckfahne in der
Mitte auf. Die darfst du dann rausreißen und dich mit ihr auf dem Boden
wälzen. Ist doch gar nicht so schwer, oder?
Olli: Endlich macht sich beim ZDF mal jemand Gedanken über moderne Sendeformen.
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„Hotel Europa“, Lwiw (Lemberg)
Loddar & Effe (Zimmer 2001)
Effe: Zweieins gegen
Holland. Die haben das eindeutig besser gemacht wie du Achtundachtzig
im Volksparkstadion. Nu‘ wird das wohl nix mehr mit deiner
Jogi-Nachfolge. Irgendwie dumm gelaufen!
Loddar: Wer ist hier
wohl dumm und wer ist gut gelaufen? Ich hab‘ mein Raumausdadder-Diblom
in Nürnberch bei der Indusdrie- und Handelsgammer immerhin mit
Auszeichnung bestanden. Und gechen Holland hab‘ ich nur Standfußball
gesehen. Moderne Dagdig mit Bressing und so: Überwiechend Fehlanzeiche!
Effe: Das war doch
die Mega-Hitze in der großen Russen-Schüssel. Da hast du doch früher
auch immer als erster schlapp gemacht. Danach haben wir dich nur noch
den Wüstenfuchs genannt.
Loddar: Hör doch mal
auf mit die uralde Sachen, die wo vor allem in der Vergangenheid
spielen. Ein Loddar Maddäus dengt nur an die Zukunft des deudschen
Fußballs. Und da müssen endlich wieder mal Didel her.
Effe: Heute fängt
dann wohl die Zukunft an. Aber nur, wenn unsere Jungs hoch gegen die
Dänen verlieren und die Portugiesen gegen die Holländer gewinnen.
Ansonsten heißt es bei dir wie immer: „Gewollt hab‘ ich schon gemocht,
aber gedurft ham‘ sie mich nicht gelassen.“
Loddar: Das hast du in der Dad richtich zidiert.
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 10 (Samstag, 16. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Merkur“, Leipzig
Waldi & Rudi (Zimmer 460)
Waldi: Sag mal Rudi,
warum drückst du dich eigentlich seit einer Woche vor meinem
wunderbaren EM-Club? Wir haben dich schließlich für viel Geld extra als
Fußball-Insider verpflichtet. Und jetzt spielst du krank und hängst den
ganzen Tag schmollend auf dem Zimmer ‘rum.
Rudi: Geh‘ du doch
in deinen komischen Swinger-Club in den Bayerischen Bahnhof und
schlabber weiter dein Weizenbier zusammen mit diesen ganzen
Schießbudenfiguren. Ich bleibe hier, dann habe ich wenigstens meine
Ruhe. Und auf die Gage von deiner tollen ARD warte ich wohl bis
Pflaumenpfingsten. Zuerst sollte ich pro Sendung zwanzig Mark
Begrüßungsgeld kriegen, dann einen Warengutschein von Schlecker
und am Ende war nur noch von einem Kasten Krombacher die Rede.
Waldi: Mit jeder Flasche Bier förderst du die Aufforstung des Regenwalds in Südamerika. Ist das etwa nichts?
Rudi: Hör doch auf
damit! Dieser ganze Werbesch*** interessiert mich nicht. Der Franz und
der Uwe haben sich auch schon in den Osten abgeseilt. Deine Laberei
ging den beiden schwer auf die Eier. Besonders den Uwe hat das richtig
mitgenommen. Der faselte am Ende nur noch von diesem Wembley-Tor –
einfach nur traurig.
Waldi: Dann gib
wenigstens einen kurzen Experten-Tipp für morgen gegen Dänemark ab. Den
schneiden wir dann in die Sendung ‘rein und du kannst dich hier weiter
in aller Ruhe wundliegen. Sag einfach unten an der Rezeption Bescheid,
wenn du gewendet werden möchtest.
Rudi: Nun ist aber
mal gut – verarschen kann ich mich alleine. Und gegen Dänemark haben
wir bisher noch immer gewonnen. Ich sag‘ mal 5:0 – drei Tore von Miro.
Waldi: Ich denke eher, dass der Mario spielt. Und wie war das 1986 in Mexiko und 1992 in Schweden?
Rudi: Der Spanier
hat doch sein Pulver verschossen. In Mexiko hatten wir die Nacht vorher
zu viel Tequila und in Schweden durften die Dänen eigentlich gar nicht
mitspielen. Zählt also beides nicht.
Waldi: Na, dann ist
ja alles klar. Mit dieser optimistischen Prognose unserer
bundesweit verehrten Fußball-Expertin Tante Käthe schalten wir jetzt
wieder in unsere regionalen Funkhäuser zum Sandmännchen.
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Schlafwagen im „Moskau-Kiew-Warschau-Express“
Theo & MV (Abteil 60)
Theo: Da wären wir
also mal wieder in einem stickigen und rumpelnden Schlafwagen.
Das hätte ich mir gerne erspart nach diesem grauenhaften Tag in Charkiv.
MV: War doch lustig. D‘ganze bunde Fähnle un d‘Leut ware super drauf.
Theo: Ich fand’s
überhaupt nicht lustig. So was ist mir in meiner langjährigen
Funktionärskarriere noch nie passiert. Kommen nach diesen ganzen
Reisestrapazen noch gerade rechtzeitig zum Holland-Spiel beim Stadion
an und werden dann einfach von der UEFA nicht ‘reingelassen.
MV: Wie früher in Schduagerd vor d’Dischko. Mal kommst nei, mal net.
Theo: Angeblich hat
der Platini uns wegen unseres kleinen Aussetzers in Warschau, den ich
nicht zu verantworten habe, für ein Spiel von der Ehrentribüne
gesperrt. Bei den Spielern heißt das dann immer „misses next match“.
MV: Mrs. Nekschtmetsch? Wo kommt die denn her? I kenn nur Miss Germany.
Theo: Das war mir
klar. Aber das hat noch ein juristisches Nachspiel. Als
FIFA-Exekutivmitglied hat man schließlich seine Rechte.
MV: D‘rechte un d‘linke Hand vom Deibel. Willst nu d‘Bud Spencer zum Platini schicke?
Theo: Gewalt kommt
für mich prinzipiell nicht in Frage. Aber man muss sich nicht alles
bieten lassen. Und erst diese Peinlichkeit. Stehen plötzlich vor dem
Stadion ohne Einlasskarte und ohne Hotelzimmer.
MV: Nu heul net ‘rum. Wer hat’s dann alles g’regelt?
Theo: Soll ich Ihnen
jetzt etwa noch dankbar sein? Erst stehen wir uns mit zigtausend
besoffenen Holländern beim Public Viewing die Füße platt und als
Krönung dürfen wir dann auch noch in einem orangefarbenen Wohnwagen
übernachten.
MV: Des isch g’lebte
Gaschtfreundschaft. Verliere ersch 2:1 gege uns’re Nationaltreter und
lade uns dann zum Genevertrinke ein.
Theo: Wo Sie dann wieder zur üblichen Hochform aufliefen.
MV: War nur wege d’Völkerverständigung – am Ende sogar mit Trikottausch.
Theo: Wissen Sie eigentlich, wie albern Sie mit diesem orangefarbenen Unterhemd aussehen? Und streng riechen tut es auch noch.
MV: Mir stinkt’s au g’waltig mit Ihne.
Theo: Na ja – die
letzten Tage werden wir auch noch gemeinsam überstehen. Jetzt geht’s
erstmal nach Lemberg zum Dänemark-Spiel. Vielleicht haben wir da mehr
Glück.
MV: S’Glück isch
immer mit d‘Tüchtige. Mit mir zwei Glücksbringer un uns‘rem Super-Mario
kann morge nix schiefgehe – VauEffBee forever!
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„Hotel Europa“, Lwiw (Lemberg)
Franzl & Uwe (Zimmer 2012)
Franzl: Na, Uwe –
jetzt geht‘s EM-mäßig doch noch richtig los mit uns beiden: Mittwoch
Charkiv gegen Holland, Donnerstag Posen, gestern Kiew, heute Breslau
und morgen hier in Lemberg geht’s gleich weiter gegen die Dänen.
Uwe: Mir dröhnen immer noch die Ohren. Mann, war das laut in dem komischen Flugzeug. Sind wir bald da?
Franzl: Uwe, wir
fliegen heute nicht mehr weiter. Der Hubschrauber parkt oben auf dem
Hoteldach. Jetzt machen wir’s uns hier so richtig gemütlich. (singt)
Echte Freunde kann niemand trennen!
Uwe: (singt auch)
Fußball ist unser Leben, der König Fußball regiert die Welt. Wir
kämpfen und geben alles, bis dann ein Tor nach dem anderen fällt. Ja,
einer für alle, alle für einen, wir halten fest zusammen!
Franzl: (gerührt) Dös hast‘ schee g‘sagt. Das Lied kommt mir aber irgendwie bekannt vor. Warst‘ Vierundsiebzig überhaupt noch mit dabei?
Uwe: Mit dem
Hinterkopf hab ich das Ding von Schnellinger erwischt. Damit hatten die
Engländer gar nicht gerechnet. Ich aber auch nicht.
Franzl: Dös war’s
aber Siebzig – als der Kaiser mit ausgerenkter Schulter das
Jahrhundertspiel gegen die Italiener dirigiert hat.
Uwe: Und dann fiel noch das Dreizwei durch unseren Dicken auf Flanke von Löhr.
Franzl: Was für
Zeiten, Uwe. Und wir beide war’n dabei. Jetzt sind wir nur noch
Ehrenspielführer und Gäste bei Wohltätigkeitstombolas. (Telefon klingelt)
Hallo, wer will mir da gratulieren? Jo is‘ denn heut‘ scho Weihnachten?
Ach so, du bist’s Kevin. Spuit’s noch Fußball? Ach, in Moskau. Da zieh
dich bloß warm an. Die Nummer vom Jogi Löw? Die hab‘ ich irgendwo
auf‘m Zettel stehen. Ja Kevin, gute Stürmer kann der immer
brauchen. Nein, ich hab‘ den Gomez jetzt auch nicht so richtig stark
gesehen. Tore werden meistens völlig überbewertet. Der Scholli hat
schon Recht. Und der Klose ist über seinen Zenit. Nein, der spielt
nicht in St. Petersburg, ich meint‘ eher sein Alter. Kevin, wünsch‘ dir
noch a guat‘ Zeit als Fußballer und sonst wirst‘ halt Fernsehexperte da
drüben bei Radio Eriwan.
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 9 (Freitag, 15. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Dzien Dobry“, Wroclaw (Breslau)
Kloppo & Jupp (Zimmer 33)
Jupp: Morgen geht’s für deine Polen gegen die Tschechen um die Wurst.
Kloppo:
Polen ist bekannt für seine hervorragenden Würste. Besonders die
Kaszanka. Das ist so eine richtig geile pechschwarze Blutwurst mit
ultrahochglänzendem Kunstdarm. Wenn man die aufschneidet, dann bröselt
einem die ganze krümelige Füllung entgegen.
Jupp: Hoffentlich gilt das nicht auch für die polnische Abwehr.
Kloppo:
Mit gelbem Senf obendrauf ist das die ultimative BVB-Ernährung. Dazu
noch ein leckeres Zywiec. Dann passt das schon. Schmeckt fast so gut
wie unser Dortmunder Bier. (singt laut) Dortmunder Jungs, Dortmunder Jungs – wir sind alle Dortmunder Jungs!
Und was hab‘ ich dir gesagt? Wieder hat einer von uns das Tor
geschossen. Geilheit hat einen Namen: Kuuuubaa! Borussia eins –
Russland null!
Jupp: Im
Endergebnis macht das aber wieder nur ein mickriges
Unentschieden. Noch so ein 1:1, dann gehen deine Polen zwar
ungeschlagen, aber versammelt in den Sommerurlaub.
Kloppo:
Na und – was macht das schon? Dann fahren wir eben alle zusammen nach
Malle und lassen da die Sau raus. Druckbetankung am „Ballermann“ und
danach lockeres Auslaufen am Strand. (singt laut) Wer ist Deutscher Meister? – BVB Borussia – Wer ist Deutscher Meister? – Borussia BVB! Und
was machst du mit deinen Bayern schönes? Wahrscheinlich
Höhentrainingslager am Titisee mit Vollpension in der
Schwarzwaldklinik. Und zur Feier des Vize-Triples gibt’s abends dann
Fassbrause satt. Das ist schon mal ganz eindeutig überhaupt nicht geil.
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„Hotel Viva Polonia“, Warschau
Otto & Beate (Zimmer 105)
Beate:
Endlich wieder ein halbwegs vernünftiges Hotelzimmer. Da fühlt man sich
gleich wieder als Mensch. Diese Absteige in Wrotzlaff war ja wohl das
Letzte. Und dann hieß das Hotel noch „Guten Morgen“. Dazu sage ich nur
„Gute Nacht“.
Otto: Da
muss ich dir Recht geben. Mutete ein bisschen an wie Wallensteins
Lager. Das ist aber von Schiller und nicht von Goethe. Hauptsache wir
sitzen wieder warm und trocken in unserem Warschauer Hauptquartier.
Ausgeklügelte Logistik ist die halbe Miete. Unser Breslauer
Zimmerchen habe ich übrigens an den Bayern-Jupp weiter
vertickert. Der hat noch so einen bärtigen Untermieter mitgenommen und
ist nicht so anspruchsvoll.
Beate: Mensch, Otto, wie du das immer so hinkriegst.
Otto:
Gute Kontakte sind in dieser Branche eben alles. Aber jetzt
konzentrieren wir uns beide mal auf die wirklich wichtigen Dinge des
Lebens. Nach dem 1:2 gegen die Tschechen stehen unsere Griechen auch
sportlich mit dem Rücken zur Wand. Denen kann morgen nur noch ein
mittelschweres Wunder gegen die Russen helfen. In der griechischen Liga
würden sie jetzt mit dem Geldkoffer vor dem Spiel in die russische
Kabine gehen. Aber erstens ist der griechische Verband wie der Rest des
Landes megaklamm und zweitens schließt der Advocaat deswegen aus
Sicherheitsgründen immer die Kabine ab.
Beate:
Aber Otto, was willst du denn wieder bei den Griechen, wenn die gar
nichts mehr auf der blanken Hosennaht haben? Denk doch auch mal an
deine Rente.
Otto:
Rente? Der Trapattoni ist 73 und turnt immer noch wie’n junges Reh auf
der Trainerbank ‘rum. Das kriege ich ja wohl auch noch locker hin.
Außerdem bietet Griechenland doch so viel Schönes: die warme Luft, das
blaue Meer, die Akropolis, Bouzouki-Musik und demnächst das weltweit
erste offizielle Rehakles-Museum.
Beate: Und davor mein Otto elf Meter hoch und janz in Bronze – Apollo 11 – wat für‘n Traum!
EM-Kommentar vom 15.06. - "Den Grimme-Preis für Tom Bartels!"
Liebe Tippspieler/innen,
die Sportberichterstatter haben
es nicht leicht bei dieser EM. Mal zeigen sie mangelnde
Detailkenntnisse ("Pierluigi Buffon"), mal sagen sie pointiert die
Wahrheit und werden dafür angefeindet (Mehmet Scholl), mal machen sie
sich einfach nur lächerlich (Usedomina KMH und ihr angehimmelter Olli
im "ZDF-Fernsehgarten" in Heringsdorf). Da ist es mir eine Freude,
einen Reporter mal ausdrücklich loben zu dürfen. Dafür gibt es selten
Anlass. Marcel Reif und Günther Jauch erhielten den Bayerischen
Fernsehpreis für ihren Dialog anlässlich des Torfalls von Madrid 1998.
Und Netzer und Delling bekamen 2000 sogar den renommierten Grimme-Preis
für ihre anfangs tatsächlich noch recht unterhaltsamen Kommentare und Frotzeleien vor und nach den Länderspielen.
Gestern war ARD-Reporter Tom Bartels mein Held des Tages. Den Anlass
werden viele verpasst haben, weil sie schon die Chipsreste aufkehrten
und die Bierflaschen rausbrachten. Es geschah nämlich gegen halb elf,
in den allerletzten Minuten und der Nachspielzeit der Partie
Spanien-Irland, die mit 4:0 längst entschieden war. Tom Bartels machte
intuitiv einfach alles richtig: Er hielt den Mund, als zehntausende
geschlagene Irländer einen riesigen Chor anstimmten und inbrünstig
irische Lieder sangen, um damit voller Stolz das hoffnungslos
unterlegene, aber nie aufgebende Team dieses kleinen Fußballlandes
gebührend zu feiern. Das war Gänsehaut pur. Und Tom Bartels ließ uns
teilhaben. Danke!
Eine Woche läuft die EM nun schon, und wir können ganz zufrieden
sein. Noch gab es kein "Spiel für die Ewigkeit", von dem wir noch
unseren Enkeln erzählen werden. Auch das 2:1 gegen die Niederlande wird
abgehakt werden als gute Leistung der deutschen Elf, aber für den
dauerhaften Erinnerungswert fehlte einfach die notwendige Dramatik.
Immerhin gab es bisher kaum total vergurkte Grottenkicks; höchstens das
1:1 der Limies gegen die Franzen gehörte dazu. Ansonsten überwiegend
ganz interessante Spiele von mittlerem bis höherem Unterhaltungswert.
Ab dem Wochenende geht es für fast alle Mannschaften noch um den Einzug
ins Viertelfinale, dann dürfte auch die Spannung steigen.
Auch die beiden Spiele am gestrigen Abend waren nett anzusehen.
Die Italiener ließen sich noch die Salami von der Pizza nehmen von
bissigen Kroaten, auch weil sie den Sack einfach nicht zumachten, trotz
großer Chancen. Ein Fehler in der Abwehr, eine schnelle Reaktion von
Mandzukic, und schon war Pirlos fein gezirkelter Freistoß nur noch ein
Pünktchen wert. Ansonsten steht die Abwehr der Spagettikocher in der
Regel recht sicher und die Offensive ist stets gefährlich. Ich mache
mir hier vielleicht keine Freunde, aber ich gebe trotzdem zu, dass mir
diese italienische Mannschaft mit ihrer Spielweise durchaus gefällt.
Das liegt sicher daran, dass man in meinem Alter montags und freitags
auf der Hebbelwiese auch nicht mehr 90 Minuten rennen und dauernd
technische Kunststückchen vorführen kann. Das konnte ich übrigens
beides noch nie. Im richtigen Moment richtig laufen und oder richtig
stehen, das ist das Geheimnis. Und italienische Teams spielten schon
immer so ähnlich... Nur noch die Abgezocktheit ihrer früheren
Erfolgsmannschaften fehlt, aber die Ansätze für eine erfolgreiche
Squadra Azzura sind da. Wenn die Italiener die Vorrunde überstehen,
sollte gegen die bisher nicht überzeugenden Teams der Gruppe D das
Halbfinale drin sein. Und 2014 wird das Team noch weiter sein. Nur
Pirlo ist dann schon 35...
I
m zweiten Spiel gab es dann den Trainingskick der Spanier gegen
überforderte Irländer. Bestes Beispiel für die Überlegenheit war das
2:0 durch David Silva, der vier Gegenspieler schwindelig spielte und
dann gezielt durch die Beine eines Irländers einschob. Klasse! Viel
Neues haben wir eigentlich nicht gelernt, aber die Spanier dürften sich
jetzt warmgeschossen haben. Das werden die Kroaten zu spüren bekommen
und es wird den Italienern vielleicht helfen. Wäre nicht übel – ich
möchte Pirlo weiter gern zugucken, dem Mann, der pro Spiel mit einem
einzigen Gesichtsausdruck auskommt.
Apropos Spiel: Im Tippspiel hält Gerd Pilates die Spitze jetzt
allein, mit bereits sieben Punkten auf Platz 8. Wer glaubt, hier einen
erfolgreichen Newcomer zu erleben, erinnere sich an die WM 1998: Dort
holte Gerd schon mal Bronze. Er ist also eher ein alter Hase im
Tippspielgeschäft. Unten hat tatsächlich sogar Jan Scholten gepunktet,
das war aber bei Spanien-Irland auch nicht so schwer...
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 8 (Donnerstag, 14. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Sbornaja“, Donezk
Vitali & Wladimir (Suite 2)
Wladimir: Weißt du, Vitali, Fußball doch wirklich ist komischer Sport.
Vitali: (kaut lustlos auf einer Milchschnitte herum) Hmmm …
Wladimir: Zweiundzwanzig Spieler kämpfen auf grünem Rasen um einen einzigen Ball. Warum machen die das?
Vitali: Hmmm …
Wladimir: Und
dann es gibt auch noch merkwürdige Europameisterschaft. Da kämpfen
sechzehn Mannschaften um einzigen Titel. Warum ist das so?
Vitali: Hmmm …
Wladimir: Ich kann dir sagen, warum das so ist.
Vitali: Ja?
Wladimir:
Weil Fußball ist grauenhaft organisiert. Nehmen wir doch einmal
geliebte unsere ukrainische Mannschaft. Erringt erst Sieg glorreichen
gegen Schweden. Dann spielt hier in Donezk morgen noch einmal gegen
Frankreich. Und zum Schluss gegen England sogar. Und was sie hat dann
gewonnen?
Vitali: Vermutlich gar nichts.
Wladimir: Richtig. In den vier Gruppen kommen nur beiden besten Teams weiter. Und was die haben dann gewonnen?
Vitali: Vermutlich auch noch nichts.
Wladimir:
Richtig. Denn dann komische EM geht eigentlich erst los: Viertelfinale,
Halbfinale und Finale. Und nur Mannschaft, die gewinnt alle diese
Partien, ist dann Europameister.
Vitali: Die spinnen, die Fußballer.
Wladimir: Mein Reden, Bruderherz. Kommt dir vielleicht Idee?
Vitali: Du meinst, wir sollten auch …
Wladimir: Natürlich wir sollten …
Vitali: …
gründen eigenen europäischen Fußballverband. Geben wir dann klangvollen
Namen wie EBA, EBC, EBF oder EBO und natürlich werden beide Präsidenten
– eine echte Doppelspitze.
Wladimir: Und
bei uns dann spielen offiziell anerkannte Länder wie Andorra,
Liechtenstein, Färöer-Inseln, Malta, Monaco und San Marino …
Vitali: … zusammen mit unserer geliebten Ukraine um Europameisterschaft.
Wladimir: Warum wir sind nicht schon früher darauf gekommen, Vitali?
Vitali: Mein
lieber Wladimir, nur weil Mehrzahl der Menschen denkt, dass wir Boxer
blöde sind, muss ja nicht zwangsläufig stimmen.
EM-Kommentar vom 14.06.
Liebe Tippspieler/innen,
es ist geschafft! Es hat lange gedauert und viel Wasser ist den Rhein
hinuntergeflossen, am Campingplatz an der Moselmündung vorbei, dort wo
die vielen Wohnwagen stehen, durch Köln und Düsseldorf, wo sich am
Tresen gern die holländische unter die rheinländische Sprache mischt,
bis zur Schelde, wo der Rhein sich in die Nordsee ergießt. Unsere
freundlichen Nachbarn haben es erkannt, und John Reijmer hat es mir aus
Amsterdam geschrieben: "GRATULIERE, ihr wart einfach viel besser!!"
Hach! Dass ich das noch erleben durfte, fast genau 38 Jahre nach der
weltbekannten niederländischen Fehleinschätzung "Wij waren beter!"...
Es hat gedauert, aber nach vielen Flaschen Genever und Grolsch ist nun
ist die Erkenntnis auch in Apeldoorn, Groningen und Den Haag
angekommen. Ich bin froh.
Tatsächlich gab es gestern wohl kaum Zweifel, welche die bessere
Mannschaft war. Selbstverständlich hätten die Oranjehemden gestern mit
etwas Glück auch früh in Führung gehen können; natürlich war der
Ausgleich am Ende noch möglich. Aber über die gesamte Spielzeit hinweg
hatte das deutsche Team die bessere Taktik, eine homogenere Mannschaft
und schlussendlich auch einen Knipser, der den Ball einfach und
schnörkellos versenkte. Trotz zweifellos großartiger Technik vieler
Einzelspieler fehlte es der holländischen Mannschaft an einer richtig
guten Idee, mit der die deutsche Abwehr auszuhebeln war. Dagegen waren
Schweinsteigers perfekt getimte Pässe durch die Viererkette wie ein
Seziermesser, und anschliessend musste Gomez nur noch vollenden.
Überhaupt Gomez: Der Gewinner des gestrigen Spiels hieß eindeutig
Mehmet Scholl. Der hatte den Olaseiku-Träger mit seiner Kritik offenbar
so heiß gemacht, dass er sicherlich doppelt so viel lief wie im
ersten Spiel – und auch doppelt so viele Tore schoss. Hinterher
gab Gomez ein wirklich bemerkenswert offenes Interview und einen tiefen
Einblick in sein Seelenleben zwischen den beiden Spielen: Ehrlich,
intelligent und sympathisch. Hätte ich nicht gedacht. Hut ab!
Nicht immer aber sind Reporterfragen geeignet, dem Fernsehzuschauer
tatsächlich mit der Antwort auch interessante Informationen zu liefern.
Das ZDF lieferte dazu wiederum abschreckenden Beispiele investigativer
Dämlichkeit. Tatsächlich muss man sich schon extrem anstrengen, auf die
Frage "Sie haben das 1:0 geschossen, wie wichtig war dieses Tor für
Sie?" eine halbwegs schlaue Antwort zu geben. Nur wenige Minuten später
kam dann die Variante für den Abwehrspieler: "Jerome Boateng, sie haben
die 2. Gelbe Karte bekommen und sind gesperrt. Wie bitter ist das für
Sie?". Herrgott, wirf Hirn vom Himmel! Was soll man als Spieler auf
derart blödsinnige Fragen sagen? Vielleicht einfach nur "42!". Sollte
mal einer machen...
Am frühen Abend besiegte Sportugal trotz Ronaldo die Lakritzkocher von
jenseits der Grenze mit 3:2. Statt galaktisch war der breitbeinige
Übersteigerkönig bei seinen hundertprozentigen Torchancen eher kläglich
– einfach kein echter Kerl für ein internationales Turnier. Schon bei
der letzten WM war er seltsam gehemmt und wirkungslos, mit gerade mal
einem Törchen beim 7:0 gegen die Nordkoreander. So bleibt er auf
internationaler Bühne ein ewiges Versprechen für die Damenwelt, mehr
nicht. Die Dänen ließen sich gestern zu Beginn leichtfertig zwei Dinger
einschenken und behannen erst anschließend richtig mit dem
Fußballspielen. Bendtner hatte beim Altmeister Schewtschenko wohl genau
zugeguckt, sein Kopfball zum 2:2 war quasi eine Kopie des ukrainischen
Siegtreffers vom Montagabend. Leider ließ ein später Treffer der
Sportugiesen dann noch meinen Unentschieden-Tipp platzen. Wieder nix!
:-(
Im Tippspiel hat Gerd Pilates jetzt die Führung übernommen und schon 6
Punkte Vorsprung auf die Nichtgewinner-Plätze. Und, oh Wunder!, Jens
Hölemann hat kräftig gepunktet! Zweimal richtig gelegen, und schon ist
er raus aus der Abstiegszone. Gleich geht's schon wieder weiter.
Zwei Spiele, acht Punkte, und damit die Chance für das breite
Mittelfeld, ganz oben noch mal kräftig mitzumischen...
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
EM-Kommentar vom 13.06.
Liebe Tippspieler/innen,
schöner Fußball im Warschauer Stadion, hässliche Szenen auf Warschauer
Straßen - der gestrige Abend hinterließ zwiespältige Eindrücke. Die
Auslosung des ehemaligen Ostblockduells für den russischen
Nationalfeiertag war natürlich auch Pech für die Veranstalter. Trotzdem
wäre ein Teil der Polizsten wohl in der Innenstadt wichtiger gewesen
als in der Arena. Dort bot die polnische Auswahl dem Team des
ungeliebten ehemaligen "Großen Bruders" erfolgreich die Stirn im
vielleicht aufregendsten Spiel der bisherigen EM. Da war alles drin:
Kampf, Technik, Tempo und zwei schöne Tore. Es hätten gern noch ein
paar mehr sein können, denn solide Abwehrarbeit gehört nicht gerade zu
den Spezialitäten der Polen und Russen. Aber in der Spitze fehlte oft
auch der allerletzte Tick an Präzision, der Mitspieler steht richtig,
aber er bekommt den Ball eben ein kleines bisschen zu weit vor oder "in
die Hacke" gespielt und - zack! - ist die Chance vorbei! Darum blieb es
schließlich beim 1:1. So sollte diese EM weitergehen, gerne auch in der
Hauptrunde mit unseren beiden östlichen Nachbarn.
Am Vorabend hatte es noch einen deutlich müderen Aufgalopp gegeben.
Griechenland in der Euro-Krise – nichts Neues also. Den Cechen reichten
10 Minuten flotter Fußball zu Beginn, dann war die Sache auch schon
gelaufen. Zwar wurde noch 80 Minuten weitergespielt, aber spätestens
mit dem Gegentor verlegten sich unsere Nachbarn aufs solide
Verteidigen. Das fiel nicht schwer gegen harmlose Griechen, deren
Torgefahr in etwa ihrer Steuermoral entspricht. Wenn sich schon so eine
relativ schwache Mannschaft als Gruppenerster direkt für die Euro 2012
qualifizieren konnte (für den
Euro waren die Griechen nie wirklich qualifiziert), dann kann man sich
schon vorstellen, was uns 2016 in Frankreich mit 24 Mannschaften an
Grottenkicks ins Haus steht...
Wer übrigens dem eigenen Urteil und dem Geseiere der TV-Reporter nicht
traut, kann die Chancen der einzelnen Teams in einem Computermodell
verfolgen. Unter http://em.nr.no/indexEng.html
werden täglich neu die Wahrscheinlichkeiten für den Titelgewinn und das
Weiterkommen in die Hauptrunde berechnet. Derzeit stehen die
griechischen Chancen für einen Euro-Verbleib nach dem Wochenende bei
unter 15%. Sind Merkel, Schäuble und Lagarde an den Berechnungen
beteiligt?
Beste Chancen auf den Titelgewinn im Tippspiel hat derzeit der
Weltmeister von 2006, aber noch wechselt die Führung täglich, da ist
nichts entschieden. Unten warten wir weiterhin auf den ersten halbwegs
richtigen Tipp von Jens. Inzwischen 10x daneben gelegen – vielleicht
wäre Würfeln doch die bessere Alternative gewesen?
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 7 (Mittwoch, 13. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Pension Möwe“, Heringsdorf / Usedom
Olli & Katrin (Zimmer 1)
Olli: Sag mal, Katrin, das ist doch nicht der Ernst von deinem ZDF?
Katrin: Was meinst du damit?
Olli: Du
weißt ganz genau, was ich meine. Ziehen uns einfach kurzfristig von der
EM vor Ort in Charkiv ab und schicken uns auf diese Insel.
Katrin: Usedom ist doch sehr schön. Das Seeklima ist gesund und am Strand kann man so wunderbar Sandburgen bauen.
Olli: Ein
Oliver Kahn baut keine Sandburgen. Der berichtet hautnah von der
Fußballfront und nichts anderes. Wie soll ich mich jetzt überhaupt
motivieren? Wer kam eigentlich auf die Schwachsinnsidee, dass wir jetzt
beide den ganzen Tag auf dieser komischen Badeinsel stehen? Wir sind
schließlich beim Fußball und nicht bei der DLRG.
Katrin:
Wieso? Die Aussicht auf die Ostsee ist doch prima. Da kommen einem die
besten Ideen für die Moderation. Zum Beispiel „Die Abwehr gerät jetzt
ziemlich ins Schwimmen“ oder „Das Spiel wogt hin und her“.
Olli: Am
besten wohl noch „Käptn‘ Lahm auf großer Fahrt“. Wir sind doch nicht in
der „Haifisch-Bar“ oder beim Ohnsorg-Theater. Fußball ist eine viel zu
ernsthafte Sache. Statt das Geld der Gebührenzahler in Badeinseln zu
investieren, könnte uns das ZDF wenigstens ein vernünftiges Zimmer
spendieren. Diese Bruchbude hier geht ja mal überhaupt nicht.
Katrin: Ich
finde, unsere nett möblierte Frühstückspension hat einen gewissen
Charme. Und aus den Blümchengardinen kann ich mir nach der EM ein
schickes Ausgehkleid nähen.
Olli: Du und dein komischer Alt-Achtundsechziger-Modegeschmack. Damit machst du jedem Lumpensammler Konkurrenz.
Katrin: Das
finde ich jetzt wenig schmeichelhaft. Über deine hässliche beige
Lederjacke lästere ich ja auch nicht. Lass uns jetzt mal langsam über
Fußball reden. In ein paar Stunden geht’s los gegen Holland.
Olli: Gegen
die Holländer musst du über die Grenze gehen. Ich meine jetzt nicht die
polnische oder ukrainische, sondern die mentale und physische. Ein
Oliver Kahn kann das überall und jederzeit. Dann vollzieht sich die
Mutation vom Menschen zum Titan!
Katrin: Prima, Olli! Dann weiß ich ja, wer gleich unseren vollgepackten Bollerwagen zum Strand zieht.
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„Hotel Rote Fahne“, Charkiv
Loddar & Effe (Zimmer 216)
Effe: Na Loddar, wie hab‘ ich das gemacht mit dem Zimmer?
Loddar: Du hast die Plastiggarde einfach in den Schlitz gesteckt und dann ging die Düre plötzlich auf.
Effe: Alter,
das doch nicht. Nein – ich meinte, wie ich das gemanagt habe, dass
unser alter Torsteher mit seiner ZDF-Tussie kurzfristig reif für die
Insel wurde. Ein Anruf beim ollen Poschmann in Mainz hat gereicht. Der
kann den Kahn sowieso nicht leiden, seit der ihm letztes Jahr beim
Bundespressefest ohne vorherige Anmeldung in den Hals gebissen hat.
Aber jetzt haben wir’n richtig geiles Zimmer am EM-Ort für lau. Und
heute Abend hauen wir beide auf der Ehrentribüne einfach mal die
Holländer weg. Na ja, wenigstens erstmal‘n Kasten Heineken oder wie die
Plattland-Plörre heißt.
Loddar: Heude
muss endlich was passieren. Gechen Pordugal hat der Jochi nochmal
seinen Gopf aus der Schlinge gezochen. Aber heude ist er reif. Die
Holländer spielen mindesdens so gut wie die Niederländer, wenn nicht
sogar besser. Und dann gommt die große Stunde von einem Loddar Maddäus.
Effe: Träum‘
weiter! Ich sag‘ dir, unsere Jungs kommen in die nächste Runde. Aber
das Gelbe vom Ei ist das noch nicht. Da fehlen heute einfach solche
Führungsspieler wie wir beide es waren. Die immer voran gehen und auch
mal mit der Faust auf den Tisch hauen – echte Leitwölfe eben.
Loddar: Wie
meinst du das mit dem Disch? Den hatten wir früher doch nur beim
Dischdennis. Aber auch da hat ein Loddar Maddäus immer gewonnen.
Effe: Warum
wohl? Weil der Rest der Truppe abends komplett Hacke zu war. Der Berti
hat das gar nicht mitgekriegt. Dem hab‘ ich vorher immer
Schlummertropfen in seinen Pfefferminztee gegeben.
Loddar: Der
arme Berdi, der wo auch Derrier genannt wird. Der ist doch da im Osten
Drainer wie ich früher, da hinden in die Garpaden.
Effe: Du meinst den Kaukasus.
Loddar: Gaugasus – das Wort brannde mir auf den Nächeln.
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 6 (Dienstag, 12. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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Schlafwagen im „Warschau-Kiew-Moskau-Express“
Theo & MV (Abteil 70)
Theo: Also, mein lieber Herr Mayer-Vorfelder, sie sehen mich hier ziemlich bedient.
MV:
Bedienung? Darauf wart i scho seit drei g‘schlagne Stund‘. Wo isch
s‘Mädele mit s‘Weinkärtle? Hallo – Frollein!
Theo: Sie
denken wohl immer nur an das eine. Dieser ganze unmäßige Alkoholkonsum
hat uns erst in diese unangenehme Situation hier gebracht.
MV: War doch luschtig d‘letschte Tag‘ hier in Pole‘. Und Herr Doktor konnt au mal so richtig locker sei. Späßle!
Theo: Wenn
Sie das als Spaß empfinden, dass sie mich unter Vortäuschung falscher
Tatsachen im Hotelzimmer konsequent abgefüllt haben, dann kann ich Ihre
Art von Humor leider nicht teilen.
MV: Nu teile mir immerhin s‘Nachtwägele.
Theo: Darauf
kann ich gerne verzichten – in diesem stickigen Schlafwagenabteil
mitten in der ostpolnischen Provinz oder wo wir uns gerade befinden.
Ist Ihnen überhaupt bewusst, dass wir auf diese Weise nicht nur das
Eröffnungsspiel, sondern sogar das erste Deutschland-Spiel verpasst
haben? Als DFB-Ehrenpräsidenten! Platini und Niersbach sind immer noch
stinksauer – und das völlig zu Recht.
MV:
Papperlapapp – Kolleg‘ Franzmann soll sich net so habe. Wer hat denn
s‘Weinkistle bei uns aufs Zimmer g‘stellt? Und Sportsfreund Niersbach
soll erschmal sei Rotznäs putze. Hauptsach‘ der Mario hat‘s
erschte Tor für uns g’macht. VauEffBee forever!
Theo: Der
gute Herr Gomez spielt gar nicht mehr in Stuttgart, falls Ihnen das
entgangen sein sollte. Jedenfalls hatte ich wegen Ihnen ganze vier Tage
einen kompletten Filmriss, erhielt einen Hotelverweis und den
First-Class-Direktflug nach Charkiv haben wir auch noch verpasst.
MV: Sag i doch immer: Aller guten Dinge sind drei. Jetsch hascht wohl e Hängower wie im Film. Da muscht nu durch.
Theo: Mir ist nicht ganz klar, wie Sie das jemals wieder gutmachen wollen.
MV: Will i überhaupt? Jetsch müsse mir zwei Hübsche erschmal d‘Getränkefrach kläre. Hallo – Frollein!
Theo: Brüllen Sie nicht so herum! Das Personal spricht hier nur polnisch oder russisch.
MV: S‘isch fein – dann gibt’s bestimmt lecker Wodka! Wo isch hier denn s’Sambawägele?
Theo: Heute
wird hier weder Samba getanzt noch Wodka getrunken. Wir müssen nämlich
unterwegs in Charkiv aussteigen. Sonst landen wir noch im ukrainischen
oder russischen Nirgendwo und verpassen auch das zweite Spiel
unserer wundervollen Nationalmannschaft gegen die Niederlande.
MV: Charkiv –
das isch doch an d’Ostfront, oder? Und unsre Nationaltreter gewinne au
ohne mir zwei Hübsche morgen gege d‘Käsköpp.
Theo: Herr
Mayer-Vorfelder – ich bitte Sie jetzt in aller Form, Ihren Schlafanzug
anzuziehen und sich ins Bett zu legen. Sie dürfen gerne unten
schlafen.
MV: Fein – mei neunmal geliftetes Ehegespinst liegt bei uns au immer unde (kichert laut).
Theo: Das finde ich überhaupt nicht lustig.
MV: (MV’s Mobiltelefon klingelt)
Hei, wer isch denn da? Du bischt’s, Kevin? Jo – aus Moschgau! Nei, dem
Jogi sei Nümmerle han i nich. Jo – du bischt doch d’Allerbescht‘. I
meld mi, wenn mir in Ruschland ankomme. Jo Kevin – Vaueffbee forever!
Theo: Wer war das denn das so spät in der Nacht?
MV: Dasch war
dr Kevin, dem wo se von Schalke nach Sibirien g’schickt habe wege
Gaschpromm. Nu isch s’Bürschle ratzebutz fertig und will hoim zum Jogi
sei Nationalgemeinschaft. Dabei könnt er nu au bei de Russe mitspiele.
Theo: Das
kann ich nur unterstreichen. Gerade auch die Rückführung und
Integration von Russlanddeutschen sollte von uns jederzeit und mit
Nachdruck unterstützt werden. Darauf erheben wir jetzt feierlich unser
Glas.
MV: Sag i doch – na sdorowje, Herr Doktor!
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„Hotel Merkur“, Leipzig
Waldi & Rudi (Zimmer 460)
Waldi: Mensch Rudi, morgen geht’s wieder gegen Holland. Da kommen doch alte Erinnerungen auf.
Rudi: Geh‘
mir bloß vom Acker mit diesen mandarinengefärbten Wohnwagenfahrern. Wie
schön war das Zweitausendzwei. Ohne Holland sind wir damals zur WM nach
Japan gefahren und ganz Deutschland hat mitgesungen. Und hat sie
irgendeiner vermisst? Ich jedenfalls nicht.
Waldi: Aber das ist doch kalter Kaffee oder warmes Weizenbier, wie man bei uns in Franken so schön zu sagen pflegt.
Rudi: Hör
doch endlich auf mit deinem Sch***weizenbier. Ich rege mich schon
wieder auf. Der Rijkaard kommt einfach von hinten und dann läuft die
fiese Suppe schon meine Löckchen runter. Was meint der wohl, wie teuer
‘ne Dauerwelle damals war. Da hatten wir noch keinen Euro und die DDR
gab‘s auch noch – so’n bisschen wenigstens. Beim zweiten Mal hab ich
ihn dann zur Rede gestellt. Und weißt du, was der Kerl mir in seinem
deutsch-holländischen Kauderwelsch geantwortet hat?
Waldi: Du wirst es mir sicherlich gleich sagen.
Rudi: Er sagte nur: „Dat war keine Spucke, du Moffe, dat war Dreiwettertaft!“
Waldi: Schön,
dass wir diese nette Geschichte nach 22 Jahren jetzt auch
aufgeklärt haben. Na, denn war doch alles völlig harmlos und
jugendfrei. Mit dieser guten Nachricht für Jung und Alt verabschieden
wir uns nun von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern aus Österreich
und der Schweiz. Servus und Grüezi alle miteinander!
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Franzl & Uwe (Zimmer 461)
Franzl: Heut
scho wieder im Waldis Club – da wirst‘ doch deppert. Uwe, uns hält hier
nichts mehr. Morgen früa geht’s los. Endlich EM live und in Farbe!
Uwe: Wir sind damals Vierundfünfzig auch von Bern nach München gefahren. Einmal um den Bodensee.
Franzl: Nein,
Uwe, wir fahren nicht mit der Bundesbahn, sondern fliegen natürlich
kaisermäßig mit dem Hubschrauber wie anno Zwotausendsechs zu den
Spielorten. Vier Spiele in zwoa Stunden. Sag mal, warst‘ Vierundfuffzig
überhaupt scho dabei?
Uwe: Der Ball war niemals drin! Der war eindeutig vor der Linie.
Franzl: Das
wisse mer alle, Uwe. Aber das war Sechsundsechzig – die Geburtsstunde
des Kaisers. Vierundfuffzig war das doch mit Rahns Helmut.
Uwe: Der russische Linienrichter war’s – der Russe war schuld!
Franzl: Uwe,
halt‘s dei Goschn. Mia san bald in Russland. Und die spaßen nicht.
Sonst geht‘s ab nach Sibirien. Hast g’schaut, wie sie die Tschechen
Vierzueins zerfieselt haben? Völlig humorlos!
Uwe: Lew Jaschin war der beste Russe.
Franzl: Ja,
Uwe, aber der kann uns jetzt auch nicht helfen. Morgen geht’s außerdem
noch nicht gegen die Russen, sondern erst noch mal gegen die Holländer.
Gegen die gewinnt man mit Uli Hoeneß 2:1 und ohne Uli Hoeneß zu null.
Stürmer haben eben hinten, also im Kaiserreich, nichts zu suchen. Es
gibt aber wie immer nur eine Möglichkeit im Fußball: Sieg,
Unentschieden oder Niederlage.
EM-Kommentar vom 12.06.
Liebe Tippspieler/innen,
Montag ist Hebbelkicker-Tag, und solange die müden
alten Knochen und Gelenke noch halten, muss gekickt werden. Aber was
tun, wenn schon ab 18.00 Uhr der Ball in der Ukraine rollt? Ein Blick
auf den Wetterbericht: Sonnig! Also den Laptop und die Decke
eingepackt, rechtzeitig hingefahren, mit Kollege Jens schön unter den
großen Baum auf der Hebbelwiese gelegt und zumindest die erste Halbzeit
live geguckt - DVB-T sei Dank! Warum ich das alles hier erzähle? Weil
diese Geschichte und der anschließende Hebbelkick allemal interessanter
waren als das Spiel Frankreich-England. Und mehr Tore gab es bei uns
auch. Das sollen also der "Geheimfavorit" (Frankreich) und der
selbsternannte "Titelkandidat" (England) gewesen sein? Die
Froschfresser ließen den Ball immer wieder nur hin und her laufen, gern
auch in der eigenen Hälfte, und vorzugsweise ohne Raumgewinn. Und die
Limies haben zwar zuhause die vielleicht stärkste Liga der Welt, aber
solange dort 70% Ausländer spielen, wird es mit der englischen
Nationalelf nie was werden. Spielwitz und überraschende Momente,
technische Kabinettstückchen und fantasievolle Kombinationen - all das
also, was ein tolles Fußballspiel ausmacht, fehlte hier nämlich beiden
Mannschaften, von 1-2 Geistesblitzen pro Team vielleicht abgesehen.
Zwei angeblich große Fußballnationen bestritten eines der wirklich
schwachen Spiele dieser EM. Selber kicken machte deutlich mehr
Spaß.
Abends dann die gelb-blaue Farborgie in Kiew. Bis zur
Halbzeit ein auch nicht gerade prickelndes Spiel auf ähnlich schwachem
Niveau wie das am Vorabend. Aber nach der Pause kam Schwung in die
Sache. Schweden ging durch Ibrahimsson in Führung und Thomas Wark
fabulierte nach einer wenig erfolgreichen hohen Hereingabe der Ukrainer
von der Kopfballschwäche des zu klein geratenen ukrainischen
Angriffsduos Schewtschenko und Woronin. Zehn Minuten und zwei schöne
Kopfballtore später, wunderbar eingenetzt vom großen alten Mann des
ukrainischen Fußballs der Neuzeit, hätte Wark das zurücknehmen müssen.
Aber so etwas machen Reporter ja leider nie. Es entwickelte sich nun
ein interessanter Schlagabtausch mit großen Chancen für die Schweden
bis in die Nachspielzeit hinein. Doch leider fiel kein Tor mehr für die
Nordmänner. Wieder mal ein Tipp geplatzt. Mist! Aber immerhin ein
ganz nett anzusehendes Spiel. Grund genug auch für KMH auf Usedom,
ihren Olli für seine ach so gewagte Vorhersage einer besseren zweiten
Halbzeit anzuhimmeln, was dieser aber - hohoho! - ganz weltmännisch mit
dem Hinweis abtat, er habe ja schon ein paar Fußballspiele gesehen...
Uiuiui, das hatten wir von einem Exprofi und gebührenfinanzierten
TV-"Experten" jetzt aber nicht erwartet! Ganz großes Kino auf der
Ostseeinsel. Als dann noch die Chat-, Facebook- und Internet-Expertin
Jeannine (warum nicht gleich Cindy oder Mandy?) mit KMH die restliche
Sendezeit mit sinnlosen Sprechblasen füllen wollte, habe ich
abgeschaltet. Die Schmerzgrenze war erreicht. Dann doch lieber Matze
Knop...
Im Tippspiel stehen jetzt ein Nachwuchstipper aus dem
Stall der letztmaligen Eurosiegerin und ein Holländer vorn. Vielleicht
gibt es ja wenigstens bei uns was für die Käseroller zu gewinnen...
Ansonsten ist das Verfolgerfeld aber noch dichtauf. Jens Hölemann hält
zwei einsame Rekorde: Er hat tatsächlich als Einziger in bisher allen
Spielen mit seinen Tipps daneben gelegen. Andererseits hat er als
Einziger die drei bereits entschiedenen Zusatzfragen korrekt
beantwortet. Eine eigenartige Taktik...
Mit sportlichen Grüßen,
Robert
EM-Kommentar vom 11.06.2012
Dobry Dzien, liebe TippspielerInnen,
endlich hat die EM begonnen, die endlosen Vorberichte sind
vergessen, die gefühlten 300 befragten C-Promis ("ich habe zwar keine
Ahnung von Fußball, aber ganz sicher wird Deutschland Weltmeister! Oder
nicht?") sitzen jetzt wieder zuhause rum und warten auf den Anruf des
Klatschreporters der BLÖD-Zeitung - der Ball rollt nun in Polen und der
Ukraine! Als Tippspieler sind wir sachlich und kennen keine Gefühle,
wir wollen auch nicht, dass der Bessere gewinnen möge, oder dass David
mal schön dem Fußball-Goliath die Bälle um die Ohren haut. Nein,
Fußball ist eine ernste Sache, da ist kein Platz für Gefühlsduseleien.
Jetzt geht es knallhart um Punkte, und zwar vor allem im Tippspiel.
Wichtig ist, dass gefälligst das eigene getippte Ergebnis eintrifft.
Alles andere ist primär. Oder so ähnlich...
Die polnische Mannschaft hatte vor dem Eröffnungsspiel
wohl offenbar einige Pressemeldungen durcheinander gebracht.
Griechenland, Krise, Euro-Rettung - da wollte Polen als freundlicher
Gastgeber nicht abseits stehen! Gegen finanziell wie personell
dezimierte Griechen gaben Smudas Jungs in der zweiten Hälfte völlig die
Kontrolle ab und waren über den einen Punkt sogar noch froh. So sind
sie halt, die Polen: Vorbildliche Europäer. Schon Fußball-Philosoph
Kazimierz Górski wusste: "Das Spiel kann man entweder gewinnen,
verlieren oder unentscheiden spielen." So ist es!
Mit solchen Sentimentalitäten hielten sich die Russen
gegen Cechien nicht auf. Tore entscheiden, also ab nach vorn mit dem
Ball! Vier mal klingelte es im cechischen Kasten und Roman Houbnik soll
sich unbestätigten Gerüchten zufolge im Bett noch stundenlang weiter
gedreht haben, nachdem Pawljuschenko ihn vor dem 4:1 schwindelig
gespielt hatte. Die Sbornaja ist ein heißer Kandidat fürs Viertelfinale,
dieser Sturm ist europäische Spitzenklasse. Meisterschaften werden
aber... - na, Ihr wisst schon...
Samstag dann Silberhochzeit in Heikendorf. Steve Jobs und
dem Erfinder des WLAN sei Dank: Ich konnte mir zumindest die zweite
Halbzeit im Käseroller-Duell auf meinem iPod angucken, zwischen
Vorspeise und Hauptgericht. Merke: Ein winziges Bild ist besser als
jeder Live-Ticker! Und was war zu sehen? Anrennende Holländer, mitunter
glücklos, oft aber auch ohne rechten Plan. Dazwischen geschickt und
bemerkenswert cool verteidigende Dänen mit einigen gute Chancen.
Inzwischen weiß jeder fußballinteressierte Dreijährige in der Mongolei,
wie Robben die gegnerische Abwehr aushebeln will. Immer derselbe Trick,
damit wird er nur mit einer echten Leistungssteigerung und mehr
Spielwitz zum 4. mal Vize. Erst mal nur in Gruppe B allerdings, und das
wird schon schwer genug. Holland in der Eurokrise? Mittwoch ist der Tag
der Wahrheit. Das gilt aber nicht nur für die Tulpenzüchter, sondern
auch für Jogis Team. Nach perfekter EM-Form sah das gegen Sportugal
wahrhaftig nicht aus. Die zweite Halbzeit brauchte ich mir nicht mehr
auf dem Winz-Bildschirm anzuschauen, sondern durfte mit Segen des
Silber-Brautpaares in die Hotelbar wechseln, wo ein Flachbildschirm
immerhin ein besseres Bild bot. Geschont wurde aber nur der Sehnerv,
seine Kollegen wurden weiter arg strapaziert. Das deutsche Mittelfeld
sucht erkennbar Bindung und Form und nur Khedira hat sie schon. Der
Bundestrainer schien mir schon in der letzten Woche etwas zuuuu
"tiefenentspannt", etwas mehr Vorbereitung hätte dem deutschen Spiel
gewiss gut getan. Immerhin nutzte Hummels endlich seine Chance – bester
Mann im weißen Trikot! Und was soll man zu Gomez sagen? Nach seiner
Chance in der 2. Minute von Lethargie überwältigt, bewegungslos, ohne
Bindung zu Spiel, ohne Arbeit nach hinten – eine Katastrophe. Bis ihm
dann der abgefälschte Ball die Olaseiku-Frisur zerstörte und dem
deutschen Team den Sieg brachte. Ohne dieses Ding eine glatte Note 6.
So aber... – tja, was war das? Reicht eine gelungene Aktion für eine
gute Note und den Einsatz gegen die Käseroller? Ich denke, da ist
Arbeit auf dem Platz gefragt und Miro d'Italia der bessere Mann.
Erwähnt werden müssen aber noch die Außenverteidiger. Jochen, ich leiste
Abbitte: Boateng hat das klasse gemacht! Den Übersteigerkönig der
Sportugiesen kann man kaum komplett ausschalten, aber Boateng ließ ihm
so wenig Leine, dass er bei den wenigen Flanken von links keine Zeit
hatte, nach dem Mitspieler zu schauen und gezielt auf den Kopf zu
servieren. Gut gemacht, Boateng! Vielleicht sollten wir ihn klonen und
gegen Robben auch auf die linke Seite stellen, denn Lahm machte seinem
Namen leider alle Ehre. Jetzt geht es gegen Robben, da werden beide
besonders motiviert sein. Das wird ein interessanter Abend...
Überraschung dann gestern abend: Italien ist zurück auf
der Weltbühne! Eine couragierte Leistung gegen den Weltmeister,
teilweise mit geradezu erfrischendem Angriffsfußball – da wurde
gezeigt, wie man es gegen die Spanier machen muss. Kein
Angsthasenfußball wie Deutschland bei der WM 2010, auch keine Klopper-
und Treter-Taktik wie die Holländer im Endspiel... – Nein: Bei eigenem
Ballbesitz ein gut strukturierter und schneller Angriffsußball und
ansonsten eine variable, aber betonfreie Defensive. Die Weltmeister
hatten arge Probleme und statt Chorizo-Fußball gab es in der Spitze oft
nur lauwarme Paella. So verteidigen die Spanier ihren Titel nicht. Das
wird auch del Bosque sehen und ich tippe auf Torres in der
Anfangsformation des nächsten Spiels, sonst machen es die Spanier den
Gegnern zu einfach. Mit der Titelvergabe wenig zu tun haben wohl jetzt
schon unsere Euro-Freunde von der grünen Insel. Physis und Kampfgeist
stimmten bei den Irländern, aber ein wenig mehr Technik ist doch
vonnöten, wenn man bei dieser Euro was reißen will. Es riecht nach
Vorrunden-Aus für den Mister. Der Gegner aus Krokoatien ist vorerst
noch eine Wundertüte. Man wird erst gegen stärkere Gegner sehen, was
drin steckt...
Im Tippspiel steckte schon Musik, aber einige Teilnehmer
fanden erst im letzten Sonntagsspiel ihre Noten. Jetzt ist niemand mehr
punktlos und oben stehen zwei Petersens, allerdings m.W. weder
verschwägert noch fußballerisch verwandt. Die Euro-Titelverteidiger
nehmen im unteren Teil der Tabelle Anlauf. Noch gibt es 25 Spiele und
über 100 Punkte zu verteilen. Schon heute abend geht es weiter, wenn
auch die Tabellen-Aktualisierung erst nach dem Hebbelkick erfolgen wird
(ca. 21 Uhr).
Do pobachennya!
Robert
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 5 (Montag, 11. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Viva Polonia“, Warschau
Kloppo & Jupp (Zimmer 106)
Kloppo: (laut singend) Da simmer dabei, dat is priiima – viiiva Polonia!
Jupp:
Mensch Jürgen, halt doch endlich mal die Klappe. Hier sind noch andere
Hotelgäste. Außerdem haben deine Polen wirklich nicht so prickelnd
gespielt. Hätten fast noch in Überzahl gegen die Griechen verloren.
Kloppo:
Hab dich nicht so, du alte Spaßbremse. Unser Robert hat immerhin das
allererste EM-Tor geschossen – und das auf Flanke von Kuba. Borussia
eins – Griechenland null! Wie geil war das denn? Außerdem kann ich auch
nichts dafür, dass ihr die Champions League vergeigt habt. Ein Schuss,
kein Tor, die Bayern!
Jupp:
Alles doch längst abgehakt. Der Blick geht nur nach vorne. Nach der
Saison ist vor der Saison. Und von dir lass ich mich überhaupt nicht
provozieren (wird knallrot im Gesicht).
Kloppo: Mensch
Osram, jetzt aber fünf Taler ins Phrasenschwein. Was machst du
eigentlich hier in Warschau? Deine Bayern spielen doch übermorgen an
der russischen Grenze gegen Holland.
Jupp:
Deine paar Dortmunder sind doch auch da, die dürfen aber im Gegensatz
zu meinen gar nicht mitspielen (grinst). Ich bin hier in geheimer
Mission als Talentscout unterwegs. Ein paar frische Kräfte aus dem
Osten würden uns für die neue Saison ganz gut tun.
Kloppo:
Nun tu nicht so scheinheilig. Glaubst du eigentlich, ich bin ballaballa
in der Birne? Habe doch längst gecheckt, dass du mir während der EM
meine drei turbogeilen Polenjungs abspenstig machen willst. Aber da hat
sich dein Uli-Präsi bös in seinen dicken Finger geschnitten. Die
bleiben alle rubbeldikatz am Borsigplatz. Und weißt du warum? Weil es
bei uns so richtig geil ist. Ladiladiladiladilooo – BeVauBeee
Nuulneuuun!
Jupp:
Na ja, jetzt ist die Katze eben aus dem Sack. Ich biete dir fürs
Polentrio im Tausch erstens einen Haufen Griechenland-Obligationen,
zweitens meine komplette Panini-Sammlung und drittens eine
Stadtrundfahrt durch München inklusive Besichtigung des Rathausbalkons.
Und als Bonus gibt’s noch einen egoistischen Holländer, einen blonden
Ukrainer, einen verletzten Kroaten und einen zündelnden Brasilianer
dazu. Na, was sagst du dazu?
Kloppo:
Pack‘ am besten noch einen Ex-Schalker Torwart, eine Offensivkraft mit
Allerweltsnamen, einen spanisch klingenden Stürmer und einen
dreifach-vize-frustrierten Mittelfeldspieler obendrauf. Und dann würde
ich immer noch nein sagen.
Jupp: Und was ist mit Ulis Wurstfabrik, der Privatpraxis vom Müller-Wohlfahrt und den Restaurants vom Schuhbeck?
Kloppo:
Mensch Jupp, schön dass wir auf diesem wundervollen Zimmer so gemütlich
beisammen sind. Lass uns doch in Ruhe über alles reden und ganz
nebenbei die Welt retten. Vielleicht fangen wir einfach mal mit den
Bayern an ...
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Otto & Beate (Zimmer 105)
Beate: Hast du schon mit Athen telefoniert?
Otto:
Da ist doch keiner mehr erreichbar. Die bereiten sich alle auf die
Wahlen vor, feiern den Punktgewinn im Eröffnungsspiel oder liegen in
der Sonne. Unter Sokrates wär‘ das früher nicht passiert. Überhaupt
fehlt da der nötige Zug. Hast du den für morgen schon gebucht?
Beate:
Ja – ab 11:30 Uhr geht’s von Warschauer Hauptbahnhof direkt nach
Wrotzlaff oder wie das Kaff da heißt. Keine neun Stunden Fahrt. Wir
sind dann passend zum Griechenspiel gegen die Tschechei vor Ort.
Otto:
Meine Liebe, die heißen Tschechoslowakei – Tschechei hat früher mal‘n
anderer gesagt. Bei einer EM in Polen muss man immer politisch korrekt
sein, vor allem als Deutscher – gewissermaßen Staatsmann im
Trainingsanzug. Hast du den für mich eingepackt?
Beate:
Otto, was denkst du denn – natürlich. Ich konnte aber den alten
Griechenanzug aus Ballonseide nicht mehr finden. Habe den ganzen Keller
abgesucht. Da hab‘ ich einfach den schnieken Herthaanzug genommen und
dieses hässliche Vereinswappen ‘rausgetrennt. Jetzt muss ich nur noch
‘ne kleine Griechenfahne aufnähen.
Otto: Schande – jetzt fällt’s mir wieder ein. Den Griechenanzug hab ich doch neulich zum Malen genommen.
Beate:
Mein kleiner Rubens – wat haste denn jemalt? Im Wohnzimmer wäre über
der Anrichte noch Platz für’n richtig schönes Gemälde.
Otto:
Dann musst du da wohl unsere Haustür im Querformat aufhängen. Die war
mal wieder fällig. Dat is‘ wie bei uns allen. Irgendwann ist einfach
der Lack ab. Aber das ist jetzt mal nicht von Goethe.
Beate:
Sag mal, hast du die beiden alten Streithähne von Nummer 107 vorhin auf
dem Flur gehört? Der eine ist wohl irgend so ein Doktor und der andere
hat einen merkwürdigen Doppelnamen. Eigentlich kommen die mir sogar
bekannt vor. Waren die nicht mal mit uns auf der Ehrentribüne? Hatten
übrigens ziemlichen Stress mit dem Hoteldirektor. Morgen früh müssen
die fristlos ihr Zimmer räumen. Dann wollen die tatsächlich zusammen in
den ganz wilden Osten aufbrechen – wahrscheinlich mit der
Transsibirischen Eisenbahn. Ein komisches Paar ist das.
Otto:
Zickenkrieg unter alten Männern – da harmonieren wir beide doch viel
besser: Ich als alter Trainerfuchs und du als Urmutter aller
Spielerfrauen.
Beate: Otto, schön haste dat jesagt. An dir ist echt ein Dichter verloren gegangen. Maler bist du ja schon.
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 4 (Sonntag, 10. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Ukraina“, Kiew
Vitali & Wladimir (Suite 11)
Wladimir: Weißt du noch, früher an der Universität…?
Vitali: (kaut lustlos auf einer Milchschnitte herum) Hmmm…
Wladimir: Wenn wir Hunger hatten, da hast du uns immer Blinis gemacht…
Vitali: Hmmm…
Wladimir: …mit viel dicker Hefe und saurer Sahne.
Vitali: Hmmm…
Wladimir: Die waren grauenhaft!
Vitali: Meinst du, die könnten wir morgen vor dem Stadion verkaufen?
Wladimir:
An unsere ukrainischen Landsleute wohl nicht. Die essen seit unserer
dämlichen Werbung immer nur noch West-Milchschnitte – mit viel frischer
Milch gemacht – die Zwischenmahlzeit von heute – schmeckt leicht und
belastet nicht.
Vitali:
Ich dachte eher an die schwedischen Fans. Die sind nicht so
anspruchsvoll. Zu Hause gibt es bei denen immer nur Knäckebrot mit
Surströmming. Das ist grauenhaft.
Wladimir:
Eine wirklich gute Idee, Vitali. Für viel Bier und Wodka brauchen die
unbedingt eine feste Grundlage. Deine Blinis wären ideal dafür. Mit
viel dicker Hefe und saurer Sahne.
Vitali:
Ich habe eine noch viel bessere Idee, Wladimir. Die schwedische
Mannschaft wohnt doch auch bei uns im Hotel. Ich kenne den Chefkoch da
unten sehr gut und bringe ihm heute früh meine frisch gemachten Blinis
vorbei. Der packt die fetten Dinger mit auf den Frühstücksteller. Das
macht den stärksten Schweden abends müde und träge.
Wladimir:
Und wir sehen dann im Stadion den ersten Sieg unserer geliebten
Ukraine. Was gibt es da eigentlich zu essen?
Vitali: Boeuf á la Tolstoi – schwere Kost!
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 3 (Samstag, 9. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Rote Fahne“, Charkiv
Olli & Katrin (Zimmer 216)
Olli: (schreit mitten in der Nacht laut auf) Weiter, weiter, immer weiter!
Katrin: (rüttelt ihn) Olli, Olli, was ist denn los mit dir?
Olli: (reißt sich los) Da ist das Ding!
Katrin:
Olli, nun reiß dich mal zusammen und nimm deine verdammten Hände weg.
Das Spiel ist längst zu Ende. Und du spielst gar nicht mehr mit.
Olli: (jetzt wach)
Ein Oliver Kahn spielt immer mit – und das auf allerhöchstem Niveau.
Aber warum haben sie heute den Scholli aufgestellt? Der ist doch immer
verletzt – oder war das der Strunz?
Katrin:
Der Scholli spielt auch nicht mit. Der ist heute doch Co-Kommentator
vom Beckmann. Die ARD ist mit der Übertragung dran. Wir kommen erst am
Mittwoch gegen Holland.
Olli:
Holland ist auch viel wichtiger. Was ist schon Portugal? Gegen die
durfte ich 2006 von Klinsmanns Gnaden noch mal ran. Eigentlich hatte
ich gar keine Lust dazu. Spiel um den dritten Platz. Das ist wie ‘ne
Kutschfahrt durch die Lüneburger Heide – einfach nur unter Niveau. Aber
ein Oliver Kahn zeigt Größe und gewinnt trotzdem. Am Ende hat mir sogar
der Lehmann gratuliert.
Katrin:
Olli, ich möchte jetzt einfach nur schlafen. Die ukrainischen Matratzen
sind schon schlecht genug. Und ab morgen früh proben wir schon für
unseren Einsatz.
Olli:
Training ist immer wichtig. Ich habe früher noch zwei bis drei Stunden
weiter gemacht. Da waren die anderen Kollegen schon längst im „P1“
versackt.
Katrin: Bist du da nicht auch mal gewesen?
Olli:
Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Außerdem ist das Schnee von
gestern. Ein Oliver Kahn ist immer auf das nächste Ziel fokussiert. Und
das heißt jetzt Holland. 2002 waren die ja nicht dabei. Die hatten
wahrscheinlich Angst vor mir. Wollen wir uns schon mal warm machen.
Katrin:
Nimm deine Finger weg. Ich bin öffentlich-rechtlich! Deine
Schweinereien kannst du mit den billigen Tussies von den Privaten
machen.
Olli: Mensch Katrin, nun zier dich nicht so. Wir sind doch beim „Aktuellen Sportstudio“.
Katrin: Jetzt reicht‘s mir. Ich bau mir noch ‘ne Gurkenmaske und pack mich dann auf die Seite. Gutes Nächtle!
Olli: Auch ein Titan kann nicht ewig siegen. Aber es geht ja weiter, immer weiter …
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 2 (Freitag, 8. Juni 2012)
Abgehört und protokolliert von Bernd Christoph
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„Hotel Merkur“, Leipzig
Rudi & Waldi (Zimmer 460)
Rudi: Hier mit dir auf dem Zimmer – ein einziger Traum! Und dann auch noch in Leipzig fernab der Spiele.
Waldi: Stell dich
nicht so an, Rudi. Die ARD muss sparen und das kommt unseren treuen
Gebührenzahlern zugute. Außerdem ist Leipzig doch ein nettes Städtchen.
Rudi: Hör
doch auf. Du hast doch in deinem ganzen Leben noch keine
Fernsehgebühren bezahlt. Außerdem hast du immer gut reden. Sitzt locker
in deinem Waldi-Club und zischt zwei, drei Weizenbier. Ich könnte schon
wieder richtig wütend werden, wenn ich dich so sehe. Immer dieses
Gerede von den Tiefpunkten und noch tieferen Tiefpunkten.
Waldi: Krieg
dich mal wieder ein. Erstens hat die deutsche Mannschaft noch gar nicht
gespielt. Zweitens gibt es hier im Osten kein richtiges Weizenbier. Und
drittens ist alleine Punkt zwei schon ein absoluter Tiefpunkt. Soll ich
jetzt etwa lauwarmes DDR-Bier trinken?
Rudi:
Das ist mir sch***egal, was du trinkst. Deine Plauze ist fett genug.
Bald wirst du noch Kollege Calli Konkurrenz machen. Ich hab‘ einfach
die Schnauze voll von diesem Gerede. Wir spielen schließlich gegen den
Tabellenführer und das wird sauschwer.
Waldi:
Rudi, wach mal auf. Du bist nicht mehr Teamchef und wir spielen morgen
nicht gegen die Isländer, sondern gegen Portugal.
Rudi:
Weißt du, wie Netzer und Delling die Isländer genannt haben? Die
Brasilianer des Nordatlantiks! Das lass ich mir nicht länger bieten.
Ausgerechnet der Netzer. Was hat der früher für einen Käse gespielt.
Darüber regt sich keiner auf.
Waldi: Netzer
und Delling sind Geschichte. Wir haben jetzt Beckmann und Scholl. Die
kommentieren morgen auch das erste Spiel der Bayern, ich meine der
Deutschen.
Rudi:
Hör bloß auf! Wieder solche Dampfplauderer. Wenn ich den Beckmann schon
sehe. Aber bei seinem „Tag der Legenden“ hab ich den neulich in Hamburg
fein abgegrätscht. Und dieser Scholl – der soll erst mal erwachsen
werden. Grinst immer so blöde rum und fährt im Werbefernsehen in seinem
rumänischen Försterauto für Arme sinnlos durch die Gegend.
Waldi: Nun ist
aber mal gut. Deutschland spielt morgen Abend gegen Portugal und
hinterher gibt es „Waldis Club“. Bitte nicht versäumen, meine sehr
geehrten Damen und Herren in nah und fern.
Rudi:
Auf mich kannst du diesmal nicht zählen. Ich melde mich krank und
bleibe hier im Hotel. Viel Spaß bei deiner Weißbier-Laberrunde mit
Matze Knop oder wie diese Spaßvögel alle heißen. Lade doch mal „Ente“
Lippens ein. Der ist wenigstens richtig witzig.
Waldi: Mein
lieber Rudi – ich glaube, wir beenden für heute lieber unser Gespräch.
Unseren lieben Fernsehzuschauern in West und Ost wünsche ich eine gute
Nacht. Grüß Gott und Sayonara!
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Franzl & Uwe (Zimmer 461)
Franzl: Jo mei – hörst den Rudi toben nebenan. So san’s, die Preißn. Koane innere Ruh‘.
Uwe: Find ich auch, bei Adidas war früher alles besser.
Franzl: Als Lichtgestalt könnt‘ ich mir so was nicht leisten. Ich lass bei uns in München den Uli toben.
Uwe: Geld ist nicht alles. 1,2 Millionen hat Inter damals für mich geboten.
Franzl: Der arme Waldi. Aber wir Bayern sind ja hart im Nehmen, obwohl der Waldi ja ein Franke ist.
Uwe: Zum Glück ist der HSV drin geblieben. Immer erste Liga. So muss das sein.
Franzl:
Besonders als Ehrenspielführer musst du dich immer unter Kontrolle
haben. Morgen sehen uns wieder zig Millionen im Fernsehen, wenn wir
beide beim Waldi im Studio sitzen.
Uwe: Mit Charly Dörfel habe ich am liebsten gespielt.
Franzl: Ja Uwe, wir beide. Das wird ewig so bleiben. Mit dir plauder ich immer am liebsten.
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„Hotel Europa“, Lwiw (Lemberg)
Loddar & Effe (Zimmer 2001)
Loddar: Mensch
Effe, heute gehd‘s endlich los. EM in der Ugraine. Dief im Osten – das
ist ein Land für einen Loddar Maddäus. Mal sehen, vielleicht kann ich
das für meine BILD-Golumne oder mein Dachebuch verwenden. Ein Loddar
Maddäus ist ja immer up to death, wie die Ameriganer so sachen.
Effe:
Schönes Ding, Alter. Kannst dein Gekliere ja später den vielen
Balkan-Tussies vorlesen. Kauf dir lieber mal’n vernünftigen PC bei
Media-Markt.
Loddar: Die
hiesichen Frauen sind viel besser als ihr schlechter Ruf. Ich habe in
den ganzen Ländern auf meinen Drainer-Stationen nur besde Erfahrungen
gemacht. Serbien, Ungarn – da wo ein Loddar Maddäus hinkommt, sind die
Mädels nicht mehr lange alleine.
Effe:
Die sehen doch immer gleich aus – dunkelhaarig und mit reichlich Holz
vor der Hütten. Deshalb bleibe ich lieber bei meiner Claudia. Da weiß
ich, was ich habe. Und die ist wenigstens tätowiert.
Loddar:
Ein Loddar Maddäus verwended geine gebrauchden Frauen von Ex-Kollechen.
Der erobert immer ein neues Derrarium für sich. So wie damals auf dem
Platz. Deudscher Meisder, Idalienischer Meisder, Weldmeisder,
Weldfußballer – mehr gehd wirklich nicht.
Effe:
Aber als Trainer nimmt dich nicht mal‘n Viertligist in Brandenburg.
Irgendwie scheiße gelaufen, oder?
Loddar: Die
große Zeit von einem Loddar Maddäus wird noch gommen. Mal sehen, wie
lange dieser Jochi Löw noch am Ruder ist. Deudschland gegen Pordugal.
Das war schon mal Schicksalsspiel bei der EM. Das hunderdfünftigste und
letzde Länderspiel für einen Loddar Maddäus und gleichzeidig das Ende
von der glanzvollen Arie von einem Erich Ribbeck. Wenn es wieder so
gommen sollte, ich wäre jederzeit bereit für dieses unser Land, das wo
auch Deudschland genannd wird. Aber nicht auswärds. Da heißt es
Schörmennie. Meisdens jedenfalls. Wechen der vielen Germanen, die wo
früher mal bei uns gewohnt haben. Wo sind die eichentlich alle
geblieben?
Effe:
Mensch, Loddar. Denk nicht so langfristig. Das ist nicht gut für dich.
Morgen früh kommt schon unser ukrainisches Zimmermädel, um die
Chipsreste wegzusaugen. Die ist bestimmt genau dein Typ – darauf meinen
Stinkefinger!
Loddar: (Telefon klingelt)
Hallo – wer ist denn da? Ich gann gaum was verstehen. Ach du bist es,
Gevin. Du lispelst ja immer noch. Von wo rufst du an? Aus Mosgau! Nein
– die Handynummer vom Jochi Löw hab ich auch nicht. Ja – du bist unser
besder Stürmer. Hab ich schon in der BILD immer gesacht. Nadürlich hast
du Recht – der Glose ist verletzt und der Gomez völlig blind. Ja, ich
gümmer mich drum. Ich melde mich wieder. Ein Loddar Maddäus hält sein
Wort. Du gommst noch zum Einsatz und ich bin dein Berader. Exglusiv
kommt das gleich in die BamS. Die EM gann beginnen!
Live aus dem EM-Doppelzimmer - Teil 1 (Donnerstag, 7. Juni 2012)
„Hotel Viva Polonia“, Warschau
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Theo & MV (Zimmer 107)
MV: Ja gell - i möcht nicht unhöflich erscheine, ha i wär gansch gära alloi.
Theo: Wer sind Sie überhaupt?
MV: Mein Name isch Mayer-Vorfelder.
Theo: Zwanziger, Doktor Zwanziger.
MV: Angenehm. Besser a alde Zwanziger wie a falsche Fuffziger (prustet los und kriegt sich kaum noch ein).
Theo: (mürrisch) Ob für mich auch angenehm, weiß ich noch nicht so genau. Haben wir uns nicht schon mal irgendwo gesehen?
MV: Wie soll i dasch mit mei
Brausekopp wisse? Könne sia mir überhaupt sage, warum sia in mei
Badewännle hocke?
Theo: Ich kam von der UEFA-Sitzung im
Keller und hatte mich in der Zimmernummer geirrt. Dieses polnische
Hotel ist etwas
unübersichtlich.
MV: Ha nu wisse sia, das sia in ei Fremdwännle sitze und bade oinaweg weiter?
Theo: Von baden kann nicht die Rede sein,
ist ja kein Wasser in der Wanne. Außerdem stinken Sie wie eine ganze
Kneipe.
MV: Trollinger sag i immer –
Trollinger muss es sei! Jetsch weiß i wieder: Sia sind mei Vorgänger
Egidiusch Braun.
Theo: Mein Gott – der lebt doch gar nicht
mehr! Außerdem bin ich gar nicht ihr Vorfelder – ähm Vorgänger –
sondern – wenn
überhaupt – ihr Nachfolger.
MV: I heiß Mayer-Vorfelder, net Mayer-Nachfolger.
Theo: Mayer-Vorfelder, Müller-Wohlfarth,
Müller-Hohenstein. Das ist mir ganz egal, jetzt lassen Sie endlich das
Wasser ein.
MV: Mei Badewasser lass i mir
nei, wenn i esch für richtig halde. Außerdem stinkt des Wasser do wie
de Pescht.
Theo: Ach.
MV: Was ach?
Theo: Ich wollte meiner Verwunderung
Ausdruck geben, dass Sie es vorziehen, ohne Wasser in der Wanne zu
sitzen.
MV: Du Babbelmaul – i bin
Eksch-Minischter, Politprofi und Ehrenchef von de ganze DFB-Trupple und
i bin dir in mei
Badewännle kei Recheschaft schuldig.
Theo: Nein, nein.
MV: I entscheid persönlich, ob mit oder ohne Wasser. A Weinle musch ha immer sei.
Theo: Ja, ja.
MV: De Entscheidung, ob
mit oder ohne Trollinger – äh Wasser – lasch i mir von niemand
aufdränge, du Bettbronzer.
Theo: Das letzte habe ich überhört.
Außerdem bin ich ebenfalls Ehrenpräsident des DFB. Vielleicht
kenne ich sie daher von früher.
Mein Gott, mein Gedächtnis. Würden Sie jetzt
vielleicht das Wasser einlassen, wenn ich Sie höflich darum bitte?
MV: Na also, isch geht doch. Wasser marsch!
Theo: Oh ja. Vielen Dank.
MV: Oh, biddschee. De Pupp bleibt drussa!
Theo: Herr Mayer-Vorfelder!
MV: De Pupp bleibt drussa!
Theo: Herr Mayer-Vorfelder, ich bade immer mit meiner Gummipuppe.
MV: Nicht mit mir. De
sieht ja aus wie mei neunmal geliftetes Ehegespinst, die wo jetscht zu
Haus in Schduagerd hockt.
Hascht de von de Beate Uhse?
Theo: Das geht Sie gar nichts an.
MV: Wenn du dei Pupp neiläscht, lass i mei Wasser naus.
Theo: Wasser ist für alle da. Das sind wohl die Erpressermethoden Ihres sauberen Vereins.
MV: Saubebble – du bischt doch au in de CDU.
Theo: Ich meinte eher die FIFA.
MV: Herr Medizinalrat Zwanziger!
Theo: Herr Mayer-Vorfelder!
MV: Akademiker willscht sei? Ha! Wohl wie de Lügebaron Guttenberg.
Theo: Also, was ist jetzt?
MV: I lass des Wasser naus, wenn du dei Pupp neiläscht.
Theo: Ich nehme meine Puppe herein.
MV: Wo isch mei Trollinger – wo isch de Stöpsel?
Theo: Sie sitzen drauf.
Wissen Sie eigentlich, dass viele Menschen überhaupt kein Bad besitzen,
geschweige denn einen Stöpsel?
MV: Ach,
Moralaposchtel bischt wohl au noch? In Dreideibels Name, lasch dei
verhurte Gummipupp nei.
Theo: Ich denke gar nicht daran.
MV: Dann tauch i nach mei Trollingerflasch, bis du dei Pupp neiläscht.
Theo: Bitte sehr.
MV: Des isch mei Ernscht! I zähl bis drei. Eins, zwei, gsuffa … (taucht mit gurgelndem Geräusch unter und sofort wieder auf)
Theo: Da sind Sie ja schon wieder.
MV: Krutschifiksch – is des trüb da unde.
Theo: Passen Sie mal auf (taucht unter)!
MV: Komm
hoch, du Luderback, sonsch steig i aus de Wann. Mit Luft anhalde kann
jeder.
Theo: (taucht nach längerer Zeit wieder auf) Was sagen Sie nun?
MV: Esch gibt wichtigeres im Lebe.
Theo: Was denn?
MV: Ehrlichkeit, Toleransch …
Theo: Das ist nicht Ihr Ernst.
MV: Unbestechlichkeit, Transparensch …
Theo: Mir wird gleich übel. Sie sind ja wie der Blatter.
MV: Scheiß auf de Blatter – Hauptsach lecker Trollinger!
Theo: Egal – aber ich kann länger als Sie.
MV:
Wer länger kann, weiß högschdens mei Frau. Du mit dei schlaff Gummipupp!
Theo: Jetzt will ich‘s wissen. Wir tauchen jetzt gleichzeitig.
MV:
Mir egal – morge isch de Start von de Fuschball-EM. De Pole gege de
Pleitegriech. Da muss i wieder obe sei.
Wo bleibe mei VIP-Kärtle eigentlich?
Theo: Also. Eins, zwei!
MV: Drei … (beide tauchen unter)
Platini: (Tritt suchend ins Zimmer ein) Merde allors! Is somebody here? Les presidents Allemagne! Excusez moi, is this room number 107?
Moi try to deliver two VIP-tickets for demain et ten boxes of Bordeaux
wine.
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Kloppo & Jupp (Zimmer 106)
Jupp: Dass
wir uns hier so schnell wieder treffen, hätte ich nicht gedacht. Aber
jetzt sind wir nun einmal hier zusammen
im Doppelzimmer gelandet und müssen das Beste draus machen. Hallo
Jürgen, wie geht es dir?
Kloppo: Geil – einfach nur
geil. Ich komm‘ aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Ein Schuss, kein
Tor, die Bayern!
Jupp: Schön für dich. War ja auch ‘ne gute Saison für euch.
Kloppo: Gut? Die war einfach
nur geil. Die Truppe war geil – so was habe ich noch nie trainiert. Und
erst unser Umfeld:
Aki, Susi, der Norbert und vor allem die süßen Mäuse von der
Geschäftsstelle – alle supergeil. Aber ich bin ja
glücklich verheiratet – einfach nur megageil.
Jupp: Apropos verheiratet – bist du ganz alleine hier in Polen?
Kloppo: Eigentlich hatte ich
wieder mit dem Ursch Meyer gerechnet. Aber der macht zurzeit einen
Deutschkurs in der Schweiz,
damit man ihn auch mal verstehen kann. Danach wollen wir im Fernsehen
wieder zusammen angreifen. In der
Sommerpause habe ich ja Zeit ohne Ende. Das wird dann so richtig geil.
Für unsere treuen Fans mache ich alles.
Jupp:
Hörst du das im Nebenzimmer? Da rauscht doch Wasser. Was veranstalten
die denn da?
Kloppo: Ich habe da vorhin so
‘ne leicht senile Graulocke reingehen sehen. Der kam mir irgendwie
bekannt vor. Aber egal –
ich muss mich jetzt mental auf morgen vorbereiten. Dann stehen meine
drei Polenjungs auf dem Platz: Kuba, Lukasz
und Robert. Die werden den Griechen so richtig Zunder geben. Wie geil
wird das denn, bitteschön?
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Otto & Beate (Zimmer 105)
Beate: Ich habe mich so
auf unseren Urlaub gefreut, Otto. Aber warum musste es nun unbedingt
Polen sein?
Otto: Merk
es dir, meine Zuckerschnecke, man muss immer an die Fleischtöpfe ran.
Das hat schon der alte Goethe früher gesagt.
Beate: Versteh ich nicht, ich bin doch Vegetarierin.
Otto:
Hertha war gestern, die EM ist heute. Und morgen spielen die Griechen.
Dämmert es jetzt langsam bei dir?
Beate: Du meinst, dass wenn die irgendwie nicht so richtig …
Otto:
Richtig – schmiede das Eisen, so lange es heiß ist. Die Wahrheit liegt
auf dem Platz und die kann manchmal grausam sein.
Wenn meine Hellenen morgen gegen die Polen verkacken, so wie meine
Hertha vor ein paar Wochen gegen Düsseldorf,
dann steht der Otto-Rettungsschirm bereit – gewissermaßen Rehakles
reloaded!
Beate: Otto, wie
du das immer machst. Müssen wir dann aber wieder nach Athen umziehen?
Otto:
Nein, das ist mir zu unsicher. Bei Absteigern wohnt man nicht. Deshalb
sind wir ja auch aus Berlin weggezogen. Nein –
wir managen das zusammen von unserem Reihenhaus in Essen-Stehle aus.
Ich mach das Sportliche und du kümmerst dich
um die Finanzen und die Weihnachtspost.
Beate: Hörst du das Blubbern nebenan. Ob sich da einer ersaufen will?
Otto:
Manchmal steht einem das Wasser bis zum Hals. Dann heißt es: Kopf hoch
und fleißig weiter trainieren. Das ist ausnahmsweise
mal nicht von Goethe, sondern von mir.
Beate: Otto, ick liebe dir!
(Gespräche abgehört und aufgezeichnet von Bernd)
Epilog vom Kanal zur EM 2012
(Fast wieder) Sieg für Deutschland
Am Samstag, den 19. Mai 2012, wurde die Fußball-Europameisterschaft vor
über 80.000 Zuschauern in der „Fußball Arena München“ entschieden.
Glücklicher Sieger wurden diesmal die Engländer – und das auch noch im
Elfmeterschießen! Die Deutschen nutzten ihre Überlegenheit nur
unzureichend und scheiterten somit wieder einmal knapp in einem
Endspiel. Aber so ist nun einmal der bisweilen grausame Sport.
Die Münchner Nationalspieler Neuer, Lahm, Boateng, Schweinsteiger,
Kroos, Gomez und vor allem der Torschütze Müller drückten dem Spiel in
besonderer Weise ihren Stempel auf. Außerhalb des Spielfelds drückte
der finalgesperrte Badstuber leider letztlich vergeblich beide Daumen
für seine bajuwarischen Kollegen. Überreicht wurde der Pokal von
UEFA-Präsident Michel Platini.
Die eigentlich ebenfalls fest eingeplanten Dortmunder Nationalspieler
Hummels, Schmelzer, Gündogan und Götze erreichten das Stadion leider
nicht mehr rechtzeitig bis zum Spielbeginn. Nach ausgiebigen
Double-Feierlichkeiten zu Hause in Dortmund wurden sie vermutlich von
einem überzeugten Schalke-Anhänger in heimtückischer Absicht von der
Autobahn A 45 gezielt nach Lüdenscheid abgeleitet. Nach Informationen
des Sportinformationsdienstes haben sie dort einfach weiter gefeiert
und waren zu einer Weiterfahrt nach München nicht mehr zu bewegen. Der
Schalke-Fan soll sich übrigens derzeit im Raum Kiel aufhalten und dort
ein illegales Fußball-Tippspiel betreiben.
Es ist also alles längst entschieden: Deutschland ist (Vize-)Europameister 2012!
Fälschlicherweise geistern allerdings nun Meldungen durch die Gazetten,
dass in Kürze angeblich eine Fußball-EM in Polen und der Ukraine
stattfinden soll. Richtig ist vielmehr, dass eine inoffizielle deutsche
Nachwuchsauswahl unter der Leitung von Jogi Löw an einem inoffiziellen
Turnier zur Festigung der Völkerfreundschaft mit unseren östlichen
Nachbarn teilnehmen wird. Das ist aus sportpolitischer Sicht höchst
lobenswert, aus menschenrechtspolitischer Sicht höchst problematisch,
hat aber andererseits mit einer richtigen Europameisterschaft überhaupt
nichts zu tun.
Im Zuge drastischer Sparmaßnahmen konnten sich die
öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF in diesem Jahr nur noch die
Fernsehrechte für dieses allenfalls drittklassige Freundschaftsturnier
sichern. Alle Spiele sind somit live und unverschlüsselt im Free-TV zu
empfangen. Wir vom Kanal wünschen daher all jenen viel Spaß, die sich
im Juni aus alter Gewohnheit oder aus purer Langeweile vor den
Fernseher setzen wollen, um diese deutsche Auswahl in irgendeiner Art
und Weise zu unterstützen. Noch einmal zum langsamen Mitlesen: Ihr
braucht es nicht – schont eure Nerven – wir sind doch schon
(Vize-)Europameister!
Bernd